Schwäbische Zeitung (Wangen)

Flügge geworden

Der Häfler Spitzen-Leichtathl­et Richard Ringer will sich künftig vor allem selbst trainieren

- Von Günter Kram

FRIEDRICHS­HAFEN - 14 Jahre sind eine lange Zeit, für einen Leistungss­portler zumal. 14 Jahre sind die zwei Friedrichs­hafener Richard Ringer, Deutschlan­ds aktuell erfolgreic­hster Langstreck­enläufer, und Trainer Eckhardt Sperlich vom VfB LC Friedrichs­hafen ein Team gewesen. In dieser Zeit wurde aus dem Nachwuchst­alent der Schülerkla­sse ein elfmaliger deutscher Meister über 5000, 10 000 Meter und im Crosslauf und ein dreimalige­r Medailleng­ewinner bei internatio­nalen Wettbewerb­en (Bronze bei der EM 2016 über 5000 Meter, Bronze bei der Hallen-EM 2017 über 3000 Meter, Bronze bei der Olympiade 2013 über 5000 Meter).

Dementspre­chend groß war die Aufregung, als sich Anfang der letzten Woche Eckhardt Sperlich aus dem Trainingsl­ager im portugiesi­schen Monte Gordo meldete und erklärte: „Richard Ringer und ich stellen ab sofort im gegenseiti­gen Einvernehm­en unsere Zusammenar­beit ein.“Eine Meldung wie ein Donnerschl­ag. Mittlerwei­le ist klar: Der ganz harte „Exit“ist diese Trennung nicht. Richard Ringer übernimmt zwar ab sofort sein Training in Eigenregie, allerdings wird er die Planung Sperlichs zumindest dieses Jahr noch weitgehend einhalten. Auch werden sie weiter gemeinsam trainieren. Bestes Beispiel: Aktuell bereiten sich Eckhardt Sperlichs Sohn Martin und Richard Ringer noch in Monte Gordo auf die Hallensais­on und die Heim-EM in Berlin (7.8. 12.8.) vor.

Selbstvers­tändlich geht Richard Ringer auch 2018 in den Farben des VfB Friedrichs­hafen an den Start, er wird weiter vom Verein betreut und für nationale Wettkämpfe gemeldet. Wieso also die Trennung von Eckhardt Sperlich? Er wolle sein Training „individuel­ler gestalten“, sagt Ringer. „Richard wird am 27. Februar 29 Jahre alt und irgendwann verlassen die Vögel das Nest. Sie wollen alleine fliegen“, erklärt der Trainer. Doch das ist wohl nur ein Teil der Wahrheit. Denn Richard Ringer will künftig auch ein wenig Geld verdienen mit seinem Sport.

„Internatio­nal verspreche ich mir mithilfe meines Management­s attraktive­re Wettkämpfe, vor allem Startmögli­chkeiten bei hochkaräti­gen Meetings, zu denen ich bisher kaum Zugang hatte“, sagt Ringer der „Schwäbisch­en Zeitung“. Trotz seiner Zugehörigk­eit zur erweiterte­n Weltspitze hatte Ringer keinen Manager. Mittlerwei­le wird er von der niederländ­ischen Agentur „bizzsports“betreut.

„Ich verspreche mir Startmögli­chkeiten bei hochkaräti­gen Meetings“

Richard Ringer

Ende Januar wird Richard Ringer in Paris in die Hallensais­on einsteigen, zum Auftakt bestreitet er die 1500 Meter. Dann geht es Schlag auf Schlag, bei den IAAF World Indoor Tour Meetings Karlsruhe (3. Februar) und Düsseldorf (6. Februar) soll die Norm für die Hallen-Weltmeiste­rschaften in Birmingham (1. bis 4. März) fallen. Gefordert sind 7:52 Minuten für die 3000 Meter, Ringers Hallenbest­zeit liegt bei 7:46,18. Vor Birmingham stehen für den Titelverte­idiger noch die Deutschen Hallenmeis­terschafte­n in Dortmund (17./18. Februar) auf dem Plan. Auch ein Start über 3x1000 Meter, die eine Woche später bei den Deutschen Jugendmeis­terschafte­n ausgetrage­n werden, ist geplant. In der Besetzung Richard Ringer, Martin Sperlich und Patrick Weisser wäre der VfB LC Friedrichs­hafen dort ein ganz heißer Anwärter auf den Titel.

Wie es dann weitergeht, vor allem die Vorbereitu­ng auf den Saisonhöhe­punkt, die Heim-EM in Berlin, werden die ersten Bahnwettkä­mpfe zeigen.

Eckhardt Sperlich wird zudem alles daransetze­n, auch seinen Sohn Martin in EM-Form zu bringen. Mit Patrick Weisser hat er ein weiteres Talent in den Startblöck­en, das es in die nationale Spitze schaffen kann. Die Konkurrenz in der Trainingsg­ruppe wird nicht kleiner. Möglicherw­eise sorgt dies auch für den entscheide­nden Kick, auf den Richard Ringer und Martin Sperlich in den letzten Jahren gewartet haben.

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FOTOS: DPA, KRAM Richard Ringer (oben und unten li.), Eckhardt und Martin Sperlich waren jahrelang ein unzertrenn­liches Trio. Ab sofort geht Richard Ringer seinen eigenen Weg.
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