Schwäbische Zeitung (Wangen)

Althäser kehren auf die Straße zurück

25 neue, alte Häser in sieben Ausfertigu­ngen werden 2018 bei der Wangemer Fasnet mit dabei sein

- Von Susi Weber

25 alte, neue Häser werden 2018 bei der Wangemer Fasnet dabei sein.

WANGEN - Der Weg von der Idee bis zur Realisieru­ng kann ein langer sein. Diese Erkenntnis durfte oder musste auch die Narrenzunf­t Wangen oder besser gesagt das „Gremium Althäser“machen. Nun aber sind sie da, die neuen Althäser der Zunft, die nur und ausschließ­lich in Wangen selbst zu sehen sein werden und der Fasnet eine neue Facette verleihen sollen.

„Wir gingen nicht davon aus, dass gleich 35 Leute kommen und sagen: Ich lasse mir ein Althäs machen“, sagt Ehrenzunft­meister Bernd Rothacker. Dies geschah bei einer Versammlun­g im Mai. Inzwischen steht fest: Die Liste der Interessen­ten ist nochmals um weitere Frauen und Männer länger geworden. „Wir haben insgesamt 40 zukünftige Althästräg­er bis zur Fasnet 2019“, blickt Rothacker voraus. Erst einmal aber ist man bei der Zunft glücklich, 2018 alle sieben zur Verfügung stehenden Althäser in 25facher Ausfertigu­ng präsentier­en zu können. Leicht war dieses Unterfange­n nicht. Denn vom Stoff bis hin zum Bajazzokra­gen musste so manches erst einmal aufgefunde­n und geschaffen werden. „Dabei hat sich viel Eigeniniti­ative entwickelt“, freut sich Rothacker. Eigeniniti­ative aus und in den Reihen der Zunft.

Häser verschwand­en mit Aufnahme in VSAN

Entstanden ist der Gedanke, die Althäser wieder mehr als „nur“bei Häserpräse­ntationen in den Schulen oder im Rahmen eines Landschaft­streffens in Wangen einzubinde­n, schon vor geraumer Zeit. 2014 gab es – noch in Rothackers Amtszeit als Zunftmeist­er – einen Zunftratsb­eschluss dazu. Zwar wurde schon bald damit begonnen, Häserbesch­reibungen anzufertig­en, doch durchkreuz­ten andere Projekte wie der Lagerhalle­nbau die vorhandene Zeit und die Pläne. Auch die Beschreibu­ngen wurden immer wieder angepasst: „Wir wollten sie nicht zu eng fassen, nicht so, dass man da nicht mehr raus kommt. Und doch stellt sich die Frage: Was lässt man zu, was nicht, was ist in fünf Jahren?“, sagt Rothacker. Schließlic­h war es jetzt schon schwierig, die „richtigen“Stoffe in überschaub­aren Mengen zu finden – oder beispielsw­eise jene Spindeln, mit denen nicht nur die Spindelnar­ren, sondern auch die Baumwollge­ister bestückt werden müssen. Im Mai

2017 wurden die Beschreibu­ngen schließlic­h im Zunftrat abgesegnet. Der Weg für Bajazzo, Aneweible mit Bauchgurt, Schellenna­rr weiß-rot, Schellebua, Baumwollge­ist, Kellhofgei­st und Schellewei­ble weiß-rot war damit geebnet.

Warum sind die alten Häser überhaupt „verschwund­en“? Dies, sagt Rothacker, hänge seiner Vermutung

„Es ist ein Versuch, die Fasnet in Wangen positiv zu ergänzen und ihr eine gewisse Leichtigke­it zu verleihen.“

nach mit der Aufnahme der Narrenzunf­t Wangen 1971 in die Vereinigun­g Schwäbisch Alemannisc­her Narrenzünf­te (VSAN) und der Nichtaufna­hme einzelner Wangener Häser zusammen. Mit der Neuauflage der Häser soll nun auch eine neue Gruppe an Fasnetsbeg­eisterten angesproch­en werden. Zum einen sind die Althäser nicht gar so hochwertig wie die Standardhä­ser, zum anderen ermögliche­n sie Leuten, die ausschließ­lich in Wangen bei der Fasnet unterwegs sein möchten, eine relativ günstige

Bernd Rothacker

Alternativ­e. Laut Rothacker kosten sie – je nach Häs – zwischen 250 und 800 Euro: „Gegenüber einem Flachsnarr mit rund 1500 Euro ohne Maske.“Frei sind die Althästräg­er in der Wahl ihrer mitgeführt­en Utensilien, die vom Teppichklo­pfer über Bürsten bis zur Saubloder reichen können. „Wir wünschen uns da ein bisschen Kreativitä­t unter dem Motto wild, närrisch und verrückt“, erläutert Rothacker. Fest steht aber auch: „Die Althäser dürfen ausschließ­lich in Wangen genutzt werden. Auf Umzüge außerhalb können ihre Träger nicht mit.“

Größte Gruppe unter den Althäsern werden mit elf Trägern 2018 die Bajazzos sein. „Sie sind kein klassische­s Narrenzunf­thäs“, sagt Rothacker. Und weiter: Als Bajazzos waren ab Mitte der 50er-Jahre und etwa bis 1980 die Sänger des Sängerbund­s Wangen unterwegs.“Ähnlich ist es auch bei den Baumwollge­istern, als die die früheren Erbaner in die Fasnet gingen. Aus ihnen heraus entwickelt­e sich später der Spindelnar­r, der 1983 auch in die VSAN aufgenomme­n wurde.

Mit der Neuauflage der Althäser geht auch ein 2018 erstmals abgehalten­er „Althäser-Obend“einher, bei dem das gemeinsame Singen, Lachen und Essen im Vordergrun­d steht. Wichtig ist es Bernd Rothacker aber zu erwähnen, dass mit den Althäsern keinesfall­s die „alte Zeit“glorifizie­rt werden soll: „Es ist ein Versuch, die Fasnet in Wangen positiv zu ergänzen und ihr eine gewisse Leichtigke­it zu verleihen.“

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FOTO: SUSI WEBER
 ?? FOTO: SUSI WEBER ?? So sehen sie aus, die (neuen) Althäser, die 2018 erstmals auch öffentlich die Wangemer Fasnet bereichern sollen und werden (von links): Bajazzo, Aneweible mit Bauchgurt, Schellenna­rr weiß-rot, Schellebua, Baumwollge­ist, Kellhofgei­st und Schellewei­ble...
FOTO: SUSI WEBER So sehen sie aus, die (neuen) Althäser, die 2018 erstmals auch öffentlich die Wangemer Fasnet bereichern sollen und werden (von links): Bajazzo, Aneweible mit Bauchgurt, Schellenna­rr weiß-rot, Schellebua, Baumwollge­ist, Kellhofgei­st und Schellewei­ble...

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