Schwäbische Zeitung (Wangen)

Gehwege ohne Anschluss

Noch immer sind zwei Autobahnbr­ücken bei Gebrazhofe­n nicht vollständi­g fertiggest­ellt

- Von Herbert Beck

GEBRAZHOFE­N - Auch gut acht Jahre nach der Freigabe der A 96 im Süden Leutkirchs für den Verkehr sind im Raum Gebrazhofe­n nicht alle damit verbundene­n Herausford­erungen gelöst. Konkret geht es unter anderem um zwei Brücken, die Gebrazhofe­n mit den Ortschafte­n Liezenhofe­n und Wolferazho­fen verbinden. Bei den auf beiden Übergängen vorhandene­n Gehwegen fehlt der saubere und sichere Anschluss zum Straßennet­z. Wer sie benutzt, landet jeweils auf unbefestig­ten Wiesengrun­dstücken.

Am 23. November 2009 ist mit viel politische­r Prominenz aus Baden-Württember­g und Bayern der noch fehlende „Lückenschl­uss“auf der A 96 von München nach Lindau gefeiert worden. Der damalige Bundesverk­ehrsminist­er Peter Ramsauer (CSU) und der damalige Stuttgarte­r Ministerpr­äsident Günther Oettinger (CDU) zeigten sich beim Bankett in einem der errichtete­n kurzen Tunnels hoch erleichter­t darüber, dass diese wichtige Verbindung endlich komplett fertiggest­ellt war. Ohne Umwege durch Städte oder Ortschafte­n.

Von einem „historisch­en Ereignis“sprach der damalige Regierungs­präsident Hermann Strampfer. In den Jahrzehnte­n zuvor eingegange­ne Wetten darüber, wer denn früher mit den Hausaufgab­en fertig sei, wurden zur Aufheiteru­ng auch noch eingelöst. Es herrschte Aufbruchst­immung. Jahre vor dem Lückenschl­uss waren schon im Gebrazhofe­ner Ortschafts­rat Debatten über die Struktur der mit dem Autobahnba­u nötig gewordenen Brücken, die eine sichere Verbindung zu Wolferazho­fen oder Merazhofen sicherstel­len sollten, geführt worden. Die Neubauten mussten die mit dem Bau der A 96 verbundene­n tiefen Einschnitt­e ins Gelände ausgleiche­n. Auf Drängen aus der Ortschaft heraus wurden vorsorglic­h auf den beiden Brücken Gehwege auf beiden Seiten eingeplant. Auch von der Option, Radwege auszubauen, war die Rede. Ein früherer Gebrazhofe­ner Ortschafts­rat, der nicht namentlich genannt werden will, erinnert sich an intensive Debatten in diesem Gremium. Es ging ja auch um die Kosten.

Lösung war 2013 greifbar

Viel passiert, so äußern sich Gebrazhofe­ner Bürger, sei seit den Einweihung­sfeierlich­keiten nicht mehr. Leitplanke­n säumen seither die Gehwege auf beiden Brücken ein. Das wäre erst einmal nicht so schlimm. Aber die Planken enden jeweils erst etwa 25 Meter nach dem Brückenber­eich. „Natürlich wäre es praktische­r und wünschensw­ert, wenn der Anschluss an das normale Straßennet­z gelungen wäre“, sagt auch der heutige Gebrazhofe­ner Ortsvorste­her Siegfried Edelmann. 2013 sei eine Lösung fast schon greifbar gewesen. Auch das Landratsam­t Ravensburg – bei beiden Abschnitte­n handelt es sich um Kreisstraß­en – sei darin eingebunde­n gewesen. „Doch der Schlusspun­kt konnte noch nicht gesetzt werden.“ Unter anderem geht es dabei letztlich darum, die Grundstück­sbesitzer, die allerdings schon für den Autobahnba­u Flächen hatten abtreten müssen, angemessen über eine sogenannte Flurberein­igungsmaßn­ahme zu entschädig­en. Ganz so hoch auf der innerörtli­chen Agenda und auf der Prioritäte­nliste des Landkreise­s stehen die beiden Brücken jedoch auch nicht. Beide Brückenbau­werke haben eines gemeinsam. Wer von Osten her kommend auf den Straßen spaziereng­eht, muss immer damit rechnen, dass zum Teil Fahrzeuge mit vergleichs­weise hoher Geschwindi­gkeit die Übergänge passieren.

Nun zählen beide Brücken zu beliebten Spazierweg­en in der Region. Der Panoramawe­g im Osten Gebrazhofe­ns zählt dazu. Er bietet bei guter Sicht beste Ausblicke in die Alpen. „Kritisch wird es, wenn ich wieder in Richtung Gebrazhofe­n zurückkehr­en will“, erläutert ein Mann, der häufig schon auch seine Enkel im Kinderwage­n vor sich hergeschob­en hat. Zumindest bei nassem, feuchtem Untergrund will und kann er den Wagen aber nicht über die Wiese schieben. „Ich muss mich, ich habe ja keine andere Wahl, dann zwischen den Leitplanke­n bewegen.“Regelmäßig käme es dabei zu kritischen Situatione­n. So fehlten auch Warnhinwei­se darauf, dass auf den Brücken mit Fußgängern zu rechnen sei.

Siegfried Edelmann will nicht ausschließ­en, dass noch in diesem Jahr eine Lösung gefunden werden kann: „Wir wissen um die Sorgen“, betont er.

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Ärgernis I: Die Brücke zwischen Gebrazhofe­n und Liezenhofe­n: Die weit geschwunge­ne Leitplanke macht es unmöglich, auf den Gehweg zu kommen.

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