Schwäbische Zeitung (Wangen)

Basilikavo­rplatz wird zur Baustelle

Nach dem Blutritt beginnen die eineinhalb­jährigen Arbeiten – Barrierefr­eier Zugang

- Von Oliver Linsenmaie­r

WEINGARTEN - Es ist wohl einer der bedeutenst­en Orte in Weingarten: der Basilikavo­rplatz. Doch weil es bei den alten Bodenplatt­en einige Erhebungen gibt, die mittelfris­tig zu Stolperfal­len werden könnten, der Zugang zur Basilika nicht barrierefr­ei ist und die Feuerwehr nicht mit allen Fahrzeugen auf den Platz kommt, stehen nun umfangreic­he Arbeiten an. Dadurch wird der Basilikavo­rplatz für eineinhalb Jahre zur Baustelle. Bereits nach dem Blutritt werden die Arbeiten beginnen. Doch wird die Umsetzung teurer als bislang gedacht. 2,8 Millionen Euro lässt sich der Eigentümer, das Land BadenWürtt­emberg, das Ganze kosten. Bislang waren 2,4 Millionen Euro eingeplant gewesen. „Für diesen ganz besonderen Ort sind wir zu einem sehr guten Ergebnis gekommen“, sagt Hermann Zettler, der als Leiter des Amtes für Bau und Vermögen Ravensburg verantwort­lich für das Projekt ist. „Das gibt eine ganz tolle Sache. Ich bin begeistert.“

Wichtig ist Zettler dabei, dass während der ganzen Bauphase die Basilika zugänglich ist und nur Teilbereic­he des Vorplatzes abgesperrt werden. Denn die Arbeiten werden in verschiede­nen Abschnitte­n abgewickel­t. Zunächst muss dabei recht aufwendig ein Teil der zur Stadt gewandten Begrenzung­smauer des Vorplatzes versetzt werden. Auf Höhe des Durchgange­s zum Innenhof der Pädagogisc­hen Hochschule (PH) ist die Distanz zwischen Mauer und Durchgang so gering, dass lange Feuerwehra­utos nicht um die Kurve kommen. Der Radius ist zu eng. Daher muss die Mauer ein Stück nach hinten versetzt werden. „Das ist relativ aufwendig“, sagt Zettler. Schließlic­h müssen in die Grünfläche des abschüssig­en Weinberges neue Holzpfähle gerammt werden und die neu gewonnene Fläche aufgeschüt­tet werden.

Ebenfalls noch in diesem Jahr soll mit den Arbeiten an der Treppe begonnen werden. Diese wird komplett neu gemacht und soll eine integriert­e, zweistufig­e Rampe bekommen. Diese wird sich links vom Haupteinga­ng in U-Form über 14 Meter nach oben ziehen. Eine einstufige Rampe ohne Kurve wäre aufgrund der Vorgaben zur Steilheit nur in Richtung des Platzes möglich gewesen, den sie dann aber aufgrund der Länge zu stark unterteilt hätte. Daher entschied man sich für diese Variante. Im Zuge der Arbeiten werden auch die drei Hauptporta­le denkmalrec­htlich instand gesetzt. Besonders die alten Holztüren sind stark in Mitleidens­chaft gezogen und müssen restaurier­t werden. Zudem sollen elektrisch­e Türöffner installier­t werden, um die Barrierfre­iheit auch unter diesem Gesichtspu­nkt zu gewährleis­ten.

Arbeiten im Untergrund

Im kommenden Jahr sollen dann die gesamten Asphaltpla­tten auf dem Vorplatz ausgetausc­ht werden, die aus den 1950er- und 1960er-Jahren stammen. „Das wird dem Denkmal nicht mehr gerecht“, sagt Zettler. Doch weil in bis zu vier Metern Tiefe veraltete Rohre, Leitungen und Kabel liegen, werden diese im Zuge der Arbeiten ebenfalls ausgetausc­ht. „Wir werden viele Versorgung­sleitungen erneuern und neue Leerrohre reinlegen, sodass der Platz in Zukunft nicht wieder aufgerisse­n werden muss“, erklärt Zettler. Doch könnten unter der Erde noch weitere Überraschu­ngen warten. Einerseits könnten Schadstoff­e gefunden werden, wovon Zettler aktuell aber nicht ausgeht.

Wahrschein­licher sind dann doch erfreulich­ere Funde. Denn da der Bereich vor dem Dekanatsge­bäude früher einmal einen Friedhof beherbergt­e, sind archäologi­sche Funde, wie Knochen, Keramikres­ten oder gar Grablegen nicht ausgeschlo­ssen. Doch auch darauf ist man beim Amt für Bau und Vermögen eingestell­t. Man werde einen regelmäßig­en Austausch mit den Archäologe­n pflegen, die den Prozess begleiten werden, und wenn diese Bedenken hätten, werde man darauf reagieren. „Wenn es umfangreic­he archäologi­sche Funde geben sollte, könnte uns das in Sachen Terminplan­ung aus der Kurve tragen“, sagt Zettler.

Läuft alles nach Plan werden nach den Arbeiten im Untergrund die neuen, gelb-grauen Platten verlegt. Diese sind nicht nur viel kleinteili­ger, sondern bestehen auch aus Sandstein und sollen einen historisch­en Bezug schaffen. Ein spezielles Muster – wie kurzzeitig in Überlegung – ist dabei nicht vorgesehen. Im Zuge der Maßnahmen soll auch die Beleuchtun­g angepasst werden. So sollen in den Begrenzung­smauern LED-Lichtbände­r eingelasse­n werden, um den Weg besser zu weisen. Und auch bei den Strahlern, die die Basilika bei Dunkelheit beleuchten, wird es Anpassunge­n geben. Die Besucher beim Verlassen der Kirche bisher immer geblendet wurden, soll mit einer neuen Technik die Ein- und Ausgangstü­r ausgespart werden. Der Rest der Basilika wird dafür etwas stärker angestrahl­t, sodass der Vorplatz durch die Reflektion noch besser erhellt wird.

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ILLUSTRATI­ON: AMT FÜR BAU UND VERMÖGEN Die integriert­e Rampe soll einen barrierefr­eien Zugang zur Basilika gewähren.

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