Basilikavorplatz wird zur Baustelle
Nach dem Blutritt beginnen die eineinhalbjährigen Arbeiten – Barrierefreier Zugang
WEINGARTEN - Es ist wohl einer der bedeutensten Orte in Weingarten: der Basilikavorplatz. Doch weil es bei den alten Bodenplatten einige Erhebungen gibt, die mittelfristig zu Stolperfallen werden könnten, der Zugang zur Basilika nicht barrierefrei ist und die Feuerwehr nicht mit allen Fahrzeugen auf den Platz kommt, stehen nun umfangreiche Arbeiten an. Dadurch wird der Basilikavorplatz für eineinhalb Jahre zur Baustelle. Bereits nach dem Blutritt werden die Arbeiten beginnen. Doch wird die Umsetzung teurer als bislang gedacht. 2,8 Millionen Euro lässt sich der Eigentümer, das Land BadenWürttemberg, das Ganze kosten. Bislang waren 2,4 Millionen Euro eingeplant gewesen. „Für diesen ganz besonderen Ort sind wir zu einem sehr guten Ergebnis gekommen“, sagt Hermann Zettler, der als Leiter des Amtes für Bau und Vermögen Ravensburg verantwortlich für das Projekt ist. „Das gibt eine ganz tolle Sache. Ich bin begeistert.“
Wichtig ist Zettler dabei, dass während der ganzen Bauphase die Basilika zugänglich ist und nur Teilbereiche des Vorplatzes abgesperrt werden. Denn die Arbeiten werden in verschiedenen Abschnitten abgewickelt. Zunächst muss dabei recht aufwendig ein Teil der zur Stadt gewandten Begrenzungsmauer des Vorplatzes versetzt werden. Auf Höhe des Durchganges zum Innenhof der Pädagogischen Hochschule (PH) ist die Distanz zwischen Mauer und Durchgang so gering, dass lange Feuerwehrautos nicht um die Kurve kommen. Der Radius ist zu eng. Daher muss die Mauer ein Stück nach hinten versetzt werden. „Das ist relativ aufwendig“, sagt Zettler. Schließlich müssen in die Grünfläche des abschüssigen Weinberges neue Holzpfähle gerammt werden und die neu gewonnene Fläche aufgeschüttet werden.
Ebenfalls noch in diesem Jahr soll mit den Arbeiten an der Treppe begonnen werden. Diese wird komplett neu gemacht und soll eine integrierte, zweistufige Rampe bekommen. Diese wird sich links vom Haupteingang in U-Form über 14 Meter nach oben ziehen. Eine einstufige Rampe ohne Kurve wäre aufgrund der Vorgaben zur Steilheit nur in Richtung des Platzes möglich gewesen, den sie dann aber aufgrund der Länge zu stark unterteilt hätte. Daher entschied man sich für diese Variante. Im Zuge der Arbeiten werden auch die drei Hauptportale denkmalrechtlich instand gesetzt. Besonders die alten Holztüren sind stark in Mitleidenschaft gezogen und müssen restauriert werden. Zudem sollen elektrische Türöffner installiert werden, um die Barrierfreiheit auch unter diesem Gesichtspunkt zu gewährleisten.
Arbeiten im Untergrund
Im kommenden Jahr sollen dann die gesamten Asphaltplatten auf dem Vorplatz ausgetauscht werden, die aus den 1950er- und 1960er-Jahren stammen. „Das wird dem Denkmal nicht mehr gerecht“, sagt Zettler. Doch weil in bis zu vier Metern Tiefe veraltete Rohre, Leitungen und Kabel liegen, werden diese im Zuge der Arbeiten ebenfalls ausgetauscht. „Wir werden viele Versorgungsleitungen erneuern und neue Leerrohre reinlegen, sodass der Platz in Zukunft nicht wieder aufgerissen werden muss“, erklärt Zettler. Doch könnten unter der Erde noch weitere Überraschungen warten. Einerseits könnten Schadstoffe gefunden werden, wovon Zettler aktuell aber nicht ausgeht.
Wahrscheinlicher sind dann doch erfreulichere Funde. Denn da der Bereich vor dem Dekanatsgebäude früher einmal einen Friedhof beherbergte, sind archäologische Funde, wie Knochen, Keramikresten oder gar Grablegen nicht ausgeschlossen. Doch auch darauf ist man beim Amt für Bau und Vermögen eingestellt. Man werde einen regelmäßigen Austausch mit den Archäologen pflegen, die den Prozess begleiten werden, und wenn diese Bedenken hätten, werde man darauf reagieren. „Wenn es umfangreiche archäologische Funde geben sollte, könnte uns das in Sachen Terminplanung aus der Kurve tragen“, sagt Zettler.
Läuft alles nach Plan werden nach den Arbeiten im Untergrund die neuen, gelb-grauen Platten verlegt. Diese sind nicht nur viel kleinteiliger, sondern bestehen auch aus Sandstein und sollen einen historischen Bezug schaffen. Ein spezielles Muster – wie kurzzeitig in Überlegung – ist dabei nicht vorgesehen. Im Zuge der Maßnahmen soll auch die Beleuchtung angepasst werden. So sollen in den Begrenzungsmauern LED-Lichtbänder eingelassen werden, um den Weg besser zu weisen. Und auch bei den Strahlern, die die Basilika bei Dunkelheit beleuchten, wird es Anpassungen geben. Die Besucher beim Verlassen der Kirche bisher immer geblendet wurden, soll mit einer neuen Technik die Ein- und Ausgangstür ausgespart werden. Der Rest der Basilika wird dafür etwas stärker angestrahlt, sodass der Vorplatz durch die Reflektion noch besser erhellt wird.