Zwei Kreisverkehre an den Flanken
Verwaltung wünscht sich eine vollständige Erneuerung der Bahnhofsstraße
KISSLEGG - Wie sieht die Zukunft der Kißlegger Bahnhofsstraße als „Mobilitätsdrehscheibe“zwischen Bus und Bahn aus? Auch darüber haben sich beim jüngsten Infoabend der Gemeinde Kißlegger Bürger, mit ihrem Schultes, Verwaltungsmitarbeitern und Andreas Weber vom Planungsbüro Kölz im Neuen Schloss unterhalten.
Die Verwaltung hätte in der Bahnhofsstraße gern eine vollständige Erneuerung. Anlass zum Handeln sei die Bahnelektrifizierung, erklärte Bürgermeister Dieter Krattenmacher eingangs. Am Kißlegger Bahnhof beginne in wenigen Wochen der Einbau einer neuen Steuerungstechnik und eines elektronischen Stellwerks, so der Rathauschef. Mit der Elektrifizierung werden – ist das Projekt einmal abgeschlossen – auf Gleis eins keine Regionalzüge mehr verkehren, sondern nur noch „Intercitys“. Diese müssen, aus Richtung Wangen kommend, auf eben diesem vorderen Gleis fahren, um mit hoher Geschwindigkeit Kißlegg durchfahren zu können, ohne eine Weiche passieren zu müssen. Jenes Gleis darf dann auch nicht mehr von Bahnreisenden überquert werden. Zu den Regionalzügen auf Gleis zwei und drei wird man dann nur noch über eine Fußgängerunterführung, die noch gebaut werden muss, gelangen. Ein Bürger regte an, die Fußgängerunterführung auch unter dem Gleis drei hindurch zu bauen, als Verbindung zum Stolzenseeweg und zum Strandbad. Krattenmacher: „Wir haben das auch schon durchgerechnet, aber die Fußgängerunterführung plant und zahlt die Bahn, wenn wir uns dort einmischen würden, würde dieser Durchbruch Richtung Stolzenseeweg allein eine Million Euro kosten.“
Und weiter: „Das heißt nicht, dass man das nicht später Mal nachholen kann, wir können es uns nur im Moment nicht leisten.“
Zurück zur Bahnhofsstraße: Geht es nach den, vom Rat noch nicht abgesegneten, Ideen der Verwaltung, so wird die Straße künftig von zwei Kreisverkehren flankiert. Einen großen Kreisel am westlichen Ende der Straße (heute das sogenannte „Dreieck“) und einen, wie es Architekt Weber nennt, „Mini-Kreisel“an der Einmündung Parkstraße/Zeppelinstraße. Letzterer soll auch „überfahrbar“gestaltet werden.
„Außerdem muss in der Bahnhofsstraße eine gescheite barrierefreie Bushaltestelle mit einem ordentlichen Wartebereich her“, sagte Krattenmacher. Derzeit halten Busse, aus Immenried kommend, an einer Bushaltestelle auf der Fahrbahn direkt gegenüber des Bahnhofs. Künftig, so die Idee, soll es für bis zu drei Busse eine Bushaltestelle vor dem Jugendhaus geben. Alle Busse aus allen Richtungen sollen dort, „dank“des Mini-Kreisels halten können, sodass niemand mehr die Straße überqueren muss, um schnell vom Bus zum Zug zu gelangen.
Hierzu fragte ein Bürger skeptisch: „Muss denn das Jugendhaus dort bleiben, oder könnte das nicht woanders hin? Dann hätte man nämlich eine riesige Fläche, auf der die ganze Busanfahrtsgeschichte ablaufen könnte.“Von den anwesenden Vertretern der Jugendinitiative „Spatz“erntete die Wortmeldung nur Lächeln und Kopfschütteln. Zur Erneuerung der Bahnhofsstraße warf eine Bürgerin ein: „Was mir wichtig wäre, wär, dass es abends ordentlich beleuchtet ist, an einem dunklen Bahnhof fühlt sich niemand wohl.“
Die weiteren Ideen der Verwaltung sehen in der Bahnhofsstraße eine Entschleunigung des Verkehrs durch neue breitere Geh- und Radwege, sowie eine Veränderung der Parkverhältnisse vor. Eine Park&Ride-Fläche auf dem gemeindeeigenen Grundstück entlang der Zeppelinstraße soll die wegfallenden Parkplätze ausgleichen.
Bei den Bürgern fanden die Pläne allgemeine Zustimmung, wenngleich sich manche sorgten, ob denn die „große Unterführung“der L265 (Schlossstraße) überhaupt komme. Krattenmacher und Rommel gaben sich davon überzeugt. „Wenn die Unterführung nicht kommt, muss die Bahn eine komplett neue Schrankenanlage bauen, und die wäre teuer für die Bahn“, so der Bauamtsleiter. Krattenmacher appellierte: „So sehr ich’s der Stadt Wangen wünsche: Wenn der Bund in Wangen baut, muss das Land auch seinen Pflichten in Kißlegg nachkommen. Es kann nicht sein, dass bei uns die Lebenserwartung sinkt, nur weil die Rettungswagen am Bahnübergang stehen.“