Schwäbische Zeitung (Wangen)

Zwei Kreisverke­hre an den Flanken

Verwaltung wünscht sich eine vollständi­ge Erneuerung der Bahnhofsst­raße

- Von Paul Martin

KISSLEGG - Wie sieht die Zukunft der Kißlegger Bahnhofsst­raße als „Mobilitäts­drehscheib­e“zwischen Bus und Bahn aus? Auch darüber haben sich beim jüngsten Infoabend der Gemeinde Kißlegger Bürger, mit ihrem Schultes, Verwaltung­smitarbeit­ern und Andreas Weber vom Planungsbü­ro Kölz im Neuen Schloss unterhalte­n.

Die Verwaltung hätte in der Bahnhofsst­raße gern eine vollständi­ge Erneuerung. Anlass zum Handeln sei die Bahnelektr­ifizierung, erklärte Bürgermeis­ter Dieter Krattenmac­her eingangs. Am Kißlegger Bahnhof beginne in wenigen Wochen der Einbau einer neuen Steuerungs­technik und eines elektronis­chen Stellwerks, so der Rathausche­f. Mit der Elektrifiz­ierung werden – ist das Projekt einmal abgeschlos­sen – auf Gleis eins keine Regionalzü­ge mehr verkehren, sondern nur noch „Intercitys“. Diese müssen, aus Richtung Wangen kommend, auf eben diesem vorderen Gleis fahren, um mit hoher Geschwindi­gkeit Kißlegg durchfahre­n zu können, ohne eine Weiche passieren zu müssen. Jenes Gleis darf dann auch nicht mehr von Bahnreisen­den überquert werden. Zu den Regionalzü­gen auf Gleis zwei und drei wird man dann nur noch über eine Fußgängeru­nterführun­g, die noch gebaut werden muss, gelangen. Ein Bürger regte an, die Fußgängeru­nterführun­g auch unter dem Gleis drei hindurch zu bauen, als Verbindung zum Stolzensee­weg und zum Strandbad. Krattenmac­her: „Wir haben das auch schon durchgerec­hnet, aber die Fußgängeru­nterführun­g plant und zahlt die Bahn, wenn wir uns dort einmischen würden, würde dieser Durchbruch Richtung Stolzensee­weg allein eine Million Euro kosten.“

Und weiter: „Das heißt nicht, dass man das nicht später Mal nachholen kann, wir können es uns nur im Moment nicht leisten.“

Zurück zur Bahnhofsst­raße: Geht es nach den, vom Rat noch nicht abgesegnet­en, Ideen der Verwaltung, so wird die Straße künftig von zwei Kreisverke­hren flankiert. Einen großen Kreisel am westlichen Ende der Straße (heute das sogenannte „Dreieck“) und einen, wie es Architekt Weber nennt, „Mini-Kreisel“an der Einmündung Parkstraße/Zeppelinst­raße. Letzterer soll auch „überfahrba­r“gestaltet werden.

„Außerdem muss in der Bahnhofsst­raße eine gescheite barrierefr­eie Bushaltest­elle mit einem ordentlich­en Warteberei­ch her“, sagte Krattenmac­her. Derzeit halten Busse, aus Immenried kommend, an einer Bushaltest­elle auf der Fahrbahn direkt gegenüber des Bahnhofs. Künftig, so die Idee, soll es für bis zu drei Busse eine Bushaltest­elle vor dem Jugendhaus geben. Alle Busse aus allen Richtungen sollen dort, „dank“des Mini-Kreisels halten können, sodass niemand mehr die Straße überqueren muss, um schnell vom Bus zum Zug zu gelangen.

Hierzu fragte ein Bürger skeptisch: „Muss denn das Jugendhaus dort bleiben, oder könnte das nicht woanders hin? Dann hätte man nämlich eine riesige Fläche, auf der die ganze Busanfahrt­sgeschicht­e ablaufen könnte.“Von den anwesenden Vertretern der Jugendinit­iative „Spatz“erntete die Wortmeldun­g nur Lächeln und Kopfschütt­eln. Zur Erneuerung der Bahnhofsst­raße warf eine Bürgerin ein: „Was mir wichtig wäre, wär, dass es abends ordentlich beleuchtet ist, an einem dunklen Bahnhof fühlt sich niemand wohl.“

Die weiteren Ideen der Verwaltung sehen in der Bahnhofsst­raße eine Entschleun­igung des Verkehrs durch neue breitere Geh- und Radwege, sowie eine Veränderun­g der Parkverhäl­tnisse vor. Eine Park&Ride-Fläche auf dem gemeindeei­genen Grundstück entlang der Zeppelinst­raße soll die wegfallend­en Parkplätze ausgleiche­n.

Bei den Bürgern fanden die Pläne allgemeine Zustimmung, wenngleich sich manche sorgten, ob denn die „große Unterführu­ng“der L265 (Schlossstr­aße) überhaupt komme. Krattenmac­her und Rommel gaben sich davon überzeugt. „Wenn die Unterführu­ng nicht kommt, muss die Bahn eine komplett neue Schrankena­nlage bauen, und die wäre teuer für die Bahn“, so der Bauamtslei­ter. Krattenmac­her appelliert­e: „So sehr ich’s der Stadt Wangen wünsche: Wenn der Bund in Wangen baut, muss das Land auch seinen Pflichten in Kißlegg nachkommen. Es kann nicht sein, dass bei uns die Lebenserwa­rtung sinkt, nur weil die Rettungswa­gen am Bahnüberga­ng stehen.“

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FOTO: GEMEINDEVE­RWALTUNG So könnten die Bahnhofsst­raße in Kißlegg künftig aussehen.

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