Biberschäden und Tempo 30 sind Thema
Beim Wangener Narrensprung sorgen Gruppen auch für lokale Spitzen.
WANGEN - 61 Narrenzünfte und Gruppen, durchwachsenes Wetter und dennoch gute Stimmung: Auf diesen Nenner lässt sich der große Narrensprung der Wangemer Narrenzunft Kuhschelle weiß-rot am Fasnetsmontag bringen. Allerdings blieb der Besucherandrang wegen teilweisen Schneetreibens hinter jenem der Vorjahre zurück.
In der Nacht und am Vormittag hatte Frau Holle gezeigt, was sie kann. Und auch noch während des Umzugs wechselten sich Schnee, Wolken sowie – ab und an – Sonnenschein ab. Es mag an den weißen Flocken gelegen haben, dass deshalb der eine oder andere daheim geblieben war. Jedenfalls waren die Zuschauerreihen auf dem Marktplatz, in der Herren-, der Schmied- und der Bindstraße lichter als sonst. Mehrere Tausend hatten sich aber dennoch auf in die Altstadt gemacht. Im Gegensatz zu den „Wetterfühligen“verpassten sie das Großaufgebot an Narren nicht. Und Letztere zeigten allesamt ebenfalls, was sie können.
Lokale Spitzen
Klar: Lokale Spitzen gab es traditionell von Wangener Feuerwehr und der Narrengruppe Gehrenberg, die – ebenfalls traditionell – sehr weit vorn in der Umzugsaufstellung standen: Die Feuerwehr nahm sich dieses Jahr der Biberprobleme an der Argen in Hatzenweiler während der beiden jüngsten Hochwasseralarme an. Passend dazu hatte der „bibergeschädigte“Holzbauunternehmer Maximilian Bernhard seinen Humor nicht verloren: Als „Biber-Bolizist“kostümiert, setzte er sich an die Spitze der närrischen „Anti-Biber-Bewegung“.
Die Narrengruppe vom Gehrenberg kümmerte sich heuer hingegen um die Verkehrspolitik. Mit ihrem entsprechend ausstaffiertem Wagen und auf Schildern machte sie deutlich, was sie von nächtlichem Tempo 30 und den von der Stadtverwaltung für dieses Jahr angekündigten zusätzlichen Blitzern hält: nichts.
Ihnen, Feuerwehr, Büttel und Narrensamen der Wangemer Zunft folgten über gut zwei Stunden lang zahlreiche Teilnehmergruppen aus nächster Nähe und von weiter her. Die Kißlegger Hudelmale waren nach den Höhepunkten ihrer eigenen Fasnet ebenso noch frisch wie Deuchelrieder Deichmännle, Bären der Narrenzunft Neuravensburg oder Schlossgoischter aus Amtzell, Ratzemäuse aus Ratzenried und die Lumpenkapelle aus Leupolz.
Gern gesehen in Wangen sind weiterhin Gäste aus Österreich, wie die Funkenzunft Bludenz und die Faschingsgilde Feldkirch. Dazu gesellten sich zahlreiche Zünfte und Gruppen vom Bodensee, aber auch aus Pforzheim und dem Raum Ulm. Außerdem mischten sich tatsächlich Jecken aus Köln unters Volk.
Schnee bekamen beim Umzug alle ab, aber auch Sonnenschein. Den hatten sich Narren wie Zuschauer verdient, wenngleich sich manch einer zwischendurch zum Aufwärmen schon mal in die nahe gelegenen gastronomischen Betriebe der Altstadt begab.
Dass die gastgebende Wangemer Narrenzunft hohes Ansehen in der schwäbisch-alemannischen Fasnet genießt, zeigte der Besuch von Roland Wehrle. Der Präsident der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) eröffnete gemeinsam mit OB Michael Lang (und den obligatorischen Böllerschüssen) um 14 Uhr den Sprung. Wehrle betonte: Auch die Wangener Fasnet gehört zum Unesco-Weltkulturerbe. Dann dürfte dem Landschaftstreffen der VSAN 2019 in Wangen nun wirklich nichts mehr im Wege stehen. Schelle – Schelle – Schellau!
Viele, viele Bilder gibt es unter: schwaebische.de/umzug-wangen