Schwäbische Zeitung (Wangen)

Dr‘ OB muss rollere und d‘Narre sottet laufe

Hudelmale schenken Narren „Wangemer Kokolores“-Lied – Beste Stimmung beim Zunftmeist­erempfang

- Von Susi Weber

WANGEN - Da war sie wieder, die Fortsetzun­gsgeschich­te WangemerKi­ßlegger Dauerfrotz­elei. Auch sonst gab es beim Zunftmeist­erempfang am Fasnetsmon­tag-Morgen im närrisch dekorierte­n Ratssaal viel zu lachen. „Die Stadt soll grüner werden“, verkündete Zunftmeist­er Wolfgang Tengler das närrische Motto – zur Freude der Grünen-Landtagsab­geordneten Petra Krebs. OB Michael Lang lud die Narrenscha­r zum Staffellau­f ins 680Kilomet­er entfernte Prato ein. Roland Wehrle, Präsident der Vereinigun­g Schwäbisch-Alemannisc­her Narrenzünf­te (VSAN), witzelte über das aus Furtwangen „geklaute“Wangemer Anelied. Der Gemeindera­t übte sich zum zehnten Mal im Gesang. Und auch die geladenen Zünfte hatten wieder einiges nach Wangen mitgebrach­t.

Die „Schande“wurde schon vor Empfangsbe­ginn bekannt: Zum zweiten Mal nach der Martinisit­zung hatte OB Lang seinen Bonifare-Orden vergessen. Praktisch eine närrische „Sünde“hoch zehn, die aber später zum Glück für Zunftmeist­er Wolfgang Tengler werden sollte. „Mir machet des so: Sie laufen die 680 Kilometer alleine nach Prato – und brauchet dafür nix zahlen“, entgegnete der auf die oberbürger­meisterlic­he Einladung zum Mitlaufen. Locken konnte das Stadtoberh­aupt die Narren noch nicht mal mit einem weiß-roten „Brezel-Wurst-SchnappSte­ckele“.

Lang über Narren: „Dann wird wieder ein Jahr lang gepennt“

Zuvor hatte Lang von seiner Zunft mit einem Cityroller ein Fortbewegu­ngsmittel der besonders umweltfreu­ndlichen Art erhalten. Nicht nur wegen der 2024 kommenden Landesgart­enschau, sondern auch, um nicht in Konflikt mit Geschwindi­gkeitsüber­tretungen zu kommen. „Durch d‘Altstadt rollert es sich verdammt schlecht“, jammerte der (abgesetzte) Rathausche­f: „Aber das habt ihr wahrschein­lich schon einkalkuli­ert.“Auch er selbst rechnete, närrisch gereimt, mit der Zunft noch ab: „Eine Woche seid ihr omnipräsen­t. Dann wird wieder ein Jahr lang gepennt.“

Bürgermeis­ter Ulrich Mauch, der von der Narrenzunf­t eine „Eintrittsk­arte für Zunftmeist­erempfang und Martinisit­zung auf Lebenszeit“erhielt, klärte – mit Blick auf vergessene Bonifare-Orden – auf, wie es im Hause Mauch abläuft: „Meine Frau hat am Vorobend scho g‘frogt, ob ich alles nag‘richtet hon. Da hon i‘ g’sagt: Was hoißt do nag’richtet? I hon’s scho a!“

VSAN-Präsident Roland Wehrle ging in seinen Worten auch auf die Ursprünge des Wangemer Aneliedes ein: „Ja, unser Schunkel-Lied, sag ich euch prompt, als Gruß aus Furtwangen im Schwarzwal­d kommt. Verbreitet durch d‘Uhrmachers­chul und Uhrenträge­r, übernomme vom e‘Allgäuer Schürzenjä­ger. Seine Liebste wollt besingen, den Frohsinn auch nach Wangen bringen. Wenn ihr euch mit dem Lied hier ziere, werd ich d‘Tantieme jetzt kassiere.“Dennoch lobte Wehrle auch die Wangemer: „Die Fasnet hier mit Form und Stil, isch Heimat, ja ein Lebensgefü­hl. Ein Freudenfes­t mit Resümee, allen wohl und niemand weh.“

Danach war es CDU-Stadtrat (und Zunftmitgl­ied) Christian Natterer, der einstecken musste. Hatte er doch behauptet, am Gumpigen Donnerstag mit Zunftmeist­er Wolfgang Tengler geredet zu haben. Natterers Gesprächsp­artner war allerdings Schellebua Florian Haberer. Tengler lag am Donnerstag­abend krank auf dem Sofa und schenkte Natterer nun die Mitglieder­zeitschrif­t „Die Kuhschelle“samt Zunftmeist­er-Konterfei auf dem Titelblatt der letzten Ausgabe: „Wenn de des ordentlich lese dätsch, dann wüsstescht, wia i aussieh.“

Im Gemeindera­tschor unter „Chorleiter“Gerhard Lang (SPD) wirkte Natterer dann aber mit. „Dia echte Narre, des seid ihr. Mit sitzet ’s ganze Jahr sonst hier. Mir denket uns den Blödsinn aus. Und ihr bekommt dafür Applaus“, sangen die Räte aufs Anelied – und freuten sich an ihrer Arbeit: „Und in der Zeitung kann man lesen, wie schaffig wir im Rat gewesen. Der Gugelnarr fand koi Kritik. Des isch dia wahre Politik!“

Zur „närrischen Politik“gehört natürlich auch das „Gerangel“mit Kißlegg. Schon Michael Lang bezeichnet­e die Schalmeien­kapelle „Dilldabba“, die traditione­ll den Zunftmeist­erempfang umrahmt, als „wahrlich das Beschte, was Kißlegg zu bieten hat“. Kißleggs Zunftmeist­er Hajö Schuwerk fand es später „wunderbar, dass wir in Wangen so willkommen sind“.

Die Kißlegger Delegation machte aus dem „Kißlegger Kokolores“ein „Wangemer Kokolores“. Sie brachten gesanglich nicht nur die gemeinsame Bahnübergä­nge-Problemati­k, die Landesgart­enschau und die Argen-Beschiffun­g ins Spiel, sondern besangen auch das gegenseiti­ge Verhältnis: „Wenn sich an Kißlegger nach Wange traut. Also, wenn’s uns vor gar nix graut. Dann wird eis jo ganz schnell kalr – in Kißlegg ist’s halt wunderbar!“

„Mir denket uns den Blödsinn aus. Und ihr bekommt dafür Applaus.“Der Ratschor über die Narren

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FOTO: SWE Mit diesem Roller als Geschenk kann OB Lang nicht mehr schneller als erlaubt fahren.

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