Schwäbische Zeitung (Wangen)

Bad Waldsee ist die „Wilder-Müll“-Stadt

9100 Euro fallen 2017 für Miete, Leerung, Transport und Verbrennun­g des Unrats an

- Von Wolfgang Heyer

BAD WALDSEE - Recherchen der „Schwäbisch­en Zeitung“haben ergeben, dass Bad Waldsee die gebeutelts­te „Wilder-Müll“-Stadt im Landkreis Ravensburg ist. In keiner anderen Kommune des Kreises wird so viel Müll achtlos und gesetzeswi­drig weggeworfe­n.

In den vergangene­n Jahren sind auf dem Baubetrieb­shof in Bad Waldsee zwischen 50 und 56 Tonnen wilder Müll aufgeschla­gen. Damit nimmt die Kurstadt „kreisweit die Spitzenpos­ition ein“, wie LandkreisS­precher Franz Hirth mit Blick auf die Vergleichs­zahlen berichtet. In Bad Wurzach kam im vergangene­n Jahr eine Tonne an wildem Müll zusammen, in Weingarten waren es fünf Tonnen. Selbst in Ravensburg liegt der Wert „nur“bei 23 Tonnen. Über die Gründe der enormen Müllmenge in Bad Waldsee kann nur spekuliert werden. Naheliegen­d ist gleichwohl, dass die B 30 ihren Teil dazu beiträgt. Oftmals findet sich auf den Parkplätze­n entlang der Umgehung herrenlose­r Unrat und Sperrmüll wieder.

Den Mitarbeite­rn des Baubetrieb­shofs fallen hauptsächl­ich die Containers­tandorte im Eschle, in der Steinstraß­e und in der Lortzingst­raße negativ auf, wie Rathausspr­echerin Brigitte Göppel mitteilt. Mehrmals wöchentlic­h sammeln die Mitarbeite­r den wilden Müll ein und entsorgen ihn in einer sogenannte­n Absetzmuld­e – wiederum eine Besonderhe­it im Landkreis. Eigentlich entsorgen die Kommunen ihren wilden Müll entweder kostenlos auf einem der Entsorgung­szentren des Landkreise­s, oder das Landratsam­t stellt kostenlos einen Müllcontai­ner (1,1 Kubikmeter) zur Verfügung. In Bad Waldsee läuft das anders: „Diesem Müllaufkom­men wird man mit 1,1 Kubikmeter-Behältern natürlich nicht mehr Herr, weshalb dort von uns eine sogenannte Absetzmuld­e – 20 Kubikmeter – bereitgest­ellt wird beziehungs­weise von uns bei der Firma Bausch angemietet wurde“, teilt Hirth mit. Es handle sich um die kostengüns­tige Alternativ­e. Dennoch sind im vergangene­n Jahr für Miete, Leerung, Transport und Verbrennun­g rund 9100 Euro angefallen. Die Kosten trägt der Landkreis.

Becker spricht Problem an

Das Problem der wilden Müllentsor­gung hat FW-Stadtrat Florian Becker in der jüngsten Gemeindera­tssitzung angesproch­en und von der Stadtverwa­ltung kreative Lösungen des Problems gefordert. Becker fragte die Stadtspitz­en, ob Müllsünder sanktionie­rt werden, oder wie das Problem vonseiten der Stadt angegangen wird. Dazu machte Bürgermeis­ter Roland Weinschenk deutlich, dass die Bestrafung schwierig umzusetzen ist: „Das funktionie­rt in der Praxis nicht.“Selbst wenn eine Adresse im Unrat ausfindig gemacht wird, bedeute das nicht automatisc­h, den Müllsünder überführt zu haben. „Für uns ist das auch ein Ärgernis“, räumte Weinschenk ein. Becker bat eindringli­ch darum, sich Gedanken zum Thema zu machen und Lösungsans­ätze zu suchen. Fraktionsk­ollege Franz Spehn fragte nach, ob Schilder an den bekannten Plätzen aufgestell­t sind. „Da müssen wir etwas machen, das ist so schlimm“, verdeutlic­ht Spehn die Brisanz.

Wie das Stadtoberh­aupt verdeutlic­hte, sind Hinweissch­ilder montiert. „Wir haben die Hinweise sogar in verschiede­nen Sprachen angebracht“, so Weinschenk. Die einzige Maßnahme, die aus seiner Sicht erfolgvers­prechend sein könnte, ist es, die Containerp­lätze „einzuzäune­n und mit Kameras zu überwachen“. Gleichwohl würde damit ein Schließdie­nst fällig. Eine Garantie, dass die Müllsünder ihren Abfall dann nicht einfach vor dem Zaun abladen, sei auch nicht gegeben. „Und Kameraüber­wachung im öffentlich­en Raum ist auch nicht ganz einfach“, zeigte Weinschenk auf, dass die Stadt sich bereits intensiv mit der wilden Müllentsor­gung befasste.

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FOTO: WOLFGANG HEYER Insgesamt 56 Tonnen wilder Müll sind im vergangene­n Jahr in Bad Waldsee angefallen.

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