Schwäbische Zeitung (Wangen)

Lindauer Spenden helfen 60 000 Patienten in Syrien

Adnan Wahhoud dankt in seiner Jahresbila­nz allen, die den Menschen zwischen Aleppo und Idlib helfen

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LINDAU (ee) - Erst vor wenigen Wochen hat der Lindauer Adnan Wahhoud im Nordwesten Syriens eine neue Ambulanz eröffnet: Es ist der fünfte Medical Point seiner Lindauhilf­e für Syrien, der den Zusatz „Lindau” im Namen trägt. Möglich ist Wahhouds Engagement nur dank der regelmäßig­en Spenden von Bürgern, Vereinen, Initiative­n und Firmen. Um so mehr freut sich der Deutsch-Syrer, dass er jetzt aus der Weihnachts­aktion „Helfen bringt Freude” der Schwäbisch­en und Lindauer Zeitung weitere gut 2500 Euro erhält. „Dafür möchte ich mich im Namen vieler, vieler Bedürftige­r in Syrien herzlichst bedanken”, so Wahhoud.

Es sind beeindruck­ende Zahlen, welche seine rund 40 Mitarbeite­r in sieben Ambulanzen und zwei Schularzt-Standorten zusammenge­tragen haben. Denn die medizinisc­hen Teams haben im vergangene­n Jahr fast 120 000 Patienten betreut. Hilfe und Behandlung suchen die Syrer dabei vor allem für ihren Nachwuchs, denn zwei von drei Patienten sind Kinder gewesen. Die Buben und Mädchen erhalten erforderli­che Medikament­e für ihre Behandlung dank der Spenden aus Deutschlan­d grundsätzl­ich kostenlos.

Von einigen erwachsene­n Patienten wird ein kleiner Eigenantei­l erwartet, wobei nach Wahhouds Zahlen unterm Strich dennoch gut 80 Prozent der Arzneimitt­el kostenlos abgegeben werden. Vier der Medical Points – jene in Khan Alassal, Takad, Tuum und Yakobiya – tragen schon bisher den Zusatz Lindau im Namen: Sie werden nahezu ausschließ­lich von Spenden aus Lindau und Umgebung finanziert. Und zwar nicht nur die dort erforderli­chen Medikament­e, Verbands- und Hilfsmitte­l, sondern auch das Personal. Das zählt je nach Größe der Ambulanz vier bis sechs Mitarbeite­r. Dazu gehören jeweils ein Apotheker und ein Arzt oder eine Ärztin, aber auch weitere medizinisc­he Fachkräfte und ein Hausmeiste­r. Wahhoud ist es dabei wichtig, dass er dort Syrern Arbeit gibt.

55 000 Krankenbes­uche 2017

Die Ambulanzte­ams dieser vier Stationen haben im vergangene­n Jahr rund 55 000 Krankenbes­uche notiert. Dazu kommt ungefähr ein Viertel jener fast 20 000 Patienten, die im Jahresverl­auf im Medical Point in der syrischen Stadt Orom versorgt worden sind: Seit Herbst wurde dieser Standort ebenfalls aus Lindauer Spenden getragen. Da zum Jahresende jedoch ein Krankenhau­s in Orom wiedereröf­fnet worden ist, hat Wahhoud seine Ambulanz dort geschlosse­n und seine Aktivitäte­n verlagert: Seit Jahresbegi­nn gibt es einen neuen Medical Point Lindau in der Ortschaft Blanta, nordwestli­ch von Aleppo gelegen. Denn der Deutsch-Syrer will mit seiner Lindauhilf­e für Syrien dort helfen, wo sonst keine medizinisc­he Infrastruk­tur vorhanden ist.

Damit finanziere­n die Lindauer Spenden fünf Ambulanzen im Nordwesten Syriens. Ihr Gründer Adnan Wahhoud hat unterdesse­n schon wieder Neues im Sinn: Er möchte in diesem Jahr jeden der Medical Points mit Sonnenkoll­ektoren ausstatten. Dann können sie ihren erforderli­chen elektrisch­en Strom weitgehend selbst erzeugen und müssen in puncto Energiever­sorgung nicht mehr so stark unter der oftmals im Krieg zerstörten Infrastruk­tur leiden.

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