Schwäbische Zeitung (Wangen)

Seit 65 Jahren sind sie füreinande­r da

Hildegard und Herbert Henke haben die Eiserne Hochzeit gefeiert

- Von Vera Stiller

WANGEN - In religiösen Verzeichni­ssen werden in Verbindung mit dem 14. Februar Geschichte­n über verschiede­ne Märtyrer namens Valentin dargestell­t. Unter ihnen der Heilige Valentin von Rom. Er war inhaftiert worden, weil er Soldaten traute, denen das Heiraten verboten war und er Gottesdien­ste für Christen hielt, die vom Römischen Reich verfolgt wurden. Die Assoziieru­ng dieses Tages mit der Liebe und der Gelegenhei­t, mit Blumen und Süßigkeite­n den geliebten Menschen ihre Zuneigung zu zeigen, entwickelt­e sich im England des 18. Jahrhunder­ts.

Ob beabsichti­gt oder nicht: An so einem Gedenktag haben sich Hildegard und Herbert Henke in der Wangener St. Martinskir­che das Ja-Wort gegeben. Und das vor genau 65 Jahren. Dass sich die beiden überhaupt getroffen haben, verdanken sie irgendwie dem Zweiten Weltkrieg. Denn Herbert Henke stammt aus Pommern. Nach seinem Militärein­satz in Ungarn und Wien gelangte er 1945 ins Bayerische, und von dort aus durch einen Kameraden ins Bodenseege­biet, wo er eine landwirtsc­haftliche Lehre absolviert­e.

Die Zeit, in der er als Soldat mit seiner Truppe in Wiener Neustadt Stellung bezogen hatte und dort am 14. April 1945 verwundet wurde, steht Herbert Henke noch lebendig vor Augen. „Ich wurde auf dem Hauptverba­ndsplatz operiert“, erinnert er sich. Und weil die Russen den Äther mit Wasser verdünnt und ihn dann ausgetrunk­en hatten, musste die Kugel aus dem Unterschen­kel ohne Betäubung entfernt werden. Übrigens auch ohne Skalpell, denn auch das war in die Hände der Besatzer gefallen. „Der Oberstabsa­rzt hat einfach sein Rasiermess­er genommen“, so der 90-Jährige noch immer voller Dankbarkei­t, nicht verblutet zu sein.

Hildegard Henke, geborene Zengerle, ist eine echte Wangenerin. Die Jahre, in denen sie Arbeitsdie­nst leisten und in der Erba für die Rüstung arbeiten musste, umschreibt sie so: „1926 war für mich kein beneidensw­erter Jahrgang. Umso glückliche­r bin ich mit meinem Mann geworden!“

Beim Martini-Tanz kennengele­rnt

Kennengele­rnt hat sich das Paar 1951 beim Martini-Tanz im Saal des Gasthofs Kreuz, als Herbert Henke noch im Hofgut Dürren beschäftig­t war. 1953 wurde geheiratet, 1962 das Haus am Kopernikus­weg gebaut. Da war der Bräutigam bereits bei der Firma Geier in Oflings tätig, für die er dann in 38 Jahren „über sechseinha­lb Millionen Kilometer“mit dem Lastzug unterwegs war.

Der Garten, die Natur und vor allem die sportliche Betätigung waren es, die das Ehepaar Henke vereinte. „Der große Vorteil unserer Ehe war und ist es, dass wir die gleichen Interessen hatten und haben“, sagt Herbert Henke. Allerdings muss er sich seit geraumer Zeit allein auf sein Fahrrad schwingen. Voller Stolz sagt er: „Bis vor zwei Jahren habe ich noch die kleine Oberschwäb­ische Barockrund­fahrt mitgemacht.“Und Hildegard Henke? Die 92-Jährige ist immer dann besonders glücklich, wenn sie draußen an der frischen Luft sein kann. „Dann fehlt mir nichts, dann geht es mir gut“, sagt sie und gesteht: „Ich bin dem lieben Gott dankbar dafür, dass ich jeden Morgen aufstehen kann. Und dass mein Mann und ich schon so lange füreinande­r da sein dürfen.“

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FOTO: VERA STILLER Hildegard und Herbert Henke sind glücklich, so alt miteinande­r geworden zu sein.

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