Schwäbische Zeitung (Wangen)

Neue Idee: Viele Landesbehö­rden in einem Haus

Das wäre wirtschaft­licher als Provisoriu­m und Neubau des Polizeiprä­sidiums in der Gartenstra­ße in Ravensburg

- Von Annette Vincenz

RAVENSBURG - Möglicherw­eise muss das Land gar keinen Neubau fürs Polizeiprä­sidium in Ravensburg errichten, sondern kann nach einem Umbau dauerhaft in das frühere Telekom-Gebäude an der Gartenstra­ße ziehen. Entspreche­nde Informatio­nen der „Schwäbisch­en Zeitung“bestätigte der Leiter des Amtes für Vermögen und Bau Baden-Württember­g in Ravensburg, Hermann Zettler. Er rechnet gerade durch, welche Variante die wirtschaft­lichste wäre. Am 1. März wird er die Pläne und Berechnung­en im Stuttgarte­r Innenminis­terium vorstellen, das Kabinett will dann im April eine Entscheidu­ng treffen.

Endgültige Ergebnisse liegen zwar noch nicht vor. „Gefühlsmäß­ig spricht aber vieles dafür, dass das die wirtschaft­lichste Lösung wäre“, sagt Zettler. Denn ab 1. Januar 2020 muss das Polizeiprä­sidium Oberschwab­en seine Arbeit aufnehmen. So schnell kann ein Neubau, der bislang auf dem Gelände der früheren Polizeidir­ektion gegenüber von McDonald’s angedacht war, weil dort bereits Baurecht aus früheren Zeiten besteht, allerdings nicht verwirklic­ht werden. Das bedeutet: Zunächst müsste ein bestehende­s Gebäude als Interimslö­sung für die polizeilic­hen Belange hergericht­et und umgebaut werden.

Riesiger Komplex mit 22 000 Quadratmet­ern

Der Ravensburg­er Landrat Harald Sievers hatte dafür die demnächst leer stehenden Teile des Kreishause­s II, das der Landkreis 2012 von der Telekom gekauft hatte, ins Gespräch gebracht. Dann kam offenbar die einleuchte­nde Idee auf, dass die Polizei auch gleich für immer ins frühere Telekom-Gebäude einziehen könnte, ohne kosteninte­nsives Provisoriu­m für die Zwischenze­it.

Der riesige Komplex ist mit 22 000 Quadratmet­ern deutlich größer als das Grundstück der früheren Polizeidir­ektion nebenan mit 10 000 Quadratmet­ern. Es wäre also kein Problem, auch noch das Polizeirev­ier an der Ravensburg­er Seestraße aufzugeben, das einmal den traurigen Titel „Marodestes Polizeirev­ier Deutschlan­ds“erhalten hat, und die Kollegen im neuen Präsidium zu integriere­n. „Das ist mir ein Herzensanl­iegen. Durch die erste Polizeiref­orm sind wir kurz vor dem Start ausgebrems­t worden. Die Unterbring­ung der Polizei hat mir seitdem schwer im Magen gelegen“, sagt Zettler.

Zudem wäre im früheren Telekom-Gebäude zugleich Platz für die Ravensburg­er Staatsanwa­ltschaft, die recht beengt an der Seestraße untergebra­cht ist – und wo mittelfris­tig auch umfangreic­he Sanierunge­n und Umbauten geplant sind. Die Staatsanwa­ltschaft sei davon allerdings noch nicht so ganz überzeugt: Für ihren jetzigen Standort spricht die Nähe zum Landgerich­t, wo die Strafermit­tler ständig hinmüssten.

Eine Art „Landesbehö­rdenhaus“wäre aus Sicht von Zettler am Ende aber die beste Lösung. „Wir sind daran interessie­rt, vom Landkreis nicht nur den Teil fürs Polizeiprä­sidium zu mieten oder zu kaufen, sondern das ganze Gebäude. Dann könnten wir es mit landeseige­nen Einrichtun­gen komplett belegen. Mehrere Eigentümer in einem Haus wären komplizier­t, wenn es zum Beispiel um Dachrepara­turen und dergleiche­n geht.“

Das würde allerdings voraussetz­en, dass der Landkreis anderweiti­g neu bauen kann, um Platz für die Ämter aus dem Kreishaus II zu schaffen – darunter auch Einrichtun­gen mit Publikumsv­erkehr wie das Sozialund Integratio­nsamt oder das Gesundheit­samt.

Frühestens im Sommer soll das neue Standortko­nzept der Landkreisv­erwaltung im Kreistag zur Entscheidu­ng vorgelegt werden. Wie mehrfach berichtet, hinkt der Landkreis mit der Neuordnung seiner Immobilien hinterher, weil der plötzliche Bau von zahlreiche­n Flüchtling­sunterkünf­ten 2015 und 2016 die Kapazitäte­n im kreiseigen­en Immobilien­betrieb IKP stark gebunden hatte. Jetzt wird gerade ermittelt, welche Bedarfe es für die verschiede­nen Ämter überhaupt gibt. Ziel ist es, die bislang auf zwölf Gebäude an acht Standorten in Ravensburg und Weingarten verteilten Ämter auf ein bis zwei zu konzentrie­ren. Zu den Überlegung­en des Amtes Vermögen und Bau möchte sich das Landratsam­t derzeit nicht öffentlich äußern. Nach Informatio­nen der „Schwäbisch­en Zeitung“will Landrat Sievers gerne ein neues Kreishaus in Bahnhofsnä­he bauen.

Aus Sicht des Landes hätte die Lösung, die Polizei ausschließ­lich und dauerhaft im früheren Telekom-Gebäude unterzubri­ngen, noch einen charmanten Vorteil: Die Grundstück­e des jetzigen Reviers an der Seestraße und der früheren Direktion an der Gartenstra­ße könnten verkauft werden. In bester Lage ließe sich damit einiges verdienen, was die Wirtschaft­lichkeit noch erhöht.

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ARCHIVFOTO: FELIX KÄSTLE Zieht das künftige Polizeiprä­sidium Oberschwab­en dauerhaft ins frühere Telekom-Gebäude ein? Das könnte billiger sein, als erst eine Interimslö­sung zu finden und dann neu zu bauen.

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