Schwarz, schrill, Shockheaded Peter
Junk-Oper im Zeichen des Struwwelpeter stand am Freitag in der Stadthalle auf dem Programm
WANGEN - Was Kindern blüht, die nicht auf die Warnungen ihrer Eltern hören, hat am Freitagabend das Landestheater Schwaben aus Memmingen in der Stadthalle gezeigt. Die Aufführung ging im Rahmen der Wangener Theaterreihe über die Bühne.
„Sieh einmal hier steht er, pfui der Struwwelpeter.“Wer kennt sie nicht die Verse des Kinderbuches von Heinrich Hoffmann. Der Frankfurter Kinderarzt schrieb vor mehr als 150 Jahren (1844) für seinen dreijährigen Sohn ein Kinderbuch, dessen schwarze Pädagogik über Generationen hinweg die Kinder das Fürchten lehrte. Und damals wie heute fasziniert es die Menschen, sich das Spiegelbild ihrer dunklen Seite vor Augen zu halten.
Dies gelang den Darstellern des Landestheaters Schwaben aus Memmingen auf schaurig beeindruckende Weise. Sowohl schauspielerisch, gesanglich und musikalisch. Schräge Musik, glasklare Stimmen und schauspielerisches Talent mit Gänsehautfeeling gab es zu sehen und zu hören.
Das Ende des Suppenkasper
Der Suppenkasper, der eigentlich gesund und kugelrund ist, mag plötzlich keine Suppe mehr essen: „Nein, ich esse meine Suppe nicht!“Sein Ende ist unausweichlich. Nach fünf Tagen war er tot. Auch dem Wüterich Fritz erging es nicht besser. Denn er schlug den Hund, der am Brunnen stand und Wasser trank mit seinem Mund. Der Hund biss den Friederich, dass er wegen starkem Blutverlust noch am Unfallort starb.
Zur damaligen Zeit zündelte Paulinchen noch mit Streichhölzern. Doch das moderne Paulinchen benutzt ein Feuerzeug. Trotz der Warnungen der Eltern kann sie es nicht lassen, das Feuer zu entfachen. Minz und Maunz, sie drohen mit Pfoten, doch auch das kann Paulinchen nicht vor dem Feuer retten.
Und auch wenn die Zahl der Daumen lutschenden Kinder sich in den letzten Jahrzehnten drastisch reduziert haben dürfte, sollte man die Folge nicht unterschätzen, mit der diese „Unart“bestraft werden könnte: „Schnipp, Schnapp, die Daumen sind ab.“Konrad starb an Blutverlust.
„Wenn der Hans zur Schule ging, schaut sein Blick zum Himmel hin.“Wer gedankenverloren an einem Ufer entlang geht, ob aufschauend in den Himmel oder den Blick auf das Handy gerichtet, sollte sich vorsehen. Denn für Hans „Guck in die Luft“endete das Abschweifen in eine andere Welt entlang des Ufers tödlich. Er ertrank im eisig kalten Wasser. Wenn es stürmt und schneit mag keiner gerne aus dem Haus. Nicht so der fliegende Robert. Mit Hut und rotem Schirm zieht es ihn hinaus zu den unbezähmbaren Kräften der Wetterkapriolen.
Lied trägt auch Publikum davon
Der Sturm erfasst den roten Schirm und trägt ihn hinauf . Keiner hört ihn rufen. Er fliegt mit den Wolken und berührt schon den Himmel. Der fliegende Robert ward von keinem Menschen mehr gesehen. Und das Lied, das die Geschichte beschreibt, trägt auch das Publikum davon. Himmlisch gesungen und verteufelt melancholisch. Es bleibt zu hoffen, dass Robert irgendwo sicher gelandet ist und seine Lektion gelernt hat.
Die Lieder aus Shockheaded Peter basieren auf den einzelnen abgeschlossenen Geschichten aus Heinrich Hoffmanns Buch „Der Struwelpeter“. In den 1990 er Jahren entstand aus diesen Geschichten eine JunkOper, produziert von Julian Crouch, Phelim Mc Dermott und den Tiger Lillies. Bis heute ist diese Produktion ein Welterfolg. Am Freitag begeisterte sie in Wangen.