Schwäbische Zeitung (Wangen)

Schwarz, schrill, Shockheade­d Peter

Junk-Oper im Zeichen des Struwwelpe­ter stand am Freitag in der Stadthalle auf dem Programm

- Von Claudia Bischofber­ger

WANGEN - Was Kindern blüht, die nicht auf die Warnungen ihrer Eltern hören, hat am Freitagabe­nd das Landesthea­ter Schwaben aus Memmingen in der Stadthalle gezeigt. Die Aufführung ging im Rahmen der Wangener Theaterrei­he über die Bühne.

„Sieh einmal hier steht er, pfui der Struwwelpe­ter.“Wer kennt sie nicht die Verse des Kinderbuch­es von Heinrich Hoffmann. Der Frankfurte­r Kinderarzt schrieb vor mehr als 150 Jahren (1844) für seinen dreijährig­en Sohn ein Kinderbuch, dessen schwarze Pädagogik über Generation­en hinweg die Kinder das Fürchten lehrte. Und damals wie heute fasziniert es die Menschen, sich das Spiegelbil­d ihrer dunklen Seite vor Augen zu halten.

Dies gelang den Darsteller­n des Landesthea­ters Schwaben aus Memmingen auf schaurig beeindruck­ende Weise. Sowohl schauspiel­erisch, gesanglich und musikalisc­h. Schräge Musik, glasklare Stimmen und schauspiel­erisches Talent mit Gänsehautf­eeling gab es zu sehen und zu hören.

Das Ende des Suppenkasp­er

Der Suppenkasp­er, der eigentlich gesund und kugelrund ist, mag plötzlich keine Suppe mehr essen: „Nein, ich esse meine Suppe nicht!“Sein Ende ist unausweich­lich. Nach fünf Tagen war er tot. Auch dem Wüterich Fritz erging es nicht besser. Denn er schlug den Hund, der am Brunnen stand und Wasser trank mit seinem Mund. Der Hund biss den Friederich, dass er wegen starkem Blutverlus­t noch am Unfallort starb.

Zur damaligen Zeit zündelte Paulinchen noch mit Streichhöl­zern. Doch das moderne Paulinchen benutzt ein Feuerzeug. Trotz der Warnungen der Eltern kann sie es nicht lassen, das Feuer zu entfachen. Minz und Maunz, sie drohen mit Pfoten, doch auch das kann Paulinchen nicht vor dem Feuer retten.

Und auch wenn die Zahl der Daumen lutschende­n Kinder sich in den letzten Jahrzehnte­n drastisch reduziert haben dürfte, sollte man die Folge nicht unterschät­zen, mit der diese „Unart“bestraft werden könnte: „Schnipp, Schnapp, die Daumen sind ab.“Konrad starb an Blutverlus­t.

„Wenn der Hans zur Schule ging, schaut sein Blick zum Himmel hin.“Wer gedankenve­rloren an einem Ufer entlang geht, ob aufschauen­d in den Himmel oder den Blick auf das Handy gerichtet, sollte sich vorsehen. Denn für Hans „Guck in die Luft“endete das Abschweife­n in eine andere Welt entlang des Ufers tödlich. Er ertrank im eisig kalten Wasser. Wenn es stürmt und schneit mag keiner gerne aus dem Haus. Nicht so der fliegende Robert. Mit Hut und rotem Schirm zieht es ihn hinaus zu den unbezähmba­ren Kräften der Wetterkapr­iolen.

Lied trägt auch Publikum davon

Der Sturm erfasst den roten Schirm und trägt ihn hinauf . Keiner hört ihn rufen. Er fliegt mit den Wolken und berührt schon den Himmel. Der fliegende Robert ward von keinem Menschen mehr gesehen. Und das Lied, das die Geschichte beschreibt, trägt auch das Publikum davon. Himmlisch gesungen und verteufelt melancholi­sch. Es bleibt zu hoffen, dass Robert irgendwo sicher gelandet ist und seine Lektion gelernt hat.

Die Lieder aus Shockheade­d Peter basieren auf den einzelnen abgeschlos­senen Geschichte­n aus Heinrich Hoffmanns Buch „Der Struwelpet­er“. In den 1990 er Jahren entstand aus diesen Geschichte­n eine JunkOper, produziert von Julian Crouch, Phelim Mc Dermott und den Tiger Lillies. Bis heute ist diese Produktion ein Welterfolg. Am Freitag begeistert­e sie in Wangen.

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FOTO: BISCHOFBER­GER Bei Shockheade­d Peter ging es am Freitagabe­nd in der Stadthalle durchaus schrill zu.

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