Gekühlte Transporter, gekühlte Lager
Leutkircher Spedition konzentriert sich auf Lösungen für Produzenten von Milchprodukten
LEUTKIRCH - Von wegen nur Transportunternehmen: Die Leutkircher Spedition Riedle hat sich in den vergangenen Jahren darauf spezialisiert, ihrer Kundschaft aus der Lebensmittelbranche sogenannte Komplettlösungen anzubieten. „Wir holen die Rohware beim Lieferanten ab, wir bringen diese auf Abruf zu den Produzenten und übernehmen den Weitertransport an die Endabnehmer“, erklärt Jörg Riedle, verantwortlich für Projektlogistik und IT. Bruder Marc Riedle leitet die Sparte Verkauf und Spedition. Der dritte Sohn von Geschäftsführer und Gesellschafter Karl-Magnus und Marlies Riedle (Controlling und Buchhaltung), Patrick Riedle, kümmert sich um „Warehouse und Kontraktlogistik“.
Im Allgäu bilden alle Varianten von Milchprodukten mittlerweile das Hauptgeschäft des Familienunternehmens, das 1932 von Magnus Riedle gegründet worden ist. Damals transportierten die Lastwagen Langholz aus den Wäldern zu den Sägewerken. 1976 begann der Einstieg mit Transporten von Halbfertigprodukten zur Schmelzkäseherstellung.
Daraus entstand die Spezialisierung, den Betrieb weitgehend auf Kundschaft aus dem Milchsektor auszurichten, mit speziellen Kühllastern, mit ständigen Erweiterungen. Zuletzt wurde 2016 am Standort im Gewerbegebiet „Untere Auen“eine neue Kühl- und Trockenlagerhalle errichtet, schon für 2018 planen die Riedles die Vergrößerung des Trockenlagers. Mittelfristig wird es dabei nicht bleiben: „Wir suchen nach geeigneten Flächen auch auf der grünen Wiese“, erklärt Patrick Riedle.
Höchstes Zertifikat
Alles aus einer Hand und das mit hohem Qualitätsstandard: „In der Lebensmittelbranche sind Hygiene und Zuverlässigkeit das höchste Gut“, betont Jörg Riedle. Deshalb tragen die weiß lackierten Laster mit dem roten Schriftzug mittlerweile auch das in Europa am höchsten eingestufte „IFS“--Zertifikat (International Featured Standards).
In der 2016 erstellten Kühllagerhalle wird deshalb auch eine mit dem deutschen Kältepreis ausgezeichnete Kühltechnik eingesetzt. Mit selbst erzeugtem Strom werden die Kälteanlagen für die Kühlhallen versorgt.
Unterwegs sind die Riedle-Laster außer im Nahverkehr vor allem in Mittel- und Zentraleuropa. „Über unser Netzwerk können wir beispielsweise für Kunden logistisch aber auch einen Transport von oder nach Australien organisieren“, sagt Jörg Riedle. Mindestens einmal pro Woche stehen Fahrten nach Paris an, große Häfen wie Rotterdam, Antwerpen oder Hamburg zählen zu den festen Adressen der Fuhren.
60 Zugmaschinen und aktuell 110 Trailer oder Auflieger umfasst der Fuhrpark, der etwa alle drei Jahre ausgewechselt wird. Rund 200 000 Kilometer legt ein Fahrzeug pro Jahr zurück. Alle aktuell eingesetzten Dieselaggregate entsprächen der Euro-6-Norm. „Auch damit sichern wir unseren guten Ruf ab“, betont Jörg Riedle. Der ist bei verderblicher Ware besonders wichtig. Deshalb stellt die Verlagerung eines Teils der Transporte auf die Schiene für die Spezialspedition keine Alternative dar. „Die Kunden verlassen sich darauf, dass die Ware zum vereinbarten Zeitpunkt ihr Ziel erreicht“, um von dort aus in kleineren Tranchen auf Paletten als Käsescheiben, Milchpulver oder Emmentaler an die Endabnehmer ausgeliefert zu werden.
Zeit ist Geld – die Zugmaschinen mit wechselnden Fahrern sind deshalb schon mal rund um die Uhr unterwegs. „Jede halbe Stunde Verspätung müssen wir begründen, um nicht eine Konventionalstrafe zu riskieren“, erklärt Marlies Riedle. Natürlich seien bei den errechneten Fahrzeiten auch Reserven einkalkuliert, aber gegen mit Unfällen oder schlechten Witterungsbedingungen verbundene Staus oder Straßensperrungen hilft die beste Planung nicht. Deutschland sei nun mal ein Transitland, der Verkehr auf den Fernstraßen habe in den vergangenen Jahren zugenommen.
Idealer Standort nahe der A 96
Bis 1990 lag der Firmensitz im Krählohweg zwischen Stadtweiher, Stadtwald und dem angrenzenden Wohngebiet. Erst die Verlagerung in das Gewerbegebiet am westlichen Stadtrand von Leutkirch versetzte die Firma in die Lage, sich auf einer Fläche von 26 000 Quadratmetern, davon mittlerweile 9400 Quadratmeter für die Lagerung, neu zu organisieren. Der Standort sei ideal, nahe an der A 96, im Dreiländereck Deutschland, Österreich, Schweiz. In den Nachbarländern sitzen viele Kunden.
Bei der Planung der Fahrten achten die Logistiker darauf, dass das Gros der Fahrzeuge am Wochenende am Firmensitz steht. Zu sehr ins Detail gehen will Marlies Riedle nicht, aber die Rastplätze an deutschen Autobahnen, am Wochenende oft durch parkende Lastwagen überfüllt, gehörten nicht zu den sichersten Orten: „Da fehlen schon mal Tausend Liter Diesel oder ein Reserverad.“
Rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden derzeit beschäftigt. Die Spedition Riedle bildet sowohl im gewerblichen als auch im kaufmännischen Bereich aus und ist Partner für duale Studiengänge.
Jörg Riedle räumt ein, dass in allen Sparten des Unternehmens der Fachkräftemangel Probleme bereite. „Schreiben Sie doch, dass jede qualifizierte Bewerbung willkommen ist“, sagt er zum Abschluss des Gesprächs mit der „Schwäbischen Zeitung“, schnappt sich eine warme Jacke und erläutert danach bei einer Temperatur von zwei Grad Celsius die Technik des großen Kühllagers.