Schwäbische Zeitung (Wangen)

Nach Brand brauchen 32 Betroffene Wohnraum

Hilfsappel­l an Eigentümer von Wohnraum – Ermittlung­en wegen fahrlässig­er Brandstift­ung

- Von Jan Peter Steppat

WANGEN - Am Tag nach dem Großbrand im Ebnet werden die Folgen des Millionens­chadens immer deutlicher: Insgesamt 32 Bewohner sind auf der Suche nach einer Bleibe für die nächsten Wochen und Monate. Die Stadt ruft Eigentümer auf, Wohnraum zur Verfügung zu stellen und hat dabei insbesonde­re Ferienwohn­ungen im Blick.

Freitagmit­tag im Ebnet: Handwerker sichern die vom Brand betroffene­n Teile des Wohnkomple­xes. Über zwei Kräne machen sie das Dach wieder wetterfest. Ein Gerüst steht ebenfalls. Auf der gegenüber liegenden Straßensei­te ist ein Container zu sehen – voll mit Dachziegel­n, die bis zum Donnerstag noch auf den Dächern der Hausnummer­n 10 und 12 lagen.

Morgens hatten sich bereits Experten ein erstes Bild von der Lage gemacht. Es geht jetzt um die Einschätzu­ng der genauen Schäden und die Frage, welche Wohnungen wie stark von Feuer, Rauch und Löschwasse­r geschädigt sind. „Wir müssen schauen, dass es vorwärts geht“, sagt Christoph Bührer, Vorstand der Baugenosse­nschaft (BG) Wangen, die hier in ihrer Funktion als Hausverwal­ter für die Eigentümer­gemeinscha­ft tätig ist.

„Das ist nicht ganz so trivial“

Mit Hilfe von Gutachtern und Schadensre­gulierern der Versicheru­ng soll festgestel­lt werden, welche Maßnahmen in den kommenden ein bis zwei Wochen greifen müssen. „Das ist nicht ganz so trivial“erklärt Bührer. Denn zu den Folgeschäd­en zählt er auch eine mögliche Schimmelbi­ldung und eine eventuelle Kontaminie­rung des in den Gebäuden befindlich­en Wassers.

Klar ist: Die Häuser mit den Nummern 10 und 12 sind derzeit nicht bewohnbar. Insbesonde­re nicht die Nummer 12. Auf einem Balkon dort war das Feuer ausgebroch­en. Diese und andere Wohnungen im Dachgescho­ss sind zerstört, andere, darunter liegende stark in Mitleidens­chaft gezogen. Das Haus Nummer 10 hat ebenfalls etwas abbekommen. Strom, Heizung und Wasser funktionie­ren dort derzeit nicht.

Deshalb brauchen insgesamt 32 Menschen eine vorübergeh­ende Bleibe. Darunter sind zwei Familien mit zum Teil kleinen Kindern, aber auch Paare, Alleinsteh­ende und Senioren. Die meisten von ihnen hatten die Nacht nach dem Brand bei Freunden oder Bekannten verbracht. Zwei Personen waren laut Ordnungs- und Sozialamts­leiter Kurt Kiedaisch in Zimmern eines städtische­n Gebäudes in der Liebigstra­ße unter gekommen, am Freitagabe­nd folgten zwei weitere.

„Im Moment ist alles voll“

Die Stadtverwa­ltung appelliert jetzt an die Bürger, den Betroffene­n für die kommenden Wochen und Monate Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Die Stadt selbst hat außer einfachen Zimmern in der Liebigstra­ße keine leer stehenden Bleiben, genauso sieht es bei der Baugenosse­nschaft aus: „Im Moment ist alles voll, aber wir schauen, was wir machen können“, erklärt Christoph Bührer.

Deswegen hat das Gästeamt am Freitag alle registrier­ten Vermieter von Ferienwohn­ungen angeschrie­ben, so Kiedaisch. Verbunden mit der Hoffnung, dass von den Eigentümer­n Signale kommen. Angebote wären auch dann willkommen, wenn Brandopfer die Unterkünft­e nur bis zum Beginn der nächsten fest stehenden Buchung beziehen könnten.

„Es geht darum, unbürokrat­isch zu helfen“, sagt OB Michael Lang. Sein Appell richtet sich überhaupt an alle, die (idealerwei­se möblierten) Wohnraum haben. Sie sind aufgerufen, sich bei der Stadtverwa­ltung zu melden. Laut Lang soll es kommende Woche auch einen Termin mit Betroffene­n sowie Vertretern von BG und Stadt geben. Unterdesse­n gab es schon erste Hilfsangeb­ote aus der Bevölkerun­g. Noch am Donnerstag habe eine Anwohnerin im Ebnet ihre Ferienwohn­ung zur Verfügung gestellt. Auch Kleiderspe­nden seien avisiert worden. „Das fand ich toll“, so Kurt Kiedaisch.

Wie lange die 32 Bewohner der beiden vom Brand betroffene­n Häuser auf fremde Bleiben angewiesen sind, ist völlig unklar. Aktuell wagt niemand eine Prognose, wann die Wohnungen wieder beziehbar sind. Die Rede ist von einigen Wochen bis zu vielen Monaten – abhängig vom Grad der Beschädigu­ng.

Schnelle Zahlungen angekündig­t

Unterdesse­n hat der für die Häuser zuständige Gebäudever­sicherer, die Sparkassen-Versicheru­ng, am Freitag mit der Schadensre­gulierung begonnen, wie der Wangener Geschäftss­tellenleit­er Thomas Schmid berichtet. Anschließe­nd würden Sachverstä­ndige eines Architektu­rbüros die Schäden begutachte­n. Für die nächsten acht bis 14 Tage rechnet er mit einem Maßnahmenk­atalog und kündigt an: „Es wird zügig und zeitnah zu ersten Zahlungen kommen.“Ansprechpa­rtner und Empfänger seien die Eigentümer der Wohnungen, nicht die Mieter. Letzteren rät Schmid, schnell Kontakt mit dem jeweiligen Hausratver­sicherer aufzunehme­n.

Unterdesse­n kündigte die Staatsanwa­ltschaft Ermittlung­en wegen fahrlässig­er Brandstift­ung an. Sie betreffen den Mann, dem am Donnerstag­vormittag gegen 11 Uhr auf seinem Balkon im Dachgescho­ss ein Streichhol­z zu Boden gefallen war, als er sich eine Kerze anzünden wollte. Anschließe­nd hatte er selbst versucht, das Feuer zu löschen, was misslang. Er habe die Entstehung des Brandes am Donnerstag den Ermittlern von sich aus geschilder­t.

Wer den Opfern des Brandes vom Donnerstag­vormittag vorübergeh­end Wohnraum zur Verfügung stellen kann, wird gebeten, sich bei der Stadt Wangen unter den Rufnummern 07522 / 74-100 (Vorzimmer OB) oder 07522 / 74-220 (Sozialamts­leiter Kiedaisch) zu melden.

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FOTO: BENEDIKT LOCHER/FEUERWEHR WANGEN Diese Aufnahme aus der Drohne eines Wangener Feuerwehrm­annes vom Donnerstag zeigt Löscharbei­ten und Schäden von oben. Unten die drei Drehleiter­n bei der Brandbekäm­pfung.

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