Blindenfußball-Bundesliga bei den Wangener Welten
Erster Spieltag ist am 7. Mai in Wangen – Der Fußball ist mit Metallblättchen gefüllt, die beim Spielen rasseln
WANGEN (sz) - Die Wangener Welten warten bei ihrem zehnjährigen Bestehen mit einem außergewöhnlichen sportlichen Ereignis auf: Die Deutsche Blindenfußball-Bundesliga wird am Samstag, 7. Mai, ihren ersten Spieltag in Wangen austragen. Das teilt die Stadt Wangen in einer Pressemeldung mit. Demnach ist Blindenfußball eine in Deutschland noch junge Disziplin. Gespielt wird sie von Menschen, die ganz erblindet sind oder von solchen, die nur noch sehr wenig Sehkraft besitzen. Um sicherzugehen, dass alle mit gleichen Voraussetzungen spielen, tragen sie Augenmasken.
Ganz anders als beim Fußball der Sehenden, gebe es auf den Rängen keine Schlachtenbummler mit Tröten, Hupen oder anderen Instrumenten. Denn die Blinden müssen den Ball hören und auf Kommandos von außen reagieren können, wie Oliver Deutscher, Abteilungsleiter Gesellschaftliche Verantwortung bei Württembergischen Fußballverband erläutert. Der Ball, mit dem gekickt wird, ist schwerer als ein normaler Fußball und auch etwas kleiner. Gefüllt ist er mit Metallblättchen, die beim Spielen rasseln und es so den Spielern ermöglichen, ihn zu lokalisieren. Blinde Fußballer hätten eine besondere Lauftechnik, mit der sie den Ball nicht nur vorantreiben, sondern auch ständig kontrollieren könnten. Dennoch seien sie in der Lage exakte Pässe zu spielen.
Einziger Spieler, der in dieser Spielart sieht, sei der Torhüter. „Er hat nicht nur die Aufgabe, möglichst keinen Ball an sich vorbei ins Eckige ziehen zu lassen. Er mus auch sein Team vor dem Tor mit Worten dirigieren. Der Trainer an der Längsseite des Feldes gibt Kommandos für die Spieler im Mittelfeld und hinter dem Tor des Gegners steht ein so genannter ,Guide’, der die Stürmer mit Worten unterstützt“, heißt es in der Pressemitteilung.
Sehr wichtig sei das Kommando „Voy“. Es ist spanisch und heißt „Ich komme“. Es muss von Spielern lauf gerufen werden, die auf einen anderen Spieler zulaufen. Wird dieser Ruf vergessen, erhält das ballführende Team vom Schiedsrichter einen Freistoß.
Reporter kommentieren Spiel live über Kopfhörer der Zuschauer
Manche Zuschauer tragen Kopfhörer, denn das Spiel wird von zwei Reportern live kommentiert, ähnlich wie bei einer Rundfunkreportage. So können auch die Auswechselspieler den Spielverlauf verfolgen. Die Reportage wird per Livestream auch im Internet übertragen, sodass auch daheim Gebliebene mitfiebern.
Das Spielfeld der Blindenfußballer ist mit 20 mal 40 Meter kleiner als das der sehenden Spieler. Ähnlich wie beim Hallenfußball stehen entlang der Längsseiten Banden, die auch ins Spiel einbezogen werden. Die Spieldauer beträgt zweimal 25 Minuten reine Spielzeit. Bei Unterbrechungen wird die Uhr angehalten. Das Tor entspricht einem Handballtor mit zwei mal drei Meter.
Blindenfußball wird in Deutschland meist in den großen Städten angeboten. Laut der Sepp-HerbergerStiftung des DFB leben in Deutschland 145 000 blinde und mehr als 500 000 sehbehinderte Menschen. 2006 gelte als das Geburtsjahr des Blindenfußballs in Deutschland. Im Rahmenprogramm der FußballWeltmeisterschaft 2006 fand in Berlin das erste große internationale Turnier auf deutschem Boden statt – der International Blind Challenge Cup (IBCC).