Schwäbische Zeitung (Wangen)

Große Mehrheit ist für die Umfahrung

Weniger Autos, weniger Lärm: Der Gemeindera­t Opfenbach spricht sich für die Verlegung der B 32 aus

- Von Benjamin Schwärzler

OPFENBACH - Der Appell von Bürgermeis­ter Matthias Bentz galt wohl nicht nur den 70 Zuhörern, sondern auch dem nicht anwesenden restlichen Teil der Bevölkerun­g. Egal, wie die Sache ausgehe: Es sei unerlässli­ch, dass sich hinterher alle Beteiligte­n noch in die Augen schauen können. Christian Pelinka formuliert­e es so: „Wir alle werden uns heute Freunde und Feinde schaffen.“

Der Gemeindera­t Opfenbach hat einen Grundsatzb­eschluss zur Ortsumfahr­ung B32 gefasst – und sich mit 10:3 Stimmen für das Projekt ausgesproc­hen.

Paul Straub, Peter Straubinge­r und Annette Straub votierten dagegen. Wann das Staatliche Bauamt die Planungen für das seit zwei Jahrzehnte­n im Raum stehende Projekt zur Verkehrsen­tlastung aufnehmen wird, ist noch unklar. Spätestens 2030 muss es laut Bundesverk­ehrswegepl­an abgeschlos­sen sein.

Allerdings sind noch nicht alle Hürden genommen. „Die Landwirte kämpfen um ihre Flächen“, kündigte Paul Straub an. Das Gelände, durch das die Trasse führen soll, befindet sich in Privatbesi­tz und ist „mit die Fläche mit dem höchsten Ertrag“. Die Bauern seien nach wie vor nicht gewillt, diese herzugeben.

Nicht zuletzt könnte es durchaus sein, dass die Opfenbache­r durch ein Rats- oder Bürgerbege­hren doch noch abstimmen dürfen, nachdem der erste Anlauf im Sommer aufgrund eines Formfehler­s gescheiter­t war. Herbert Bader, Klaus Vörös und Christa Meller sprachen diese Möglichkei­t an. Auch Bentz nahm Stellung dazu. Er habe bisher kein Ratsbegehr­en eingeleite­t, da er dieses strittige Thema nicht auf die Bürger abwälzen wollte. „Wir sind alle gewählt, um solche Entscheidu­ngen zu treffen“, betonte er. Jetzt sei zumindest klar, wofür der Gemeindera­t sei. „Alles weitere müssen wir auf uns zukommen lassen“, sagte der Rathausche­f. Ein Bürgerents­cheid könnte einen Gemeindera­tsbeschlus­s nachträgli­ch ersetzen.

Zuvor hatte Bentz den Sachverhal­t und die zu erwartende Entlastung um bis zu 70 Prozent umrissen. „Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache.“Nach der Abwägung von Für und Wider seien die Gesundheit und die Sicherheit der Menschen am höchsten zu bewerten. Zudem gebe es keine Alternativ­en – weshalb er mit Ja stimmen werde, sagte er.

Auch Herbert Bader sagte mit Blick auf Lärm und Schmutz: „Die Menschen leiden seit Jahren.“Die Umfahrung sei positiv für die Ortsentwic­klung, der Mehrwert höher einzustufe­n als die Versiegelu­ng.

Dem widersprac­h Paul Straub. Allein in Opfenbach seien in den vergangene­n 30 Jahren 16 Hektar verbaut worden. Die Umfahrung sei ein enormer Eingriff in die Kulturland­schaft. „Im Landkreis Lindau wären 90 Prozent der Landwirte froh, sie hätten so eine Fläche“, sagte Straub. Er forderte erneut eine „große Westallgäu­er Lösung“von den Behörden.

Peter Straubinge­r befürchtet negative Auswirkung­en auf den Einzelhand­el und sprach von „existenzie­llen Ängsten“. Eine Verkehrsbe­ruhigung könne dem Dorf auch Leben entziehen. Gleichzeit­ig befürchtet er, dass der Verkehr auf der B32 sogar zunimmt, wenn zum Beispiel die Lindenberg­er nicht mehr durch Rohrach nach Lindau fahren.

Christian Pelinka sieht eine Riesenchan­ce für die Gemeinde – und rief alle Beteiligte­n dazu auf, keine Grabenkämp­fe ausbrechen zu lassen, sondern alle Energie für eine gemeinsame Lösung einzusetze­n.

„Das ist meine schwierigs­te Entscheidu­ng als Gemeindera­t“, bekannte Ralf Schneider. Er stimmte dafür, obwohl Freunde und Verwandte als Grundstück­seigentüme­r betroffen seien, wie er verriet.

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