In Lindenberg gehen die Übernachtungszahlen zurück
Das Allgäu verkündet dagegen einen Rekord nach dem anderen im Tourismus
LINDENBERG - Der Tourismus im Allgäu boomt. In Lindenberg ist davon nichts zu spüren. Im Gegenteil: Die Gäste- und Übernachtungszahlen sind im vergangenen Jahr spürbar gesunken. Das lag hauptsächlich an einem Umbau des Humboldt-Institutes, aber nicht nur. Einbußen gab es auch in anderen Bereichen. „Es sind nicht die Zahlen, die man sich vorstellt“, sagte Gästeamtsleiterin Kathrin Felle bei der Vorlage des Jahresberichts im Stadtrat.
Vor ein paar Jahren noch wollte sich die Stadt als Tourismus-Standort positionieren. Damals wurden mehr als 140 000 Übernachtungen im Jahr gezählt. Heute sind es 40 Prozent weniger. Das liegt vor allem an den schwindenden Zahl an Übernachtungsbetrieben. In den vergangenen Jahren hätten 20 Anbieter aufgegeben, beziehungsweise wurden geschlossen, schilderte Felle, allen voran der Bayernpark als einer der größten Übernachtungsbetriebe im Kreis. „So etwas wie ein Hotel am Nadenberg wäre ein Traum“, sagte Felle angesichts der Entwicklung.
Mit den Anbietern zu tun hat auch das Minus im vergangenen Jahr. Ein erheblicher Teil geht auf das Humboldt-Institut zurück. Es beherbergt Schüler aus aller Herren Länder. Seit zwei Jahren wird der frühere Eisenbahner-Waisenhort in großem Stil umgebaut. Deshalb kann das Institut viel weniger Schüler aufnehmen, nannte Felle einen Grund für das Minus. Zudem fährt das Institut die Schullandheim-Tätigkeit zurück. Dafür nimmt es mehr feste Schüler auf, die beispielsweise das Gymnasium besuchen. Das sei für das Institut positiv, drücke aber die Übernachtungszahlen.
Erheblich ist auch das Minus bei den Ferienwohnungen. Dort sind die Übernachtungen um fast elf Prozent zurückgegangen. Gerade in dem Segment geben viele Vermieter – oft altersbedingt – ihren Betrieb auf. „Zwar kommen immer wieder neue dazu. Das gleicht die Schließungen aber nicht aus.
Eine Rolle spielt bei den Ferienwohnungen auch der Trend zu Kurzurlauben, für den „das Allgäu prädestiniert“(Felle) ist. Viele Anbieter würden sich überlegen, ob sie den Aufwand für eine dreitägige Buchung auf sich nehmen, schilderte die Gästeamtsleiterin. Ein grundsätzliches Standort-Problem sieht sie im Übrigen nicht. „Wer eine schöne Wohnung hat und eine einigermaßen gepflegte Homepage, kann seine Wohnung in Lindenberg vermieten.“
Chancen sieht Felle nicht zuletzt im Tagestourismus. Er spielt offenbar jetzt schon eine erhebliche Rolle. Diesen Schluss lassen jedenfalls Zahlen aus dem Deutschen Hutmuseum zu. 41 Prozent der Besucher im vergangen Jahr waren als Tagestourist dort. Von Bedeutung für die Stadt ist das, weil jeder Tagesgast statistisch 28,30 Euro am Ort lässt.
In dem Bereich sehen auch einige Stadträte Chancen. Helmut Wiedemann nannte beispielsweise Wanderer als Zielgruppe, die die Stadt verstärkt ins Auge fassen sollte. Allerdings stehe es mit der Beschilderung der Wanderwege „nicht zum Besten“. An einzelnen Masten seien sieben oder acht Wegweiser befestigt. Weder der Einheimische noch der Gast finde sich da zurecht.
Hoffen auf das zweite Standbein
„Wir sind keine Tourismus-Stadt“, fasste Ludwig Gehring, selbst Inhaber eines Gasthofes, seinen Eindruck zusammen. Trotzdem sieht er Möglichkeiten, die Übernachtungszahlen zu verbessern. Die Verwaltung solle prüfen, welche Möglichkeiten es gibt, neue Ferienwohnungen zu bekommen. Gehring brachte dafür die Nutzung leer stehender Einliegerwohnungen ins Spiel. Martin Einsle gehört zu den Räten, die die Hoffnungen auf einen Aufschwung des Tourismus in Lindenberg noch nicht aufgegeben haben. „Es sollte unser zweites Standbein bleiben“, sagte er. „Wir haben etwas zu bieten“, sagte er mit Blick aufs Deutsche Hutmuseum und den Waldsee.