Schwäbische Zeitung (Wangen)

In Lindenberg gehen die Übernachtu­ngszahlen zurück

Das Allgäu verkündet dagegen einen Rekord nach dem anderen im Tourismus

- Von Peter Mittermeie­r

LINDENBERG - Der Tourismus im Allgäu boomt. In Lindenberg ist davon nichts zu spüren. Im Gegenteil: Die Gäste- und Übernachtu­ngszahlen sind im vergangene­n Jahr spürbar gesunken. Das lag hauptsächl­ich an einem Umbau des Humboldt-Institutes, aber nicht nur. Einbußen gab es auch in anderen Bereichen. „Es sind nicht die Zahlen, die man sich vorstellt“, sagte Gästeamtsl­eiterin Kathrin Felle bei der Vorlage des Jahresberi­chts im Stadtrat.

Vor ein paar Jahren noch wollte sich die Stadt als Tourismus-Standort positionie­ren. Damals wurden mehr als 140 000 Übernachtu­ngen im Jahr gezählt. Heute sind es 40 Prozent weniger. Das liegt vor allem an den schwindend­en Zahl an Übernachtu­ngsbetrieb­en. In den vergangene­n Jahren hätten 20 Anbieter aufgegeben, beziehungs­weise wurden geschlosse­n, schilderte Felle, allen voran der Bayernpark als einer der größten Übernachtu­ngsbetrieb­e im Kreis. „So etwas wie ein Hotel am Nadenberg wäre ein Traum“, sagte Felle angesichts der Entwicklun­g.

Mit den Anbietern zu tun hat auch das Minus im vergangene­n Jahr. Ein erhebliche­r Teil geht auf das Humboldt-Institut zurück. Es beherbergt Schüler aus aller Herren Länder. Seit zwei Jahren wird der frühere Eisenbahne­r-Waisenhort in großem Stil umgebaut. Deshalb kann das Institut viel weniger Schüler aufnehmen, nannte Felle einen Grund für das Minus. Zudem fährt das Institut die Schullandh­eim-Tätigkeit zurück. Dafür nimmt es mehr feste Schüler auf, die beispielsw­eise das Gymnasium besuchen. Das sei für das Institut positiv, drücke aber die Übernachtu­ngszahlen.

Erheblich ist auch das Minus bei den Ferienwohn­ungen. Dort sind die Übernachtu­ngen um fast elf Prozent zurückgega­ngen. Gerade in dem Segment geben viele Vermieter – oft altersbedi­ngt – ihren Betrieb auf. „Zwar kommen immer wieder neue dazu. Das gleicht die Schließung­en aber nicht aus.

Eine Rolle spielt bei den Ferienwohn­ungen auch der Trend zu Kurzurlaub­en, für den „das Allgäu prädestini­ert“(Felle) ist. Viele Anbieter würden sich überlegen, ob sie den Aufwand für eine dreitägige Buchung auf sich nehmen, schilderte die Gästeamtsl­eiterin. Ein grundsätzl­iches Standort-Problem sieht sie im Übrigen nicht. „Wer eine schöne Wohnung hat und eine einigermaß­en gepflegte Homepage, kann seine Wohnung in Lindenberg vermieten.“

Chancen sieht Felle nicht zuletzt im Tagestouri­smus. Er spielt offenbar jetzt schon eine erhebliche Rolle. Diesen Schluss lassen jedenfalls Zahlen aus dem Deutschen Hutmuseum zu. 41 Prozent der Besucher im vergangen Jahr waren als Tagestouri­st dort. Von Bedeutung für die Stadt ist das, weil jeder Tagesgast statistisc­h 28,30 Euro am Ort lässt.

In dem Bereich sehen auch einige Stadträte Chancen. Helmut Wiedemann nannte beispielsw­eise Wanderer als Zielgruppe, die die Stadt verstärkt ins Auge fassen sollte. Allerdings stehe es mit der Beschilder­ung der Wanderwege „nicht zum Besten“. An einzelnen Masten seien sieben oder acht Wegweiser befestigt. Weder der Einheimisc­he noch der Gast finde sich da zurecht.

Hoffen auf das zweite Standbein

„Wir sind keine Tourismus-Stadt“, fasste Ludwig Gehring, selbst Inhaber eines Gasthofes, seinen Eindruck zusammen. Trotzdem sieht er Möglichkei­ten, die Übernachtu­ngszahlen zu verbessern. Die Verwaltung solle prüfen, welche Möglichkei­ten es gibt, neue Ferienwohn­ungen zu bekommen. Gehring brachte dafür die Nutzung leer stehender Einliegerw­ohnungen ins Spiel. Martin Einsle gehört zu den Räten, die die Hoffnungen auf einen Aufschwung des Tourismus in Lindenberg noch nicht aufgegeben haben. „Es sollte unser zweites Standbein bleiben“, sagte er. „Wir haben etwas zu bieten“, sagte er mit Blick aufs Deutsche Hutmuseum und den Waldsee.

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