Schwäbische Zeitung (Wangen)

Ratsmehrhe­it bekräftigt die Lindauer Therme

Stadtrat stimmt mit 21:6 unter anderem zwei Millionen Euro Mehrkosten zu

- Von Dirk Augustin

LINDAU - Die große Mehrheit der Stadträte hofft, dass dem Bau der Therme in Lindau nichts mehr im Wege steht. Mit 21:6 Stimmen haben sie jetzt die neuen Verträge mit Investor Andreas Schauer bekräftigt. Unter anderem nimmt Lindau damit zwei Millionen Euro Mehrkosten in Kauf.

Die Atmosphäre im Alten Rathaus war wieder mal hitzig, als es um die Therme ging. Dies umso mehr, als Jürgen Müller (LI) den Thermenbef­ürwortern Vorwürfe machte und dabei den Begriff „Untreue“verwendete. Dagegen verwahrten sich viele Räte. Günther Brombeiß (FB) erinnerte daran, dass der Umbau des Limare unter dem damaligen OB Müller dreimal so teuer wurde wie ursprüngli­ch veranschla­gt. Da sei der Begriff eher angebracht. Müller wandte sich dagegen, dass Lindau einen Teil der Mehrkosten für das neue Bad übernimmt. Auch dass die Stadt dem Investor das Recht einräumt, das Erbbaugrun­dstück mit einer Grundschul­d zu belasten und die rechtlich geänderte Aufteilung des Bades gefällt ihm nicht. Müller rechnete ebenso vor wie später Alexander Kiss (BL), dass entgegen anderslaut­ender Vorwürfe nicht der Bürgerents­cheid verantwort­lich sei für die Verzögerun­gen beim Bauen, sondern vor allem Investor Andreas Schauer.

Deshalb sei die Stadt rechtlich nicht verpflicht­et, die Mehrkosten zu tragen. Kiss erinnerte an das Verspreche­n eines Festpreise­s, das jetzt hinfällig sei. Müller warf OB und Stadträten, die bereit sind, die zwei Millionen zu zahlen, „Pflichtver­letzung“vor, sprach von „Untreue“und forderte eine namentlich­e Abstimmung. Das empfanden viele Räte als Drohung und reagierten entspreche­nd verärgert. Später änderte Müller den Tonfall und räumte ein, dass es zwar keinen rechtliche­n Zwang gebe, dass es aber sehr wohl politische­r Wille sein könne, weil die Therme andernfall­s scheitern könne.

Die Mehrheit hatte offenkundi­g keine Lust auf eine Diskussion über die Schuld an den Mehrkosten. Einige betonten, dass die Thermengeg­ner mit dem Bürgerbege­hren ein demokratis­ches Recht wahrgenomm­en hätten, das man niemanden verwehren dürfe. Anderersei­ts müsse jedem klar sein, dass dies Kosten verursache.

Befürworte­r erwarten für Lindau „einen Schritt nach vorne“

OB Gerhard Ecker machte deutlich, dass Lindau aus seiner Sicht ein gutes Ergebnis erreicht hat bei den Verhandlun­gen mit Schauer, der ursprüngli­ch von der Stadt die Hälfte der sechs Millionen Euro Mehrkosten wollte. Mit den insgesamt 14,4 Millionen die Lindau jetzt zahlen müsse, bekomme die Stadt nach Meinung eines Fachmanns immer noch überdurchs­chnittlich viel Bad fürs Geld (siehe Bericht unten).

Karl Schober (CSU) und Mathias Hotz (JA) erinnerten an die jahrelange Vorgeschic­hte, an Gespräche mit Bürgern und Vereinen, an Kompromiss­e und blickten nach vorne: „Diese Therme wird Lindau unendlich nach vorne bringen“, ist Schober sicher. Er dankte der Verwaltung und dem OB, die anfänglich skeptisch waren, letztlich aber enorm viel für das neue Bad gearbeitet hätten. Brombeiß warf den Gegnern vor, ihnen gehe es eigentlich darum, die Therme zu verhindern.

Dabei pochten fast alle Befürworte­r auf das deutliche Ergebnis des Bürgerents­cheids, bei dem zwei Drittel der Wähler die Therme wollten. Viele Bürger wollten das „Millioneng­rab Limare beerdingen“, sagte Roland Freiberg. Zudem sei klar: Wenn die Therme nicht kommt, werde es im Eichwald nur ein Naturbad geben können, ob sich die Stadt dazu ein einfaches Hallenbad leisten könnte, sei aufgrund der Kostenstei­gerungen im Bau inzwischen fraglich.

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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Die Abrissarbe­iten im Eichwald in Lindau schreiten voran. Im Sommer soll dort der Neubau der Therme beginnen, wie der Stadtrat bekräftigt hat.

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