Schwäbische Zeitung (Wangen)

Deutscher Drummer mit spanischem Jazz

Schlagzeug-Star Wolfgang Haffner kommt nach Ravensburg

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RAVENSBURG - Einer der wenigen deutschen Stars im Jazz ist Wolfgang Haffner, seit über 30 Jahren ist er einer der gefragtest­en Drummer Europas. Er ist auch als Bandleader bekannt, für seine aktuelle CD „Kind Of Spain“bekam er weltweit hervorrage­nde Kritiken. Haffner spielt am Freitag, 2. März, auf Einladung von „Jazztime Ravensburg“in der Zehntscheu­er. Tim Jonathan Kleinecke hatte die Gelegenhei­t, mit ihm vor Beginn seiner Tournee zu sprechen.

Ihre letzte CD „Kind Of Spain“erinnert im Namen an Miles Davis‘ bahnbreche­ndes Album „Sketches Of Spain“. Auch Sie beschäftig­en sich mit spanischer Musik. Was ist die Idee dahinter, woher kommt diese Liebe zu spanischer Musik und Flamenco?

Moment bitte! Mit Flamenco hat das gar nichts zu tun, da stellen sich mir alle Nackenhaar­e auf! Spanien wird immer auf Flamenco und Tapas und Sonnensche­in reduziert, das trifft es überhaupt nicht. Ich habe lange auf den Balearen gelebt und mich dort natürlich auch viel mit spanischer Musik beschäftig­t, von Klassik bis Jazz. Außer den ersten zwei Minuten mit den Handklatsc­hern haben wir auf der CD Flamenco bewusst vermieden und die Musik entschleun­igt. Also nicht so viele Noten und kein gejammerte­r Gesang (lacht).

Als Drummer haben Sie in dieser entschleun­igten Musik ja dann nicht allzu viel zu tun. Juckt es da nicht öfters, mehr und kräftiger zu spielen?

Ich kann doch fast machen, was ich will! Wir hauen live auch mal drauf, die Musik ist in jedem Konzert anmich ders. Man will ja auch nicht jeden Tag Spaghetti essen.

Sondern auch mal Tapas!

Ja, genau (lacht).

Sie sind auf 400 Alben zu hören, haben mit Musikern von Weltrang gespielt. Der Anfang Ihrer Karriere kam aber bei Albert Mangelsdor­ff. Wie kam es dazu?

Ich war 18, der Posaunist in unserer Band war Schüler von Mangelsdor­ff. Irgendwann brauchte der einen Drummer für ein deutsch-französisc­hes Projekt, und der Posaunist brachte mich ins Spiel. Und dann hat der große Albert Mangelsdor­ff einfach angerufen, ich dachte ich träume! So kam ich in seine Band, und dann ging es gleich nach Frankreich.

Sie sind einer der wenigen Drummer, die auch als Komponist in Erscheinun­g treten. Wie schreiben Sie Ihre Stücke, hinter den Trommeln?

Das habe ich tatsächlic­h mal gemacht, für „Zooming“: Da habe ich erst die Grooves entwickelt und dann den Rest nach und nach darumgebas­telt. Aber normalerwe­ise schreibe ich am Klavier. Mein Vater spielte Kirchenorg­el, daher habe ich das auch gelernt. Und erst ganz zum Schluss mache ich mir Gedanken, wie und was das Schlagzeug bei den Stücken spielen könnte.

Gibt es Schlagzeug­er, die Sie besonders beeinfluss­t haben?

Phil Collins! Das ist der größte Drummer überhaupt, ein unglaublic­her Begleiter, unfassbar gut. Der wird als Schlagzeug­er völlig unterschät­zt. Ich durfte ihn mal kennenlern­en, er hat sehr beeindruck­t. Und im Jazz Steve Gadd, Art Blakey, Elvin Jones – die üblichen Verdächtig­en.

Angenommen, Sie könnten sich ein Sextett aus lebenden und toten Musikern zusammenst­ellen – wer wäre drin?

Ganz klar die Band von „Kind Of Spain“! Aber eigentlich stellt sich diese Frage nicht. Natürlich hätte ich gerne mal mit Oscar Peterson oder in der Big Band von Count Basie gespielt. Das geht nicht mehr, aber man muss das so sehen: Ich habe ein riesiges Privileg, von meiner Musik leben zu können. Wenn ich meine Karriere Revue passieren lasse, mit wie vielen großartige­n Musikern ich arbeiten durfte – ich freue mich des Lebens und bin einfach nur dankbar und glücklich.

Wie machen Sie denn das Ravensburg­er Publikum glücklich?

Ravensburg kenne ich ganz gut, aber in der Zehntscheu­er habe ich noch nie gespielt. Wir kommen mit unserer seit Jahren eingespiel­ten Band mit dem phantastis­chen Pianisten Roberto Di Gioia, dem unglaublic­h groovenden Bassisten Christian Diener und dem Vibraphoni­sten Christophe­r Dell. Der ist ganz wichtig, sowohl musikalisc­h wie menschlich. Wir sind ohnehin alle sehr gut befreundet. Wir spielen auch ältere Stücke, ein paar Überraschu­ngen haben wir immer dabei. Ich freue mich schon sehr!

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FOTO: ANTJE WIECH Wolfgang Haffner.

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