Der Platanen-Disput in Isny geht weiter
Demo am Samstag, Anfrage am Montag – Unterschiedliche Sicht auf einen Ratsbeschluss
ISNY - Weiter hohe Wellen schlägt die Fällung der beiden Platanen am Marktplatz: Für Samstag ruft Aktivist Alfred Weber von 13 bis 15 Uhr zu einer Demonstration an den Stümpfen auf.
SPD-Stadtrat Peter Clement kündigte gestern auf SZ-Nachfrage an, die Baumfällung in der kommenden Gemeinderatssitzung zu thematisieren. Auf seinen „Protest“im Internet erfolgten in der Facebook-Gruppe „Du weißt, dass du aus Isny bist, wenn...“bis gestern Abend rund 40 Kommentare.
Die Empörung über die verschwundenen Bäume und positive Resonanz hielten sich auf Facebook in etwa die Waage. Dagegen musste Rainer Magenreuter auf seinem Bürgermeister-Facebook-Profil teils üble Beleidigungen einstecken.
Unter den Kommentaren auf Clements Facebook-Eintrag hin finden sich die Hinweise von Fraktionskollege Wolf-Dieter Massoth und auch von Magenreuter auf den einstimmigen Gemeinderatsbeschluss vom 19. Dezember 2016. Dort heißt es wörtlich: „Die Verwaltung empfiehlt die Planung für den Marktplatz mit dem Büro terra.nova weiterzuentwickeln und den Planungsauftrag bis vorläufig Planungsphase 3 zu erteilen.“
Zustimmung gab es somit auch für den Anhang der Beschlussvorlage von Diana Hanser seitens des städtischen Bauamts. Dort ist die Textpassage zu finden, um deren Auslegung nun der politische Streit entbrennt: „Der Erhalt der südlichsten der bestehenden Platanen wird begrüßt; der Verzicht auf die beiden nördlichen erlaubt eine großzügige Gestaltung der Freiflächen, auch in der Topografie. Schattenspendende Elemente ohne kommerziellen Bezug werden aber im Norden des Platzes vermisst.“
Die Stadtverwaltung leitet nun daraus ab, dass der Gemeinderat der Fällung zugestimmt hat. Sie führt zudem ins Feld, dass die Bäume aus naturschutzrechtlichen Gründen vor dem 28. Februar gefällt werden mussten, damit die archäologischen Grabungen wie geplant 2018 beginnen und die Zeitpläne beim Umbau des Hallgebäudes und zur Neugestaltung des Marktplatzes eingehalten werden können.
SPD-Stadtrat Clement will diesem Argument nicht folgen: „Dann hätte man auch die dritte Platane fällen müssen – wenn man um einen Baum rumgraben kann, kann man das auch um drei“, erklärte er gegenüber der SZ. Mit Bezug auf die Grabungen hatte Stadtbauamtsleiter Claus Fehr in einem SZ-Interview auf die Frage, ob die Platanen fallen müssen, geantwortet: „Das werden die weiteren Gedanken von Planer Peter Wich zeigen.“Er verwies ebenfalls auf dessen Vorschläge mit nur einem Baum, wobei aber „noch offen“sei, welcher stehen bleibe.
Diskussionswürdig ist die Argumentation der Rathausspitze, weil der Gemeinderat seit Fehrs Äußerung nicht über weitere „Gedanken von Planer Wich“diskutiert hat – jedenfalls nicht öffentlich. Dies wird erst der Fall sein, wenn Bauabschnitt 2 der Stadtsanierung zur Neugestaltung des Marktplatzes ansteht. Doch genau mit dem Verweis auf die erst dann anstehenden Diskussionen hatte Magenreuter SPDGemeinderat Erhard Bolenders Anregungen zu einer möglichen Offenlegung des Stadtbaches in den Marktplatzbereich hinein zurückgestellt.
Der Bürgermeister freute sich seit Montag bei mehreren öffentlichen Gelegenheiten über den jetzt schon „großflächiger“wirkenden Marktplatz. Die Pläne von Wich ließen sich nun gut umsetzen.