Big Band überzeugt mit Jahreskonzert
Zum 34. Mal erklingt Altbewährtes, aber auch viel Neues
WANGEN - „Wir leben noch“, begrüßte Bandleader Klaus Roggors beim 34. Jahrekonzert der Jazz Point Big Band am Samstag gut gelaunt das Publikum in der Stadthalle. Und das war eindeutig tief gestapelt. Nach 34 Jahren ist die Jazz Point Big Band nicht einfach „noch“am Leben. Sie ist quietschfidel, hoch agil und voller Kraft und Elan. Und hat auch immer noch Lust auf Neues und entwickelt sich.
Die Qualität der Big Band zu loben, hieße die berühmten Eulen nach Athen zu tragen. Dass die Band, bei sich der nächste Generationenwechsel ankündigt, dieses Niveau seit Jahrzehnten hält, ist schon eine ganz andere Hausnummer. Und dass sie die Lust, Neues zu erkunden und auszuprobieren nicht verloren hat, ebenfalls.
Bewährtes dient als Grundlage für Entwicklung und Vielfalt. Bewährt ist zunächst mal Klaus Roggors selbst. Er schmiedet die Band zusammen und formt sie zu einer funktionierenden Maschine. Die Bandmitglieder sind ebenfalls bewährt, gut in Form und gut ausgebildet und sie hauchen der musikalischen Maschine mit ihrem Elan und ihrer Begeisterung Leben ein und zwar nicht zu knapp.
Gäste bereichern den Abend
Die Abstimmung passt, Solisten und Register greifen wunderbar ineinander und entwickeln starke Spannungsbögen, die den Zuhörer gefangen halten. Dahinter steckt eine ebenfalls bewährte und intensive Probenarbeit. Und dann, als Sahnehäubchen obendrauf, gesellen sich hochkarätige Gäste zur Band, diesmal Sängerin Miriam Ahrens aus München und das nicht zum ersten Mal – auch das ein Zeichen für Qualität und Professionalität der Big Band.
Das felsenfeste musikalische Fundament bildet die Grundlage für die Vielfalt an Stilrichtungen, in der sich die Big Band sicher bewegt. Das Blech liefert die Akzente messerscharf und zieht die Traubenakkorde herrlich breit und spannungsgeladen. Der Saxophonsatz fließt butterzart oder rast halsbrechisch dahin, Schlagzeug und Bass treiben unermüdlich oder pulsieren gemächlich es ist ein großes Puzzlespiel, das sich bei jeder Nummer anders zusammensetzt und immer wieder neu formiert.
Unterschiedliche Stilrichtungen
Mächtige Arrangements der 80erund 90-er Jahre, klassich swingender Big-Band-Sound der 40er, ein wenig Ragtime und 20-Jahre-Flair, Funk und Fusion und ein bisschen CrossBorder: alles wurde nahtlos integriert und präzise in Szene gesetzt. Langsame, klangvolle Balladen wie „Firstborn“, „Funny Valentine“oder „Quintessenz“gaben den Solisten viel Raum, herausragend etwa Markus Sigg mit „Solfegietto“von Carl Ph. Emmanuel Bach, eine zugenbrecherische Begegnung von Barock und Jazz oder Uli Stiefenhofer, der in „Run for Cover“der zeigte, dass der Bass für die Band nicht nur ein Fundament legt, sondern sie als Soloinstrument förmlich an die Wand spielen kann.
Miriam Ahrens passt mit ihrer Wandlungsfähigkeit und der klanglichen Vielfalt ihrer Stimme ausgezeichnet zur Big Band. Kokett oder sanft, anschmiegsam oder rockig, sie verlieh jeder Gesangsnummer den richtigen Ausdruck. Ja, es gab auch ein wenig Walzer und Volksmusik. Manfred Scheurl sang als Vertretung von Adriano Celentano "Azzurro" und der Walzer kam in "Kristi's Waltz" so locker swingend daher, dass sich das Ohr täuschen ließ, ob das wirklich ein Dreivierteltakt war.
Die Zeit verging wie im Flug und der Abend war gefühlt zu kurz, um alle Facetten aufzudecken, die die Big Band oder auch Gastsängerin Miriam Ahrens besitzen. Aber auch das gehört zum „Wir leben noch!“dazu: Es ist nie in sich geschlossen, immer ein bisschen geheimnisvoll und das macht Lust auf mehr. Bei den Zuhörern. Und bei der Big Band auch.