Plattenkiste
Judas Priest: Firepower
With Weapons Drawn We Claim The Future“, mit gezogenen Waffen beanspruchen wir die Zukunft: Gleich in der ersten Zeile des eröffnenden Titelstücks von „Firepower“(Nuclear Blast) macht Sänger Rob Halford klar, dass auch 44 Jahre nach Veröffentlichung des Debüts „Rocka Rolla“noch mit Judas Priest zu rechnen ist. Und um in der Terminologie zu bleiben: Die britische Metal-Legende fährt auf ihrem 18. Studioalbum wahrlich schwere Geschütze auf. „Firepower“mag sich nicht mit Priest-Meilensteinen der Marke „Painkiller“messen können, aber zu meckern gibt es nicht viel. Auch wenn nicht jede Songidee zwingend ist und man vieles schon mal gehört zu haben meint – „Firepower“ist eine überraschungsfreie, traditionelle Metal-Platte. Dass der Rebellionsfaktor der Platte nicht mehr so hoch ist wie vielleicht noch in den verklärten 1980er-Jahren, liegt eben daran, dass Metal inzwischen auf Arte und im Feuilleton zu Hause und nicht mehr als primitive Prollmucke verschrien ist. Harte Riff-Feuerwerke wie im Titelsong wechseln sich mit fast schon radiotauglichen Nummern wie „Never The Heroes“ab. Fast immer verweisen die Stücke auf unterschiedliche Phasen der Band, und so wirkt die Platte wie ein Rundgang durch eine Galerie, in der die Bilder Erinnerungen an früher wecken. Definitiver Höhepunkt: die Hymne „Rising From Ruins“mit ihrem Priest-typischen Wechsel aus ruhigen Passagen und zupackenden Momenten. Rob Halford ist mit seinen 66 Jahren immer noch erfreulich gut bei Stimme. Freuen darf man sich auf die Tour: Richie Faulkner (seit 2011 dabei) stellt auf „Firepower“seine Fähigkeiten unter Beweis, Langzeitmitglied Glenn Tipton wird live gesundheitsbedingt von Andy Sneap ersetzt, der das Album auch produziert hat. Live: 14.6. Gräfenheinichen, With Full Force Festival; 19.6. Freiburg, Sick-Arena; 20.6. Mannheim, MVV Reitstadion; 31.7. München, Zenith; 4.8. Wacken Open Air. (dre)