Trockeneis in der Öchsle-Werkstatt
Vorbereitung auf die neue Saison: Im Lokschuppen in Warthausen herrscht Hochbetrieb
WARTHAUSEN (sz) - Im Warthauser Lokschuppen der Öchsle-Bahn arbeiten etwa zehn Mitglieder des Öchsle-Schmalspurbahnvereins ehrenamtlich daran, die derzeitige Hauptlok des Museumsbetriebs, die 62-jährige „Berta“, für die kommende Saison einsatzbereit zu machen. Auch an der Ur-Öchsle-Lok , Baujahr 1899, sind Arbeiten nötig, während „Rosa“von 1927, mittlerweile weitgehend zerlegt, noch auf ihre Hauptuntersuchung warten muss.
Minus 24,9 Grad zeigt das Laserthermometer am Lager einer Triebwerksstange. Das ist genug: Der umgebende Stahl wird nun mit dem Schweißbrenner heiß gemacht und nach kurzer Zeit kann die Lagerbuchse ganz leicht herausgedrückt werden. Den Trick erläutert Martin Cichon vom Schmalspurbahnverein: „Wir füllen die Lager mit Trockeneis, wodurch sie sich etwas zusammenziehen.“ Früher mussten die Lager mit hohen Drücken aus- und eingepresst werden. Durch das neue Trockeneisverfahren sei die Gefahr, die Buchsen zu beschädigen, viel geringer, erklärt Cichon. Die Bronzebuchsen werden dann neu mit Weißmetall ausgegossen und auf die erforderlichen Maße gebracht.
Die Triebwerksstangen, für welche die Lager aufgearbeitet werden, gehören zur Öchsle-Dampflok „Berta“, die seit 2012 die Hauptlast im Museumsbetrieb trägt. „Ein gewisser Verschleiß ist da normal“, sagt Benny Bechter, Vorsitzender des Schmalspurbahnvereins. Auch Dampf- und Überhitzerrohre mussten überprüft und teilweise neu abgedichtet werden. „Zudem stehen noch Schweißarbeiten am Dampfkessel an“, so Bechter.
Neben den Arbeiten in Warthausen wurden auch Aufträge an Spezialfirmen vergeben. Beispielsweise ging eine Achse zur Reparatur eines Kuppelzapfens ins Dampflokwerk Meiningen und eine Schmierpumpe musste zur Instandsetzung nach Bremen geschickt werden. Es ist die vorletzte Saison, für die „Berta“2018 vorbereitet wird, bevor ab 2020 im Rahmen der Hauptuntersuchung eine grundlegende Überholung der Lok ansteht. „Berta“wurde 1956 bei Lokomotivbau Karl Marx in Babelsberg in einer Nachbauserie gebaut.
Im Museumsbetrieb wird sie seit 2014 vom Öchsle-Schmuckstück der Württembergischen Mallet von 1899 ergänzt. Auch an dieser „Ur-ÖchsleLok“werden derzeit einige Reparaturen und Wartungsarbeiten durchgeführt.
Vergeblich schaut man sich im Warthauser Lokschuppen nach „Rosa“um. Lediglich Einzelteile, wie die Radsätze, sind zu erkennen. Tatsächlich ragt das Herz der Lok, reduziert auf den Rahmen und den Dampfkessel, wie eine skurrile Technikskulptur vor dem Gebäude aus dem Schnee. „Rosa liegt zur Zeit auf Eis, weil wir uns vor der Saison auf die anderen Loks konzentrieren müssen“, sagt Benny Bechter.