Schwäbische Zeitung (Wangen)

AfD nutzt Bundespoli­zei für Werbevideo

Direktion fühlt sich missbrauch­t: „Wir sind politisch neutral“

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KEMPTEN (jan) - Der Oberallgäu­er Bundestags­abgeordnet­e der rechtsgeri­chteten AfD, Peter Felser, hat während eines Besuchs bei der Bundespoli­zei ein Werbevideo drehen lassen. Dabei hat er sich nach Polizeiang­aben gegen Vorgaben der streng auf Neutralitä­t achtenden Behörde hinweggese­tzt. Ein derartiger Vorfall muss nach Aussage von Direktions­sprecher Thomas Borowik „einmalig bleiben“. Daher wurde inzwischen mit allen bayerische­n Inspektion­en „intensiv nachbespro­chen“, was bei Politikerb­esuchern zu unterbleib­en hat.

Mandatsträ­ger wie Landtags- und Bundestags­abgeordnet­e informiere­n sich bei vielen Behördenbe­suchen über die Arbeit von Ämtern. Die Bundespoli­zei geht auf alle Anfragen ein und informiert die Politiker ausführlic­h, sagt Borowik, damit diese auch ihrer „Kontrollfu­nktion“nachkommen könnten. Dabei dürfe aber „nie die politische Neutralitä­t der Behörde infrage gestellt“werden. Diese bedeute: „Die Bundespoli­zei unterstütz­t keinesfall­s die politische Arbeit eines Abgeordnet­en.“

Felser wollte eigenen Angaben nach die Bundespoli­zei besuchen, „um die Beamten zu unterstütz­en“. In dem Video erklärt er, wie wichtig seiner Auffassung nach der Kampf gegen illegale Einreise sei. Daher wollte er auch eine Grenzkontr­olle persönlich miterleben. Zu den Filmaufnah­men erklärt er: „Wir machen das profession­ell und haben alle Vorgaben eingehalte­n – nicht im Inspektion­sgebäude gefilmt und keine Kontrollie­rten oder Beamten als Einzelpers­onen aufgenomme­n.“

Die Bundespoli­zei sieht dies vollkommen anders: „Die im Fahrzeug gefertigte­n Filmaufnah­men sowie die Aufnahmen von der Kontrollst­elle und der dortigen tätigen Beamten entsprache­n ausdrückli­ch nicht den Vorgaben der Leitung der Inspektion“, heißt es in einer schriftlic­hen Stellungna­hme.

Der Abgeordnet­e habe sich zunächst auch allein für den Besuch angemeldet. Überrasche­nd sei dann ein Begleiter mit einer Videokamer­a dabei gewesen. Auf dem Video sind immer wieder einzelne Beamte in Großaufnah­me zu sehen. Während Felser von der Erschleich­ung von Sozialleis­tungen spricht, ist im Film das Kennzeiche­n eines Kleinlaste­rs identifizi­erbar. Die Polizei dazu: „Aufgrund eines Kommunikat­ionsdefizi­tes innerhalb der Dienststel­le sind die Aufzeichnu­ngen nicht unterbunde­n worden.

Dies ist aktuell Gegenstand intensiver Nachbereit­ungen, denn die Verpflicht­ung zur politische­n Neutralitä­t genießt bei der Bundespoli­zei besondere Bedeutung, weshalb auch eine aktive Pressearbe­it bei Besuchen von Mandatsträ­gern grundsätzl­ich nicht stattfinde­t.“Abschließe­nd erklärt Borowik: „So etwas lassen wir sicher nicht noch einmal zu.“

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