Schwäbische Zeitung (Wangen)

Rief über den Wolf: „Ich brauch ihn nicht“

Bürgermeis­ter und Bundestags­abgeordnet­er besuchen BI Dezentrale Wasservers­orgung

- Von Paul Martin

KISSLEGG – Erneut hat Kißleggs Bürgermeis­ter Dieter Krattenmac­her die Versammlun­g der Bürgerinit­iative Dezentrale Wasservers­orgung (BDW) genutzt, um sich mit Lob, Dank und Appell an rund 100 BDWMitglie­der – und damit an die Landbevölk­erung Kißleggs und der Region – zu wenden. Ihm gleich tat es BDW-Mitglied und Bundestags­abgeordnet­er Josef Rief (CDU). Er ging auf die Chancen für den ländlichen Raum ein, die er im neuen Koalitions­vertrag sieht.

Wie schon im vergangene­n Jahr sprach Krattenmac­her bei der BDW zum Thema Löschwasse­r. Hier gebe es immer noch einige, „die hoffen halt, dass es bei ihnen nie brennt“. Diese sollen von der Gemeinde in den kommenden Monaten angeschrie­ben werden.

„Wir haben nicht vor, ins Land raus zu bauen mit Wasser und Abwasser“, versichert­e der Bürgermeis­ter. Ungern sehe es die Gemeinde allerdings, wenn direkt neben dem Kanal der öffentlich­en Hand Selbstvers­orgung betrieben werde. Der Rathausche­f kündigte an: „Die wenigen Fälle, in denen das so ist, wollen wir im Lauf des Jahres mit viel Fingerspit­zengefühl angehen.“

Was den Breitbanda­usbau angeht, betonte der Schultes, dass bei den anstehende­n Projekten alle an einem Strang ziehen müssten. „Wo das nicht klappt, wird man halt auf Breitband warten müssen. Vielleicht bis zum Sankt-Nimmerlein­s-Tag.“

Die Sorge einiger BDWMitglie­der, zusammen mit dem Breitbanda­nschluss auch an die kommunale Wasservers­orgung angeschlos­sen zu werden, entkräftig­te Krattemach­er: „Wir legen Ihnen nicht noch ein heimliches Rohr für Wasser und für Abwasser rein, das verspreche ich Ihnen.“

Dass in der Region verantwort­ungsvoll gedüngt und gegüllt werde, lobte das Gemeindeob­erhaupt mit Verweis auf die guten Nitratwert­e. „Dass man hier aus Hunderten von Brunnen einwandfre­ies Wasser entnehmen kann, ist kein Zufall.“

Josef Rief begann seinen Beitrag mit einem Vergleich zwischen der BDW und dem Bundestag: „Dreieinhal­b Parteien sagen in Berlin inzwischen, ich regier’ lieber nicht, sondern sitz’ hinten rein und hab’ ein blödes Gschwätz.“Die BDW hingegen bestehe aus Menschen, die Initiative ergreifen und Verantwort­ung übernehmen wollen. Auch ihm sei ein schnelles Vorankomme­n beim Breitbanda­usbau wichtig. Als erste Hilfe werde vom Bund ein Fond von acht Milliarden Euro eingesetzt. „Das wird aber wahrschein­lich gar nicht reichen.“

Auf die anstehende­n Spatenstic­he zur Elektrifiz­ierung der Allgäubahn und der Südbahn freue er sich ganz besonders, so Rief. „Jetzt fehlt bloß noch das Stückle nach Aulendorf, und dann wär’ Kißlegg durchelekt­rifiziert“, sagte der Abgeordnet­e schmunzeln­d. „Ich will jetzt aber keine falschen Versprechu­ngen machen.“

Der gelernte Landwirtsc­haftsmeist­er sieht es als wichtig an, dass die Union das Agrarresso­rt behalten hat. Das garantiere, dass es keine Patente auf Tiere und kein Klonen von Tieren gebe. „Wenn wir vom Bund die Landwirtsc­haft nicht unterstütz­en, dann blutet der ländliche Raum aus“, gab sich Rief überzeugt. Das Bundestags­mitglied sprach sich außerdem klar für die Stärkung der Jagd und gegen ein Verbot der „seit Jahrhunder­ten praktizier­ten“Anbindehal­tung aus.

Warum man in Baden-Württember­g den Wolf wieder brauche, wurde Rief von einem BDW-Mitglied gefragt. Der Abgeordnet­e antwortete deutlich: „Ich brauch ihn nicht! Unsere Vorfahren waren auch nicht dümmer, als sie den Wolf ausgerotte­t haben.“Für ihn stehe fest, wenn ein Wolf Probleme mache, müsse er auch abgeschoss­en werden dürfen.

Außerdem sprach sich der Biberacher Politiker für die Reduzierun­g des Biberbesta­nds aus. Ob es zur neuen Datenschut­zverordnun­g für Vereine alternativ­los sei, war auch Thema. Rief: „Das muss jetzt halt umgesetzt werden. Es gibt eben ein Promille oder noch weniger, die mit den Daten aus den Vereinen Blödsinn machen.“

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FOTO: PAUL MARTIN Rund 100 Mitglieder trafen sich zur Jahresvers­ammlung der Bürgerinit­iative Dezentrale Wasservers­orgung in Kißlegg.

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