Eisenmann bekennt sich zu Zwergschulen
Kultusministerin will alle Schularten erhalten und stärken
DEUCHELRIED - „Gute Bildung – Beste Aussicht.“Unter diesem Leitwort stand die Abschlussveranstaltung im Dorfgemeinschaftshaus Deuchelried, mit der Kultusministerin Susanne Eisenmann am Freitagabend ihre Tour durch den Wahlkreis Wangen beschloss. In den Grußworten von Landtagsabgeordnetem Raimund Haser, OB Michael Lang und CDU-Ortsverbandsvorsitzendem Johannes Sontheim wurde deutlich, dass alle Schularten im Land ihre Berechtigung haben, um so jedem Schüler die Chance zu bieten, die er braucht. Hier sei die Bildungspolitik gefragt, und die Kultusministerin versprach, alle Schularten zu erhalten und zu stärken.
„Ich kenne keine einzige schlechte Schule im Wahlkreis“, lobte der Landtagsabgeordnete Raimund Haser. Herausragendes Beispiel dafür sei die Grundschule Deuchelried, die 2017 den Bildungspreis für gelungene Integrationsarbeit erhalten hatte. Angesichts der großen gesellschaftlichen Herausforderungen mit ihren komplexen Fragen sei entscheidend, was in den Schulen und Klassenzimmern passiert.
Plädoyer für berufliche Schulen
OB Michael Lang unterstrich, dass die Schulen die wichtigsten Träger für die Integration von Flüchtlingen seien. Alle Schularten, die in Wangen abgebildet sind, hätten ihre Berechtigung. Und: „Wir können stolz sein auf die Qualität unserer Schulen.“Wichtig sei das gute Zusammenwirken verschiedener Schularten, damit beispielsweise auch „Rückläufer“aus den Gymnasien in der Realschule einen angemessenen Platz fänden. Der OB sprach sich insbesondere auch für die Stärkung der beruflichen Schulen aus, denn die technischen Berufe hätten den größten Mangel an Schülern.
Für Johannes Sontheim hat Bildung etwas zu tun mit „Zielen und Begeisterung“. Er wies dabei auf das Verhalten der asiatischen Studenten in Deutschland hin, die mit großem Ehrgeiz und Fleiß zielstrebig ihr Wissen verbesserten, und die allmählich an den Deutschen vorbei zögen.
Kultusministerin Susanne Eisenmann hob in ihrem Vortrag die vorrangige Bedeutung von Bildung auf politischer Ebene hervor. 11,5 Milliarde Euro – also ein Fünftel des Gesamthaushaltes – investiere das Land Baden-Württemberg jährlich, um den Schülern die besten Chancen für ihre berufliche Zukunft zu bieten. Hier gäbe es aber enormen Nachholbedarf, denn viele Schulen hätten ein deutliches Qualitätsproblem. So sei das Land im internationalen Vergleich in den Kernkompetenzen am unteren Mittelfeld. Jede fünfte Viertklässler erreiche in den Kernfächern Lesen, Rechnen und Schreiben nicht den Mindeststandard.
Die Ministerin nannte Gründe: Die Heterogenität an den Schulen habe man nicht ernst genug genommen, die Rahmenbedingungen nicht darauf abgestimmt. Die Sprachförderung müssten gestärkt werden. Die Ministerin legt dabei ihr besonderes Augenmerk auf die Grundschulen: „Wir bekennen uns zu den ZwergGrundschulen.“Schließungen kommen für sie nicht in Frage.
Mangel an Grundschullehrern
Auch der Lehrkräftemangel an den Grundschulen sei ein großes Problem: 35 Prozent der Grundschullehrer würden zeitnah in den Ruhestand verabschiedet, und es brauche mindestens zwei Jahre Zeit, damit gezielte Maßnahmen griffen. „Hier waren wir nicht genügend vorbereitet“, sagte die Ministerin selbstkritisch.
Mit Blick auf die große Beliebtheit der Gymnasien fragte sie: „Ist dies für jedes Kind der richtige Weg?“Es gäbe 40 bis 50 Prozent Studienabbrecher – ein deutliches Zeichen dafür, dass für viele Schüler eine berufliche Ausbildung oft besser wäre. Man müsse die akademische und berufliche Bildung ins Gleichgewicht bringen. Sie plädiert dafür, „jedem Schüler die Chance zu geben, die er braucht“.
Auch bei der „Digitalisierung“gäbe es großen Nachholbedarf. Es sei aber falsch, an Grundschulen das „Programmieren“in den Mittelpunkt zu stellen. Hier gehe es eher um die Vermittlung von Kernkompetenzen wie Lesen, Rechnen, Schreiben, Malen und das Einüben von sozialen Werten.
In der Diskussionsrunde bekannte sich Eisenmann zum föderalen Bildungssystem – auch wenn es in Deutschland vereinheitlichte Standards brauche. Eine „Einheitlichkeit in den Themen“sei nötig, aber ebenso „regionale Spezialitäten“wie das berufliche Gymnasium, das es nur in Baden-Württemberg gibt.