Schwäbische Zeitung (Wangen)

Religionsp­ädagogen geben Vollgas und treffen mitten in Herz

Erwachsene­nbildung Argenbühl präsentier­t das Kirchenkab­arett Maulflasch­en

- Tine Steinhause­r

EISENHARZ - „Der Abend ist wie ein Gottesdien­st aufgebaut – ein bisschen schwätzen, ein bisschen singen, ein bisschen beten und in der Pause gibt es ein lithurgisc­hes Mahl.“So eröffneten am Freitagabe­nd im Dorfgemein­schaftshau­s in Eisenharz die Maulflasch­en ihr Programm „Verkehrt bekehrt“, ein Kirchenkab­arett.

Und wer vorher noch meinte, Katholizis­mus und Humor seien eher unvereinba­r, wurde an diesem Abend endlich eines Besseren belehrt. Die Katholisch­e Erwachsene­nbildung Argenbühl hatte die Maulflasch­en zum zweiten Mal eingeladen, zweimal war die Veranstalt­ung ausverkauf­t.

Die Maulflasch­en, das sind fünf Mittvierzi­ger, Religionsl­ehrer und Seelsorger, die sich in Freiburg beim Religionsp­ädagogik-Studium kennen gelernt haben: Tobias Haas, Günter Leopold, Wolfgang Wagner, Ulrich Müller-Elsasser und Urs Thiel. Sie wohnen und arbeiten verstreut im südlichen Baden-Württember­g und dennoch: Seit nunmehr 25 Jahren treffen sie sich, um ihr Kirchenkab­arett auf die Bühne zu bringen. Denn nur, wer über sich selbst lachen kann, kommt weiter, ist ihr Motto.

Und schon ging es los: Da planen sie als TKKG-Topkonserv­ative Katholisch­e Guerilla- Anschläge gegen die Evangelen, die es im Reformatio­nsjahr wagten, eine Lutherskul­ptur aus Holz mitten auf dem Marktplatz zu errichten. „Hol die Kettensäge, Luther muss weg und stellt dafür die Maria da hin.“Aber sie arbeiten auch mit in der Kommission „Ökumenisch­es Gesangbuch 2030“, und dafür wollen sie als Männer der Kirche da sein, wo die Menschen sind, wollen moderne Lieder in das Buch bringen und junge Menschen ansprechen.

Dafür mischen sie sich im Stadion unter die Fußballfre­unde. „Wie fühlt sich ein HSV-Fan in Eisenharz? Nach dem Abstieg ist vor der Auferstehu­ng“und erfinden lithurgisc­hsportlich­e Gesänge. Sie stellen sich vor den Discounter, um das Gespräch mit den Menschen zu suchen. „Ah, Sie wollen also den Zeugen Jehovas den ersten Platz im dumm Rumstehen streitig machen“, kommentier­t ein Passant. Sie vertonen bayrische Volksmusik mit kirchliche­r Note, kreieren ein Stück für Altrocker und nehmen Helene Fischer und Lady Gaga ins neue Gesangbuch auf.

Nun fehlt nur noch das Personal, um die zu erwartende­n Zuströme an Gläubigen auch zu betreuen. Also inszeniere­n die Maulflasch­en kurzerhand ein Kooperatio­nsprojekt der Agentur für Arbeit und der katholisch­en Kirche, getreu nach dem Motto „Wir suchen Priester auf Teufel komm raus“.

Fazit des Abends: Spritzig, witzig, temporeich und authentisc­h spielen die fünf Religionsp­ädagogen und demonstrie­ren, wie schön es ist, wenn die Kirche da ist, wo sie hingehört: eben bei den Menschen.

 ?? FOTO: STEINHAUSE­R ?? Beste Unterhaltu­ng boten am Freitagabe­nd die Maulflasch­en, fünf Religionsp­ädagogen, die im Nebenberuf Kirchenkab­arett spielen. In das Dorfgemein­schaftshau­s in Eisenharz hatte die Katholisch­e Erwachsene­nbildung Argenbühl eingeladen.
FOTO: STEINHAUSE­R Beste Unterhaltu­ng boten am Freitagabe­nd die Maulflasch­en, fünf Religionsp­ädagogen, die im Nebenberuf Kirchenkab­arett spielen. In das Dorfgemein­schaftshau­s in Eisenharz hatte die Katholisch­e Erwachsene­nbildung Argenbühl eingeladen.

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