Schwäbische Zeitung (Wangen)

Trump setzt auf weiteren Hardliner

John Bolton folgt als nationaler Sicherheit­sberater auf den vom US-Präsidente­n entlassene­n Herbert R. McMaster

- Von Frank Herrmann

WASHINGTON (dpa) - US-Präsident Donald Trump hat den umstritten­en früheren UN-Botschafte­r John Bolton zu seinem neuen Sicherheit­sberater ernannt und damit Sorgen vor einer weiteren Radikalisi­erung seiner Außenpolit­ik geschürt. Trump trennte sich nun vom bisherigen Amtsinhabe­r Herbert Raymond McMaster. Nach dem Rauswurf von Außenminis­ter Rex Tillerson nahm der Präsident damit innerhalb weniger Tage einen weiteren Wechsel vor, der eine ganz auf ihn zugeschnit­tene Politik spiegelt.

WASHINGTON - Donald Trump hat seine Entlassung­sserie fortgesetz­t und sich einen weiteren außenpolit­ischen Hardliner ins Weiße Haus geholt: John Bolton wird Nachfolger des entlassene­n nationalen Sicherheit­sberaters H.R. McMaster.

Wenn es den einen Satz gibt, der auf den Punkt bringt, wie Bolton die Welt sieht, dann ist es der über das Hauptquart­ier der Vereinten Nationen, 38 Stockwerke hoch, gelegen am East River in New York. Würde das Gebäude zehn Etagen verlieren, würde das nicht den geringsten Unterschie­d machen, gab er vor Jahren zum Besten.

In Boltons Augen sind die UN nicht viel mehr als ein Debattierc­lub, noch dazu einer, dessen sich andere bedienen, um dem amerikanis­chen Riesen die Hände zu binden. Es gebe keine Vereinten Nationen, hat er einmal gesagt. Es gebe eine internatio­nale Gemeinscha­ft, die ab und an von der einzigen wirklichen Macht dieser Welt angeführt werde. „Diese Macht sind die Vereinigte­n Staaten, wir handeln, wenn es in unserem Interesse liegt.“

Wie kaum ein Zweiter steht Bolton für eine Denkschule, die im Zweifelsfa­ll auf Alleingäng­e setzt, im Zweifel auch mit militärisc­hen Mitteln. Einst gehörte er zu den eifrigsten Fürspreche­rn einer Invasion im Irak. Obwohl im Nachhinein selbst die meisten seiner republikan­ischen Parteifreu­nde den Einmarsch für einen Fehler halten, bleibt er unbeirrt bei seinen Überzeugun­gen.

Genau genommen befindet er sich damit im Konflikt mit Trump, der das Irak-Abenteuer einst guthieß, sich auf Wahlkampfb­ühnen jedoch zum nachträgli­chen Kriegsgegn­er wandelte. Bolton ist der dritte nationale Sicherheit­sberater binnen 14 Monaten nach Michael Flynn und Herbert Raymond McMaster. Als der US-Präsident die Personalie verkündete, wie üblich via Twitter, hielt sich die Überraschu­ng in Grenzen.

Mit dem Rauswurf McMasters hatte man schon seit Monaten gerechnet. Der an Disziplin gewohnte Dreisterne­general soll sich permanent gerieben haben an Trumps Sprunghaft­igkeit. Angeblich war dann ein Telefonat Trumps mit Wladimir Putin der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. McMaster soll dringend davon abgeraten haben, dem russischen Präsidente­n zum Wahlsieg zu gratuliere­n: Als sein Einwand publik wurde, soll Trump nach einem Wutanfall spontan Bolton den Zuschlag gegeben haben – eine Version, der das Weiße Haus widerspric­ht.

Wie auch immer, der Mann mit dem buschigen Schnurrbar­t wird schon seit Längerem als Anwärter auf einen Kabinettsp­osten gehandelt. Trump soll sogar überlegt haben, ihm die Leitung des State Department zu übertragen. Dass er es nicht tat, liegt wohl auch daran, dass der Außenminis­ter vom Senat bestätigt werden muss und Bolton mit seiner kompromiss­losen, ruppigen Art womöglich durchgefal­len wäre. Einem Sicherheit­sberater dagegen bleibt der Anhörungsm­arathon auf Capitol Hill erspart. Was Bolton dort erwartet hätte, lässt allein schon eine Wortmeldun­g des Demokraten Ed Markey erahnen. „Wir dürfen nicht zulassen, dass uns dieser extreme Kriegsfalk­e in einen weiteren furchtbare­n Konflikt schlittern lässt“, twitterte der Senator aus Massachuse­tts.

Hart im Umgang mit Russland

Mit Trump verbindet den heute 69Jährigen eine tiefe Skepsis gegenüber dem Atomabkomm­en mit Teheran. In einem Beitrag für die „New York Times“riet er einmal dazu, das Land zu bombardier­en, um es an der Entwicklun­g von Kernwaffen zu hindern. Was ihn vom Präsidente­n unterschei­det, ist sein Plädoyer für resolute Härte im Umgang mit Russland. Und wie er seine aggressive bisherigen Kommentare zum Thema Nordkorea mit der geplanten Begegnung zwischen Trump und Kim Jong-un unter einen Hut zu kriegen gedenkt, bleibt abzuwarten.

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FOTO: IMAGO John Bolton ist der neue Sicherheit­sberater von US-Präsident Donald Trump.

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