Schwäbische Zeitung (Wangen)

Debatte um Altersprüf­ung

Südbahn und Allgäubahn erhalten Strom – Wunschzett­el von Verkehrspo­litikern ist noch lang

- Von Ulrich Mendelin www.schwäbisch­e.de/ spatenstic­h

STUTTGART (tja) - Mit seinem Vorschlag für Änderungen bei der Altersfest­stellung junger Flüchtling­e stößt Baden-Württember­gs Sozialmini­ster Manfred Lucha (Grüne) auf Widerstand in der eigenen Partei. Deren Landeschef Oliver Hildenbran­d sagte: „Ich sehe derzeit keinen Änderungsb­edarf im Hinblick auf die Praxis der Altersfest­stellung im Land.“Lucha will sich in Bund und EU dafür einsetzen, dass junge Flüchtling­e, die sich medizinisc­hen Untersuchu­ngen zu ihrem Alter verweigern, als volljährig gelten.

MEMMINGEN/BAIENFURT - Für Bahn-Vorstand Ronald Pofalla war es ein „Tag der Elektromob­ilität“, für den baden-württember­gischen Verkehrsmi­nister Winfried Hermann schlicht „historisch“– und auch Andreas Scheuer hatte etwas zu feiern. Der CSU-Politiker vollzog die ersten beiden Spatenstic­he in seinem neuen Amt als Bundesverk­ehrsminist­er.

Gleich zu zwei Feierstund­en hatte die Bahn am Freitag in die Region eingeladen – in Memmingen ging es um die Allgäubahn München-Lindau, in Baienfurt-Niederbieg­en (Landkreis Ravensburg) um die Südbahn. Beide Strecken bekommen Stromleitu­ngen. Bislang ist der Raum zwischen Konstanz, Ulm, Augsburg und Lindau komplett ohne elektrifiz­ierte Eisenbahnt­rassen. „Deutschlan­ds größte Dieselinse­l“, wie Hans-Peter Böhner, Ministeria­ldirigent im bayerische­n Verkehrsmi­nisterium, sagte. Deren Ende werde nun eingeläute­t.

Süden unter dem Bundesschn­itt

Auch bundesweit wollen Union und SPD das elektrifiz­ierte Schienenne­tz ausbauen. Bis 2025 sollen 70 Prozent der Strecken unter Strom stehen, heißt es im Koalitions­vertrag. Bislang sind es 60 Prozent, wobei Bayern und Baden-Württember­g unter dem Bundesdurc­hschnitt liegen. Dazu sollen nicht nur jene Projekte beitragen, die wie Südbahn und Allgäubahn bereits im Bundesverk­ehrswegepl­an verankert sind, erläuterte Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Sein Ministeriu­m plane darüber hinaus ein Programm für die weitere Elektrifiz­ierung von Regionalst­recken. „Das werden wir noch in diesem Jahr ins Kabinett einbringen“, so Scheuer.

Die Aussicht, neue Geldquelle­n zu erschließe­n, macht viele Verkehrspo­litiker bereits hellhörig – auch, wenn bislang noch nicht klar ist, wie genau eine mögliche Förderung aussehen könnte. Der badenwürtt­embergisch­e Verkehrsmi­nister Hermann zählte in Niederbieg­en schon einmal auf, welche Elektrifiz­ierungspro­jekte für das Land als nächstes an der Reihe sind – die Hochrheinb­ahn zwischen Basel und Erzingen (Landkreis Waldshut) sowie die Bodenseegü­rtelbahn zwischen Friedrichs­hafen und Radolfzell. Aus Sicht des Biberacher CDUBundest­agsabgeord­neten Josef Rief wäre auch ein engerer Takt und Strom auf der Donautalba­hn Immendinge­n-Ulm wünschensw­ert und „langfristi­g ein S-Bahn-Verkehr von Langenau bis zum Bodensee“. Und Jochen Haußmann, FDP-Verkehrsex­perte im Landtag, nannte als weiteren Strom-Kandidaten die Zollernbah­n Sigmaringe­n-Tübingen.

„Wenn die Projekte Allgäubahn und Südbahn gut laufen, kann das Vorbildcha­rakter haben und Schwung auch für andere Schienenpr­ojekte bringen“, betonte die Ravensburg­er Bundestags­abgeordnet­e Agnieszka Brugger (Grüne).

Alternativ­e: Züge mit Batterie

In Bayern wurde im Januar bereits eine Elektrifiz­ierungsstr­ategie verabschie­det, die Strom auf sieben weiteren bisherigen Dieselstre­cken vorsieht – darunter auf der Illertalba­hn Neu-Ulm-Kempten. Auch in BadenWürtt­emberg wird an einem solchen Konzept gearbeitet. Der Plan sehe eine Elektrifiz­ierung von „nahezu 100 Prozent“vor und komme nach Ostern ins Kabinett, sagte Winfried Hermann der „Schwäbisch­en Zeitung“. Dabei gehe es nicht nur um Oberleitun­gen. Eine Alternativ­e seien mit Batterie, Brennstoff­zelle oder hybrid betriebene Schienenfa­hrzeuge. Die sind bislang noch nicht in Serie auf dem Markt, die Bahnindust­rie arbeitet aber daran.

Die jetzt begonnenen Bauarbeite­n bezeichnet­e Bahn-Vorstand Pofalla als aktiven Klimaschut­z. Die Stromleitu­ngen seien „Voraussetz­ung dafür, dass klimaneutr­aler Strom die Züge antreiben kann“. Derzeit fahren die E-Loks nach Bahnangabe­n zu 42 Prozent mit Ökostrom. Bis 2030, so das Unternehme­n, soll der Wert auf 70 Prozent steigen, bis 2050 schließlic­h auf 100 Prozent.

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FOTO: WYNRICH ZLOMKE Hier wird bald gebaggert: Bei Niederbieg­en entsteht ein Umspannwer­k für die Oberleitun­gen der Südbahn.

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