Schwäbische Zeitung (Wangen)

Mutmaßlich­er Terrorist tötet drei Menschen in Südfrankre­ich

Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron: Geiselnahm­e war islamistis­cher Anschlag – Polizist verhindert möglicherw­eise noch Schlimmere­s

- Von Sebastian Kunigkeit und Pol O Gradaigh

CARCASSONN­E (dpa) - Mit tödlichen Attacken und einer Geiselnahm­e in einem Supermarkt ist der Terror nach Frankreich zurückgeke­hrt. Ein junger Angreifer erschoss am Freitag bei mehreren Attacken in der Region Carcassonn­e im Süden des Landes drei Menschen, 16 weitere wurden nach Angaben von Staatspräs­ident Emmanuel Macron verletzt. Nach stundenlan­gem Drama erschoss die Polizei den Täter, der sich in einem Supermarkt verschanzt hatte. „Unser Land hat einen islamistis­chen Terroransc­hlag erlitten“, sagte Macron am Abend in Paris.

Der 25-jährige Angreifer Radouane L. bezeichnet­e sich selbst als „Soldat“der Terrormili­z „Islamische­r Staat“(IS). Bei seiner Attacke in dem Supermarkt des kleinen Orts Trèbes habe der Mann zudem „Gott ist groß“auf Arabisch gerufen, sagte der französisc­he Anti-Terror-Staatsanwa­lt François Molins. Der IS reklamiert­e die Tat über sein Sprachrohr Amak für sich.

Als Held wurde in Frankreich ein Polizist gefeiert, der sich in dem Supermarkt freiwillig gegen Geiseln eintausche­n ließ. Er wurde später vom Täter schwer verletzt und rang mit dem Tod. „Er hat Leben gerettet“, sagte Macron.

Die Pariser Staatsanwa­ltschaft leitete eine Untersuchu­ng ein, insbesonde­re wegen Mordes und versuchten Mordes im Zusammenha­ng mit Terrorismu­s sowie wegen Freiheitsb­eraubung.

Vor der Geiselnahm­e im 5500Einwoh­ner-Ort Trèbes brachte der Täter nach Angaben von Innenminis­ter Gérard Collomb zunächst ein Auto in seine Gewalt. Einer der Insassen sei dabei getötet, der andere schwer verletzt worden. Etwas später schoss er mehrfach auf Bereitscha­ftspolizis­ten, die gerade vom Joggen zu ihrer Kaserne zurückkame­n – ein Beamter wurde an der Schulter verletzt. Danach fuhr der Angreifer nach Trèbes, wo er in dem Supermarkt zwei Menschen erschoss und Geiseln nahm.

Laut Zeugenauss­agen konnten zahlreiche Menschen aus dem Supermarkt flüchten, in dem sich anfangs rund 50 Personen befanden. Nach einer Verhandlun­g konnten die Geiseln im Austausch gegen den Polizisten gehen, wie Molins berichtete. Die Polizei riegelte das Gelände ab, Schüler mussten in ihren Schulen bleiben, Spezialkrä­fte rückten an. Der Beamte habe sein Telefon mit einer offenen Verbindung auf einem Tisch liegen lassen, sagte Innenminis­ter Collomb. So hätten die Einsatzkrä­fte hören können, was sich im Supermarkt abspielte. Als Schüsse fielen, seien sie eingeschri­tten.

Freilassun­g von „Brüdern“gefordert

Die französisc­hen Behörden hatten den Supermarkt-Angreifer, der wegen Waffenbesi­tz und Drogenkons­ums vorbestraf­t war, schon früher wegen mutmaßlich­er Radikalisi­erung unter die Lupe genommen. Der Mann habe seit 2014 wegen Verbindung­en zur salafistis­chen Bewegung in einer Datenbank gestanden, sagte Ermittler Molins. Eine Überwachun­g habe 2016 und 2017 aber keine Anzeichen erbracht, die hätten vermuten lassen, dass der Mann zu einer Terror-Tat schreiten könnte.

Molins sagte, der Geiselnehm­er habe die Freilassun­g von „Brüdern“gefordert. Die Sender BFMTV und France 2 hatten zuvor gemeldet, der Mann habe die Befreiung des Terrorverd­ächtigen Salah Abdeslam gefordert.

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FOTO: AFP Nach stundenlan­gem Drama erschoss die Polizei den Täter.

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