Die Region gerät unter Strom
Bahn AG, Politik und Bürger feiern den Start der Elektrifizierung der Bahnstrecke Lindau-München
MEMMINGEN/WANGEN - Zwischen Lindau und München wird in einigen Jahren der Zug eine echte Konkurrenz zum Auto. Davon sind Verantwortliche aus der Region (siehe auch Bericht unten) sowie Vertreter von Bahn AG und Politik überzeugt. Das wurde beim Spatenstich für die Elektrifizierung der Bahnstrecke LindauMünchen am Freitag deutlich. Auch einige Bürger sind zu der Feierstunde nach Memmingen gefahren.
Dass es sich um einen „bedeutsamen Tag“handelt, darin waren sich die Verantwortlichen mit eingeladenen Bürgern einig. Der Lindauer Dietrich Speidel erinnert sich, dass seine Mutter schon vor Jahrzehnten davon gesprochen habe, dass sicher bald strombetriebene Züge nach München fahren werden. Gerade weil es sehr viel länger gedauert hat, sei es gut, dass bald Fahrdrähte über den Schienen hängen werden. Ähnlich sehen es Lindaus OB Gerhard Ecker und Stadtbaudirektor Georg Speth, die wie andere Vertreter der Städte und Gemeinden entlang der Strecke nach Memmingen gekommen waren.
„Deutschlands größtes Dieselloch“
Deutlich wurde bei vielen Gesprächen auch, dass der Ausbau der Allgäubahn Lindau-München und der Südbahn Lindau-FriedrichshafenUlm nur der Anfang sein soll. Darin war sich der Lindauer Hans-Jörg Boschner mit Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann und Ministerialdirigent HansPeter Böhner einig, der als Vertreter der neuen Verkehrsministerin Ilse Aigner sprach, die wegen der ersten Sitzung des neuen bayerischen Kabinetts in München unabkömmlich war. Auch der Schweizer Paul Stopper von der Initiative für eine Bodensee-S-Bahn setzt auf einen weiteren Ausbau der deutschen Bahnstrecken am Bodensee und im Allgäu.
Hermann gab als Ziel seiner Landesregierung aus, dass es in absehbarer Zeit auf keiner Bahnstrecke mehr Dieselloks geben soll. Böhner forderte vom Bund weiteres Geld, um den Zugverkehr im Allgäu – Böhner sprach von „Deutschlands größtem Dieselloch“– unter Strom zu setzen. Der Ministerialdirektor forderte konkret die baldige Planung für die Illertalbahn und später auch den Lückenschluss der Strecke HergatzKempten-Buchloe.
Der neue Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer freute sich, dass er als eine der ersten Amtshandlungen an einem Tag gleich zwei wichtige Bahnprojekte auf die Schienen bringen durfte. Er hob hervor, wie wichtig es sei, das Dreiländereck vom Bodensee besser an den Fernverkehr anzubinden. Aber auch der Nahverkehr werde verbessert, weil auch dort die Züge schneller sein werden, ergänzte der für Infrastruktur zuständige Bahnvorstand Ronald Pofalla. Außerdem sind mehr Züge und bessere Taktabstimmungen vorgesehen. Nicht zu vergessen: Der Freistaat wird entlang der Strecke sieben neue Bahnhalte einrichten, davon fünf im Landkreis Lindau. Die Bahn wird zudem Bahnhöfe modernisieren, als erstes den in Kißlegg.
In Lindau-Reutin entsteht bekanntlich ein neuer Fernbahnhof, außerdem erneuert die Bahn viele ihrer Einrichtungen. Dafür bringt das Unternehmen zusätzlich hundert Millionen Euro auf. Da Lindau der Anfangspunkt der beiden Elektrifizierungen nach München und Ulm ist, wird es noch mehr zum Bahnknoten, den Menschen aus der Region zum Umsteigen nutzen können.
Bauarbeiten im Bereich Wangen beginnen erst im Jahr 2019
Projektleiter Matthias Neumaier von der DB Netz AG freut sich, dass das Eisenbahnbundesamt nicht nur für den Abschnitt Buchloe-Leutkirch Baurecht erteilt hat. Für weitere Abschnitte steht das kurz bevor. Ab sofort beginnen die Arbeiten auf dem ersten Abschnitt, auf dem kein Zug mehr fährt, stattdessen fahren dort Busse. Im kommenden Jahr ist der Ausbau der Strecke bis Hergatz geplant, 2020 folgt der Abschnitt bis Lindau. Am 13. Dezember 2020 soll der erste Schweizer NeigetechnikICE von München nach Lindau fahren. Bis Dezember 2020 gehen zudem die Arbeiten für den Knoten Lindau weiter, wie Projektleiter Michael Katz ankündigt. Dort freut er sich als nächstes auf die Eröffnung der Unterführung Langenweg im Mai.