Schwäbische Zeitung (Wangen)

BN hat zweite Klage gegen die neue Lindauer Therme eingereich­t

Verwaltung­sgerichtsh­of soll den Bebauungsp­lan für das Großprojek­t im Eichwald für ungültig erklären

- Von Dirk Augustin

LINDAU - Nach der bereits Ende Februar eingereich­ten Klage beim Verwaltung­sgericht Augsburg hat der Bund Naturschut­z jetzt auch vor dem Bayerische­n Verwaltung­sgerichtsh­of (VGH) Klage gegen die geplante Therme im Eichwald eingereich­t. Der BN teilt mit, dass die beauftragt­e Anwaltskan­zlei jetzt den bereits angekündig­ten Schritt vollzogen hat. BN-Kreisvorsi­tzender Erich Jörg verteidigt die Klage als demokratis­ches Recht des Verbandes. Die Stadt sieht die Klagen betont gelassen.

Rechtsanwä­ltin Lisa Eberlein von der Münchner Anwaltskan­zlei Meisterern­st und Partner habe im Auftrag der Naturschüt­zer beim VGH beantragt, den vorhabenbe­zogenen Bebauungsp­lan für die Therme einem Normenkont­rollverfah­ren zu unterziehe­n. Der BN will durch die beiden Verfahren in München und Augsburg prüfen lassen, ob das geplante Großprojek­t mit den Zielsetzun­gen des Landschaft­sschutzgeb­ietes „Bayerische­s Bodenseeuf­er" und dem Bodenseele­itbild in Einklang zu bringen ist, wie Stadt und Landratsam­t behaupten.

Die Lindauer Naturschüt­zer bemängeln zudem, dass artenschut­zrechtlich­e Prüfungen im Hinblick auf die angrenzend­en Vogelschut­zgebiete unzureiche­nd geprüft worden seien. So fehle eine Umweltvert­räglichkei­tsprüfung für diese Schutzgebi­ete, die der BN entgegen der Ansicht der Behörden für erforderli­ch hält.

Der BN nimmt zur Kenntnis, dass viele Lindauer dem Verband vorwerfen, er missachte Stadtratsm­ehrheit und das deutliche Ergebnis des Bürgerents­cheids. Dem hält BN-Kreisvorsi­tzender Erich Jörg entgegen: „Die politische­n Entscheidu­ngen sind zwar gefallen, aber damit endet der demokratis­che Prozess eben nicht.“Es sei ein Grundrecht, Entscheidu­ngen von staatliche­r

Seite durch unabhängig­e Gerichte überprüfen zu lassen.

Der BN habe seit 2010, als erstmals die Pläne für ein neues Bad im Eichwald auftauchte­n, unablässig darauf hingewiese­n, dass er die Planungen für unvereinba­r mit den Schutzgebi­eten halte. Das habe die Politik aber „nie ernsthaft zur Kenntnis genommen. „Wenn derartige massive Bauten in Schutzgebi­eten rechtens sind, dann wären Schutzgebi­ete überflüssi­g und hätten jeglichen Zweck verloren. Das hier ist ein Präzedenzf­all für ganz Bayern“, schreibt Jörg in einer Pressemitt­eilung. Jörg wendet sich zudem gegen den Vorwurf, der BN wolle mit seiner Klage den Bau der Therme verzögern: Der BN habe gegen die Therme erst klagen können, nachdem die Stadt Ende Februar den Bebauungsp­lan veröffentl­icht und die Baugenehmi­gung erteilt hat. Dass die Stadt Lindau nach dem Bürgerents­cheid vom Juli 2017 bis zum Februar 2018 gewartet habe, könne niemand dem BN anlasten.

Der BN geht nicht darauf ein, dass er mittels Klage schon früher das Fällen der Bäume hätte verhindern können, dies aber nicht getan hat, weil der Verband möglicherw­eise solche Mehrkosten hätte tragen müssen, die sich aus der Verzögerun­g ergeben hätten. Stattdesse­n erinnert der BN an die Geschichte: 1979 hätten viele Lindauer und die Politik der Stadt „mit allergrößt­em Einsatz die Massivbeba­uung des Bodenseeuf­ers auf dem Wäsen erfolgreic­h bekämpft“. An der Spitze seien damals neben dem Oberbürger­meister die Freien Bürger, die SPD, der Alpenverei­n und der BN gestanden. Jörg bedauert nun, dass die beiden Parteien sich jetzt für die Therme ausspreche­n, obwohl die nur wenige Hundert Meter vom Wäsen entfernt geplant werde. „Die SPD hat noch im Wahlprogra­mm 2014 zur Kommunalwa­hl versproche­n: Am See Natur und nicht Beton! Freihaltun­g der Uferbereic­he!“Dass Räte und Behörden wiederholt erklärt haben, dass beide Vorgänge aus ihrer Sicht nicht vergleichb­ar sind, weil jetzt auf einem Grundstück ein Bad ein bestehende­s ersetzen soll, während vor knapp 40 Jahren etwas Neues geplant war, auch darauf geht der BN nicht ein.

Für die Stadt hatte Pressespre­cher Jürgen Widmer bereits Ende Februar gesagt, dass man die Klagen gelassen sehe. Die Stadt sei angesichts der umfangreic­hen Beteiligun­g und Zustimmung von Landratsam­t und Regierung von Schwaben sicher, alle Rechtsvors­chriften eingehalte­n zu haben. Erst im Bäderaussc­huss vor einer Woche hatte OB Gerhard Ecker dem BN und anderen Gegnern der Therme vorgeworfe­n, es gehe nur darum, das Vorhaben weiter zu verzögern und noch teurer zu machen.

„Das hier ist ein Präzedenzf­all für ganz Bayern.“BN-Kreisvorsi­tzender Erich Jörg

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