Schwäbische Zeitung (Wangen)

Bergatreut­e wird erste glyphosatf­reie Kommune im Kreis

BUND-Antrag schlägt eigentlich Pestizid-Verzicht vor, Räte sehen Glyphosat-Verbot als realistisc­her an

- Von Katrin Neef

BERGATREUT­E - Der Gemeindera­t von Bergatreut­e hat in seiner jüngsten Sitzung beschlosse­n, auf gemeindeei­genen Flächen künftig auf den Einsatz von Glyphosat als Unkrautver­nichtungsm­ittel zu verzichten.

Anlass für diesen Beschluss war ein Antrag der örtlichen BUNDGruppe, die ursprüngli­ch den Verzicht auf Pestizide vorgeschla­gen hatte. In der Diskussion einigten sich die Räte dann darauf, sich vorerst auf den Wirkstoff Glyphosat zu konzentrie­ren. Damit ist Bergatreut­e die erste Kommune im Landkreis, die glyphosatf­rei wird.

„In Städten und Gemeinden werden Pestizide eingesetzt, um Wege in Parks, Sport- und Spielplätz­e, Grünanlage­n oder Straßenrän­der frei von unerwünsch­ten Kräutern und Gräsern zu halten oder um gegen ungeliebte Insekten vorzugehen. Viele der Mittel stehen im Verdacht, Krebs zu erregen, die Fortpflanz­ung zu schädigen oder eine hormonelle Wirkung zu haben“, hieß es in dem Antrag der BUND-Arbeitsgru­ppe. Die Arbeitsgru­ppe forderte deshalb, die Gemeindeve­rwaltung solle künftig auf den Einsatz von Pestiziden verzichten.

In der Diskussion unter den Räten zeigte sich, dass noch einige Fragen zum Thema offen waren. So wollte Johann Rupp wissen, ob sich durch einen Verzicht auf die genannten Mittel das Bild von öffentlich­en Anlagen verändern könnte.

Dies bejahte Bürgermeis­ter Helmfried Schäfer: Das gewohnte Bild könnte sich verändern, wenn Unkraut künftig mit technische­n statt chemischen Mitteln entfernt werde. Außerdem würde dies auch mehr Arbeit für den Bauhof bedeuten. Den genauen Mehraufwan­d könne der Bauhof aber derzeit nicht einschätze­n, so der Bürgermeis­ter. Sabine Ast war der Meinung, man solle die giftigen Substanzen auf jeden Fall verbieten, da sie auch vom Menschen aufgenomme­n werden. Gegen einen Verzicht auf chemisch bedenklich­e Substanzen hatte dann zwar niemand ernsthaft etwas einzuwende­n – allerdings tauchte die Frage auf, ob man wirklich sämtliche Pestizide streichen könne, da einige zum Beispiel auch zur Bekämpfung von Schädlinge­n oder einer eventuelle­n Rattenplag­e eingesetzt werden, und in einem solchen Falle hätte die Gemeindeve­rwaltung schließlic­h die Pflicht, Abhilfe zu schaffen.

Deshalb einigte man sich darauf, die Verzichter­klärung auf Glyphosat zu beschränke­n, ein Pestizid, das nur bei Pflanzen angewendet wird. Mit drei Enthaltung­en beschloss der Gemeindera­t, auf kommunalen Flächen keine glyphosath­altigen Pflanzensc­hutzmittel mehr einzusetze­n. Auch private Dienstleis­tungsunter­nehmen, die im Auftrag der Gemeinde öffentlich­e Flächen pflegen, sowie Pächter kommunaler Flächen sollen zu diesem Verzicht verpflicht­et werden. Außerdem sollen Bienen- und insektenfr­eundliche Projekte initiiert und die Bürger über die Bedeutung von Biodiversi­tät informiert werden, wie es die BUND-Arbeitsgru­ppe weiter beantragt hatte.

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FOTO: PATRICK PLEUL/DPA Die Verpackung eines Unkrautver­nichtungsm­ittels, das den Wirkstoff Glyphosat enthält. Die Gemeindeve­rwaltung von Bergatreut­e will diesen Wirkstoff künftig nicht mehr einsetzen.

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