Schwäbische Zeitung (Wangen)

Kreistag wählt Behinderte­nbeauftrag­ten ab

Jürgen Malcher und Selda Arslanteki­n kümmern sich künftig um die Belange der Menschen mit Behinderun­g

- Von Marlene Gempp

KREIS RAVENSBURG - Selda Arslanteki­n aus Leutkirch und Jürgen Malcher aus Grünkraut sind zu den neuen Behinderte­nbeauftrag­ten für den Landkreis Ravensburg gewählt worden. Die Stelle ist vom 1. April 2018 bis zum 31. März 2020 befristet.

Im Januar hatte der Kreistag beschlosse­n, dass künftig zwei ehrenamtli­che kommunale Beauftragt­e sich um die Belange behinderte­r Menschen im Landkreis kümmern sollen (die SZ berichtete). Drei Kandidaten standen nun nach einem Bewerbungs­verfahren zur Wahl. Der bisherige Beauftragt­e für die Belange behinderte­r Menschen, Torsten Hopperdiet­zel, hatte sich ebenfalls um eine der beiden ehrenamtli­chen Stellen beworben. Seine zweite und letzte Kandidatur, wie er in der Kreistagss­itzung ankündigte.

Er warb dafür, sich und Selda Arslanteki­n als Duo zu wählen, da sie beide zwei Betroffene seien, Männer und Frauen repräsenti­eren und die Regionen Schussenta­l und Allgäu abdecken könnten. „Wir sind eine Komplettlö­sung“, sagte Hopperdiet­zel. Außerdem dankte er den Gemeindeve­rtretern dafür, dass sie in den vergangene­n zwei Jahren den einen oder anderen Impuls für ihre Kommunen aufgenomme­n und eingebrach­t hätten. Beispielha­ft nannte er die Gemeinden Baindt, Berg, Argenbühl und Aulendorf, die Projekte für Menschen mit Behinderun­gen ins Leben gerufen hätten.

Als erstes Statement teilte Torsten Hopperdiet­zel auf Nachfrage der SZ zwei Reaktionen eines Kreistagsb­esuchers und eines weiteren Interessen­vertreters mit. „So ist das also, wenn man sich wirklich als unabhängig­er Beauftragt­er einsetzt. Man wird abgewählt. So bitter das ist, so sehr können Sie sich dadurch geadelt fühlen. Sie haben das Amt verloren, aber Ihre Unabhängig­keit behalten“, wird ein Zuhörer zitiert. Außerdem zitierte Hopperdiet­zel eine ebenfalls im sozialen Bereich tätige Person: „Mit dieser Nachricht habe ich gerechnet, weil du für die ,Obrigkeit’ ein ungemütlic­her Mensch bist, da du deine Schnauze auch mal aufmachst. Du hast dich immer für die Belange aller eingesetzt, und das passt vielen eben nicht.“

Fachlich habe seine Fraktion Torsten Hopperdiet­zel stets geschätzt, sagte Kreisrat Rolf Engler (CDU). Manchmal sei es aber schwierig gewesen, Kompromiss­e zu finden. Für seine Fraktion hätten die ersten beiden Kandidaten einfach die besseren Argumente gehabt. Er bedauere die Entscheidu­ng sehr, sagte Kreisrat Bruno Sing (Grüne): „Er war der kompetente­ste Mann für diese Aufgabe. Ich verstehe die Wahl nicht.“Einige Projekte, wie etwa die Barriefrei­heit am Aulendorfe­r Bahnhof, seien nur durch Hopperdiet­zels Einsatz zustande gekommen. „Ich war sehr überrascht von der Entscheidu­ng“, so Sing.

Die beiden neuen Behinderte­nbeauftrag­ten stellten sich am Donnerstag im Kreistag vor. Selda Arslanteki­n aus Leutkirch hat selbst eine Seheinschr­änkung. Freunde hätten sie darauf hingewiese­n, dass sie für das Amt geeignet wäre. Auch, weil sie türkischer Abstammung sei und so die behinderte­n Menschen mit Migrations­hintergrun­d besser betreuen könne. „Ich will das Allgäu für Behinderte lebbar machen, Mobilität schaffen und barrierefr­eies Wohnen fördern“, erklärte Arslanteki­n.

Er habe bereits als Jugendlich­er ehrenamtli­ch für Behinderte­nheime gearbeitet, erklärte Jürgen Malcher. Der 59-jährige Polizeibea­mte hat selbst eine Nierenerkr­ankung. „Der Umgang mit Menschen ist schon von jeher mein Beruf. Ich kann gut zwischen den Menschen mit Behinderun­g und der Verwaltung vermitteln“, stellte sich Malcher vor. Außerdem habe er Erfahrung mit Organisati­on und Zeitmanage­ment.

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Selda Arslanteki­n
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FOTOS: GEMPP Jürgen Malcher

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