Unmut über Investor am ehemaligen Krankenhaus
Im Umfeld der Memminger Straße in Kempten werden Gebäude bezogen, im Kopfbau tut sich nichts
KEMPTEN (se) - „Sehr enttäuschend“nennt Stadtrat Dieter Zacherle (Freie Wähler), was an der Memminger Straße 52 passiert. Tatsächlich geschieht nämlich im Kopfbau des ehemaligen Kreiskrankenhauses nichts. Die Investoren verweisen auf andere Vorhaben, bei denen man sich derzeit engagiere.
Die Münchner Millenium AG will in dem denkmalgeschützten Gebäude 100 Wohnungen einbauen. Einen Zeitplan gibt es dazu bisher nicht. Auf Anfrage heißt es in einer E-Mail: „Es gibt für dieses Projekt seit Erteilung der Baugenehmigung keine nennenswerten Neuigkeiten zu berichten, die Relevanz für die Öffentlichkeit bzw. die Bürger von Kempten hätten oder einer Stellungnahme bedürften.“
Entlang des Gottesackerwegs und der Gerhart-Hauptmann-Straße zeigt sich indes, was erreicht werden kann. In direkter Nachbarschaft zum Millenium-Objekt hat ein Konsortium aus Sozialbau (Kempten) und Sozial-Wirtschafts-Werk (Oberallgäu) das „Stiftsstadt-Wohnen“konzipiert. Auf dem ehemaligen Klinikgelände ist bereits ein Teil der 120 Wohnungen bezogen.
An der Madlenerstraße – ebenfalls in Sichtweite – ist der Hospizverein aktiv. Dort entsteht bis Ende 2019 ein Ersatz für das bisherige Allgäu Hospiz, das sich der Begleitung von Schwerst- kranken widmet. Schon im vergangenen Jahr hatte Vorsitzender Josef Mayr deutlich gemacht, dass eine zügige Realisierung des Millenium-Projekts natürlich von Vorteil wäre.
Was Zacherle zusätzlich auf die Palme bringt, ist ein Maklerangebot eines württembergischen Unternehmers. Dort werde das Objekt beworben zu einem Kaufpreis von 28,5 Millionen Euro, Fertigstellung 2019, schlüsselfertig, einschließlich Tiefgarage. Gerüchte, dass Millenium lediglich über den Weiter-Verkauf des Areals etwas verdienen wolle, kursieren schon lange in der Stadt. Die Geschäftsführung weist diese aber zurück.
Viele Kemptener haben sich dennoch längst eine Meinung zu dem Vorgehen gebildet. Häufig werden Vergleiche zum „Großen Loch“gezogen. Auf eine Wiederholung des noch nicht abgeschlossenen Gezerres um ein Geschäftshaus haben die Bewohner der Stiftsstadt keine Lust. Nicht nur Dieter Zacherle fragt unverblümt: „Wie lange müssen wir mit dem Schandfleck noch leben?“
Die Baugenehmigung wurde durch die Stadt mit Bescheid vom 25. Januar 2017 erteilt. Sie ist vier Jahre gültig, erklärt Dr. Franziska Renner, Leiterin des Bauordnungsamts. Die Genehmigung erlischt, wenn nicht innerhalb dieser Frist mit dem Bau begonnen wurde.