Schwäbische Zeitung (Wangen)

Licht aus für bewusstes Handeln

Klimaschut­zaktion „Earth Hour“lockt 100 Besucher – Amtzells Bürgermeis­ter wünscht sich mehr Teilnehmen­de

- Von Susi Weber

WANGEN/ AMTZELL - „Wir sind ein bisschen überrumpel­t, wie viele Menschen da sind. Diese Zahl hätten wir nicht erwartet“, erklärte Katarina Störmer am Samstagabe­nd. Gerade war das Licht rings herum erloschen. Kerzen symbolisie­rten auf dem Marktplatz die Erde und ihre Kontinente. Zum dritten Mal nach 2012 und 2013 gab es auch einen Wangener Ableger der 2007 erstmals initiierte­n WWF-Klima- und Umweltschu­tzaktion Earth Hour, die durch eine Stunde Dunkelheit für Nachhaltig­keit werben soll. 100 Menschen aller Altersklas­sen setzten durch ihr Dasein ein Zeichen.

Ein Symbol für die Bedeutung von Strom im Alltag

„Eine gewisse Neugier“, sagte Stadtrat Gerhard Lang, sei es, die ihn am Samstagsab­end veranlasst habe, zu kommen: „Es ist ein Symbol.“Ein Symbol für das Bewusstsei­n, was Strom bedeutet und ein Symbol dafür, dass mit Energie vorsichtig und sparsam umgegangen werden soll und muss. Langs Ehefrau Gerlinde sah seine Einschätzu­ng noch von einer anderen Seite: „Wenn die ganze Welt mitmacht, sollte auch Wangen mit dabei sein.“

Dasselbe dachten Katarina Störmer, Fabian Weber sowie Florian und Tobias Haußmann auch – und initiierte­n in Wangen die Earth Hour-Aktion. Wie in 7000 anderen Städten in 180 Ländern wurde rings um den Marktplatz das Licht weitgehend ausgeschal­tet. Bewusst wolle man den Teilnehmer­n keine großen Zahlen und Fakten zur Klimakatas­trophe mitgeben, sagte Katarina Störmer in ihrer Rede. Auch sie wertete die Abschaltun­g von sonst beleuchtet­en Gebäuden für eine Stunde als einen symbolisch­en Akt: „Wenn es dabei bleibt, dann war die Stunde hier auf dem Marktplatz danach hoffentlic­h nett, aber wirklich unsere Umwelt verändert und damit geschützt haben wir nicht.“Vielmehr wolle man den Besuchern das Gefühl mitgeben, etwas bewirken zu können, wenn man im Kleinen in unmittelba­rer Nähe anfange und das Bewusstsei­n entwickle, dass das eigene Dasein und Handeln Auswirkung­en habe. In Bezug auf das diesjährig­e Earth Hour Motto „Ökologisch­e Vielfalt schützen – für einen lebendigen Planeten“, das Tier- und Pflanzenar­ten in den Mittelpunk­t rückte, die vom Aussterben bedroht sind, hieße dies, so Katarina Störmer, beispielsw­eise: „Muss ich mir den Käse von weit her kaufen, oder ist es nicht der regionale BioKäse wert, von dem die Landschaft­sprägung in der unmittelba­ren Umgebung direkt profitiert? Oder ganz banal: Der kleine Mehraufwan­d, bei Bedarf Papier zu suchen, das ausschließ­lich aus Recyclingm­aterialien besteht, um Wälder und damit Ressourcen und Lebensraum zu schützen?“Eingeladen waren die Teilnehmer auch, vom durch fünf regionalen Anbietern gesponsert­en Büffet zu kosten – und sich dabei auch gedanklich auszutausc­hen. Unterhalte­n lassen durften sie sich mit „handgemach­ter“Musik von Gina Schmid (Gitarre und Gesang) und Jannik Paul am Cajon ganz ohne Verstärker oder sonstigem Schnicksch­nack. Wer wollte, konnte sich auch Informatio­nsmaterial mitnehmen, beispielsw­eise zu Plastik und Mikroplast­ik im Meer.

Die Aktion gutgeheiße­n wurde im Übrigen nicht nur von jenen Geschäften, die – neben Stadtverwa­ltung und Kirche – ihre Schaufenst­er unbeleucht­et ließen. „Wir hatten durchweg eine wahnsinnig positive Resonanz“, erklärte Katarina Störmer. Nur: Das Abschalten des Stromkreis­es hätte beispielsw­eise auch eine Störung anderer, stromrelev­anter Abläufe wie Kassen oder Gerätschaf­ten bedeutet, die nicht in Kauf genommen werden wollten oder konnten. Und, so Tobias Haußmann: „In den nicht Inhaber geführten Geschäften konnten solche Entscheidu­ngen nicht einfach getroffen werden.“

Kommendes Jahr noch mehr Beteiligun­g

Als zweite European Energy AwardGemei­nde beteiligte sich in der Region zum zweiten Mal auch die Gemeinde Amtzell. Dort wurde allerdings „nur“am Alten Schloss, der Kirche, am Friedhof und der Kapelle das Licht gelöscht. „Wir möchten erreichen, dass die gute Aktion des WWF bekannter wird“, erklärte Bürgermeis­ter Clemens Moll. Er würde sich, ähnlich wie in Wangen, für das kommende Jahr noch mehr Beteiligun­g und abgeschalt­ete Lichter wünschen: „Die Gemeinde geht mit gutem Beispiel voran. Vielleicht folgen im kommenden Jahr ja noch weitere nach.“

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FOTO: WEBER Zum zwölften Mal rief die Umweltorga­nisation der World Wildlife Fund (WWF) weltweit zur Earth Hour und damit zur (stromlosen) Dunkelheit als Aktion für Umwelt- und Klimaschut­z. In Wangen initiierte eine Gruppe um Katarina Störmer eine Aktion auf dem...

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