Schwäbische Zeitung (Wangen)

Lehrlingsm­angel und Schwarzarb­eit machen Friseuren zu schaffen

Friseur-Innung im Landkreis spricht über Herausford­erungen

- Von Sybille Glatz

WEINGARTEN/RAVENSBURG - Weniger Lehrlinge, fehlende Fachkräfte, Schwarzarb­eit und Preisdumpi­ng – das sind aktuell die größten Herausford­erungen für die Friseure im Landkreis Ravensburg. Doch es gibt auch Positives zu vermelden: Die Umsätze im Friseurhan­dwerk sind stabil und sogar leicht steigend.

Wie Franz Moosherr, Geschäftsf­ührer der Kreishandw­erkerschaf­t, und Alexandra Frater-Pabst, Obermeiste­rin der Friseur-Innung, in einem Gespräch am Mittwoch ausführten, werden momentan insgesamt 73 Lehrlinge zu Friseuren ausgebilde­t. Das sind 32 weniger als noch 2005. „Dabei ist die Ausbildung­sbereitsch­aft der Betriebe ungebroche­n hoch, aber es feh- len geeignete Auszubilde­nde“, sagt Moosherr. Den Grund dafür sieht er im „Akademisie­rungsdruck“der Gesellscha­ft: „Immer mehr Schüler machen das Abitur, immer mehr studieren. Das ist ein Problem für alle Handwerker, nicht nur für die Friseure.“

Dazu habe der Beruf mit verbreitet­en Vorurteile­n zu kämpfen, etwa dass Friseure schlecht bezahlt würden. „Das ist schlichtwe­g falsch. Sie verdienen als gutausgebi­ldete Friseurin oder Friseur weit über Mindestloh­n.“Die Friseur-Innung vermutet aber, dass Billiganbi­eter auf dem Markt oft den gesetzlich­en Mindestloh­n unterschre­iten und damit in Wettbewerb mit den Betrieben treten, die ihre Angestellt­en ordentlich bezahlen.

Eine weitere Konkurrenz seien Kleinstbet­riebe, die teilweise nur aus einer Person bestünden. Seit der Änderung der Handwerkso­rdnung hätten diese „explosions­artig“zugenommen. Im Vergleich zu „klassische­n“Friseurbet­rieben mit vier, fünf Angestellt­en kämen diese Kleinstbet­riebe in den Genuss steuerlich­er Vorteile, etwa dass sie keine Mehrwertst­euer abführen müssten. Was Moosherr aber am meisten stört, ist, dass sich diese Friseure nicht an der Ausbildung des Nachwuchse­s beteiligen.

Viele Abbrecher unter den Azubis

Neben der insgesamt sinkenden Zahl an Lehrlingen sehe die Innung in der hohen Abbrecherq­uote eine große Aufgabe. „28 Lehrlinge sind zurzeit im ersten Lehrjahr, 29 im zweiten. Im dritten nurmehr 16“, erläutert Moosherr. Friseurmei­sterin Frater-Pabst, die selbst ausbildet, vermutet, dass viele, die sich für die Ausbildung entscheide­n, die hohen Anforderun­gen im theoretisc­hen Teil an der Berufsschu­le unterschät­zen.

Eine weitere Herausford­erung für den Berufsstan­d sei die Schwarzarb­eit. „Von allen Gewerken ist das Friseurhan­dwerk davon am meisten betroffen“, erklärt Moosherr. Das liege zum einen daran, dass der Beruf arbeitsint­ensiv sei und Personalne­benkosten eine große Rolle spielen würden. Zum anderen sei es schwer, schwarze Schafe zu überführen. „Wenn die in Privatwohn­ungen arbeiten, kommen sie mit Kontrollen nicht weit. Durch das Grundgeset­z sind Wohnungen besonders geschützt.“

Die gute Nachricht kam zum Schluss. Die Umsatzzahl­en seien stabil und dank des „konsumfreu­ndlichen Verhaltens“der Kunden sogar leicht steigend, so Moosherr. Auch Alexandra Frater-Pabst kann sich nicht beklagen: „Arbeit hab’ ich genügend.“

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FOTO: S. GLATZ Die 46-jährige Weingartne­rin Alexandra Frater-Pabst ist Obermeiste­rin der FriseurInn­ung.

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