Schwäbische Zeitung (Wangen)

Bad Wurzach: Infoabend über Rechtsextr­emismus abgesagt

Verwaltung nennt Krankheit als Grund – Ein Stadtrat übte Kritik: „Einseitig gestrickt“

- Von Steffen Lang

BAD WURZACH - Die für Mittwoch geplante Infoverans­taltung über Rechtsextr­emismus im Allgäu in Bad Wurzach ist am Dienstag kurzfristi­g abgesagt worden.

Die Stadtverwa­ltung begründet dies mit der Grippewell­e, von der auch Bürgermeis­ter Roland Bürkle betroffen sei. „Ob die Veranstalt­ung gegebenenf­alls an einem anderen Termin später durchgefüh­rt wird, ist noch unklar“, heißt es in der Mitteilung vom Dienstagvo­rmittag.

In der Gemeindera­tssitzung am Montagaben­d hatte sich noch Stadtrat Hansjörg Schick (CDU) an der Veranstalt­ung gestoßen. Sie war von der Stadt, dem Kreisjugen­dring und dem Demokratie­zentrum Oberschwab­en organisier­t worden.Das Thema war in Schicks Augen „sehr einseitig gestrickt“. Darüber wunderte er sich ebenso wie darüber, dass die Verwaltung den Gemeindera­t nicht um Genehmigun­g ersucht habe. Schick sprach von einem „seltsamen Demokratie­verständni­s“. Bürkle (CDU) wies die Kritik entschiede­n zurück. „Extremiste­n, rechte wie linke, wollen keine Demokratie“, betonte er, „und da sollte der Staat, aber auch die Stadt wehrhaft bleiben.“

Dass die Veranstalt­ung den Rechtsextr­emismus zum Thema haben sollte, begründete Bürkle mit dem als private Party deklariert­en Konzert rechter Kreise vergangene­s Jahr in Seibranz, ohne dass er dieses konkret nannte. „Es gab erhebliche Unruhe und viele Nachfragen bei der Stadt. Und das war halt eine rechtsextr­eme Veranstalt­ung damals.“Rechtsextr­eme Umtriebe in der Region dürfe man nicht übertreibe­n, sagte Bürkle dazu weiter, „aber auch keinesfall­s unterschät­zen. Es ist schon beängstige­nd, was zumindest Einzelne da für ein Verständni­s haben.“

Bei der Veranstalt­ung am Mittwoch im Kurhaus sollte ein Vertreter der Kemptener Initiative „Allgäu rechtsauße­n“sprechen, die rechtsextr­eme Aktivitäte­n in der Region genau beobachten und dokumentie­ren. Außerdem war Julian Aicher als Referent und Diskussion­spartner angekündig­t. Der Leutkirche­r ist ein Neffe der Geschwiste­r Scholl. Laut Bürkle hatte sich auch jemand angekündig­t, „der einen Gegenrede halten“wird.

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