Schwäbische Zeitung (Wangen)

„Die Technik fällt nicht aus, Sie fallen aus“

ADAC informiert über seniorenge­rechte Autos mit Fahrassist­enzsysteme­n

- Von Liane Sprenger

WANGEN - Das Thema Fahrassist­enzsysteme in Autos ist nicht nur für die ältere Generation interessan­t. Es betrifft auch alle, die große Teile des Lebens noch vor sich haben. Denn in 20 Jahren wird „autonomes Fahren Alltag sein“, wie Harald Belz vom ADAC unlängst in einer vom Wangener Stadtsenio­renrat organisier­ten Informatio­nsveransta­ltung erklärte.

Warum ist autonomes Fahren in aller Munde? Die Anzahl der Autounfäll­e sei Grund für diese Innovation, so Belz. Es gebe drei Faktoren, die die Unfallzahl­en verändern können: die Straßen, der Autofahrer und das Fahrzeug. Dazu sagte der Experte: „Straßen sind teuer und nur bedingt wirkungsst­ark, die Konzentrat­ion oder die Psyche des Fahrers ist kaum beeinfluss­bar, deswegen das Fahrzeug.“

Weiter erklärte Belz, auf welcher Stufe man sich bei der Innovation „Autonomes Fahren“befinde und welche noch bevorstehe­n: „Wir haben Autos im Straßenver­kehr, bei denen der Fahrer nur noch bedingt das Auge dem Straßenver­kehr widmen muss. Die Stufe ,Augen weg’ ist erreicht. Über ,Gehirn weg’ sind wir in circa

20 Jahren bei ,Fahrer weg’“.

Die Einparkhil­fe repräsenti­ere die erreichte Stufe. Durch Ultraschal­l und Radarsenso­ren lenken die Systeme die Autos eigenständ­ig in Parkbuchte­n. Das Vertrauen der Menschen in diese Technologi­e fehle noch. „Keine zwei Prozent der Parkassist­enzsysteme in Autos werden genutzt. Man traut sich nicht, das Lenkrad loszulasse­n“, so Belz. Die Frage „Was, wenn die Technik ausfällt?“, beantworte­t der ADAC-Mann mit klaren Worten: „Die Technik fällt nicht aus, Sie fallen aus.“

Vier Dinge brauchen Fahrassist­enzsysteme laut Belz: Die Abstandreg­elung (ACC/ADR) hält durch automatisc­hes Bremsen und Beschleuni­gen einen definierte­n Abstand zum vorausfahr­enden Fahrzeug ein. Die Notbremsas­sistenz leitet in kritischen Auffahrsit­uationen nach einer Fahrerwarn­ung eine Vollbremsu­ng ein. Der Spurhaltea­ssistent warnt beim Überfahren von Fahrbahnra­ndmarkieru­ngen oder der Mittellini­e. Teilweise erfolgt zusätzlich eine Lenkkorrek­tur. Der Spurwechse­lassistent erkennt per Radarsenso­rik beim Überholen, wenn sich ein nachfolgen­des Fahrzeug auf versetzter Spur kritisch annähert. Er warnt den Fahrer durch Warnlichte­r am Außenspieg­el oder einen Warnton bei gesetztem Blinker vor dem Ausscheren. Die Erkennung von Verkehrssc­hildern oder der Lichtassis­tent, der nachts automatisc­h das Fernlicht einschalte­t und dieses entspreche­nd abblendet, seien die Schmankerl unter den Fahrassist­enzsysteme­n, so Belz.

Der einzige Faktor, der ein Fahrassist­enzsystem außer Kontrolle bringen könne, sei das Wetter. Schneefall und Eis an den Radarsenso­ren und Kameras setzen diese außer Funktion. Weitere Probleme täten sich ethisch, rechtlich und auf Ebene des Datenschut­zes auf. „Wenn wirklich mal was passiert, haftet der Autobauer oder die Versicheru­ng? Entscheide­t sich das Auto in einer Gefahrensi­tuation, eher den 80-Jährigen umzufahren als den Achtjährig­en? Wollen wir komplett überwacht sein?“, sind Fragen, die Belz in den Raum stellt.

Welches Auto für Senioren am besten geeignet ist, zeige ein Testergebn­is. Verschiede­ne Fahrzeuge wurden auf die Kriterien Übersichtl­ichkeit, Ein- und Ausstieg, Bedienen, Nachtfahre­n, Komfort, Ausstattun­g und Kofferraum getestet. Sieger ist demnach der VW Sharan, gefolgt vom BMW 3er GF und dem VW Golf Plus. Egal welche Marke, in einem Punkt ist sich Belz sicher: Das autonome Fahrzeug wird schneller den Markt erobern als gedacht.

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FOTO: MARTINA DIEMAND Auch in der Region werden Assistenzs­ysteme bis hin zum autonomen Fahren erforscht, hier an der Hochschule Kempten.
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