Arla verkauft Käserei
Allgäuer Hof-Milch GmbH will Standort in Sonthofen und einige Mitarbeiter übernehmen
SONTHOFEN - Das Molkereiunternehmen Arla Foods will sein Käsewerk in Sonthofen an die Allgäuer Hof-Milch GmbH aus Missen-Wilhams (Oberallgäu) verkaufen. Beide Unternehmen haben eine Absichtserklärung unterzeichnet; der Notartermin soll bis 1. Mai folgen. Das ist auch der geplante Zeitpunkt des Betriebsübergangs. Für die Bauern ändert sich erst mal nichts: Ihre Lieferverträge mit Arla bleiben bis zum Ablauf bestehen. Über die Zukunft des letzten Arla-Standorts im Allgäu – Bad Wörishofen – ist noch nicht entschieden. Da prüft die europäische Molkereigenossenschaft im Besitz von 11 200 Landwirten noch, was am besten ins strategische Konzept passt. Das kann ein Verkauf sein, muss es aber nicht.
Zum Verkauf des Werks in Sonthofen entschied sich der MolkereiRiese, da Produktion und Vertrieb des dort hergestellten Käses „nicht mehr der strategischen Ausrichtung von Arla in Deutschland und Europa“entsprächen. „Alle Produktionsstandorte in Deutschland sind auf die Belieferung des deutschen Marktes und unserer Exportmärkte ausgerichtet“, sagt Europa-Chef Peter Giørtz-Carlsen. Sie spielten eine entscheidende Rolle für die Unternehmensstrategie „Good Growth 2020“(gutes Wachstum).
Da passen Produkte aus dem nicht ausgelasteten Sonthofer Werk wohl nicht rein. Es hätte eine Jahreskapazität von 5000 Tonnen Käse, also für die Verarbeitung von 50 000 Tonnen Milch. Das Werk in Bad Wörishofen hat die vierfache Kapazität. Im Rahmen des Verkaufs will Arla zudem den Pachtvertrag für die Sennerei in Wertach an die Allgäuer HofMilch übertragen (das Gebäude gehört der Gemeinde). Die Kapazität der Sennerei: 100 Tonnen.
Giørtz-Carlsen spricht von einer zukunftsfähigen Lösung auch für die Beschäftigten in Sonthofen: Die Allgäuer Hof-Milch übernimmt dort alle 50 Mitarbeiter der Produktion und die elf Mitarbeiter der Werksverkaufläden in Sonthofen, Bad Wörishofen und Wertach. Von den 23 Verwaltungskräften soll der größte Teil ein Arbeitsplatz-Angebot erhalten: für andere Arla-Standorte oder von der Allgäuer Hof-Milch. Auch für den Rest hofft man bei Arla, eine Lösung zu finden.
Wie die Allgäuer Hof-Milch produziert, wenn Bauern weiter an Arla liefern? Die Geschäftsführer Matthias Haug und Johannes Nussbaumer kaufen Arla die Heu- und Bergbauernmilch ab, die sie selbst verarbeiten und am Markt absetzen können. Den Rest verwendet Arla in seinem Werk in Bad Wörishofen. Das soll einen fließenden Übergang ermöglichen. Die Verträge von Arla mit vier Liefergruppen (Allgäuer Bergbauernmilch eG, Milchkooperation SüdRiedlingen, Milchlieferungsgenossenschaft Bad Wörishofen und Milch-Erzeugergemeinschaft BioMeg Süd) laufen bis Ende 2019. Die Leutkircher Liefergenossenschaft (Allgäuland eG) beendet ihre Zusammenarbeit schon Ende 2018 und liefert dann an Hochland.
Was halten Bauern von der aktuellen Entwicklung? „Wir begrüßen, dass es eine regionale Lösung gibt – das haben wir angestrebt“, sagt Hubert Rupp, Chef der Genossenschaft „Allgäuer Bergbauernmilch“. Über die Stimmung bei den einzelnen Landwirten kann Rupp noch nichts sagen. Die Zeit mit Arla bewertet er rückblickend als „wirtschaftlich sehr gut, aber auch anstrengend“.
Regionale Frischeprodukte
Die neuen Eigentümer des Sonthofener Milchwerks wollen Produktion und Absatz regionaler Frischeprodukte ausbauen, sich anfangs aber auf Vermarktung und Investitionen konzentrieren. Laut Haug findet die Herkunft von Lebensmitteln immer stärkeres Interesse bei Verbrauchern. Er spricht von der dritten Säule neben konventionellen und BioMilchprodukten.
Die Palette der Allgäuer HofMilch umfasst Produkte aus Heumilch und Bio-Bergbauern-Heumilch: etwa Käse, Frischmilch, Joghurt, Sauerrahm und Butter. Am Standort in Missen-Wilhams werden wie bisher Frischeprodukte produziert, in Sonthofen künftig Butter und Käse. Dazu zählt zum Beispiel weiter der Rotwein-Käse für die Arla-Marke „Castello“. Aufatmen dürfen auch „Weißlacker“-Freunde: Die Missener rütteln an der Spezialität nicht.