86 000 Notrufe im Jahr
Wer in großen Teilen des Allgäus die 112 wählt, landet bei der Integrierten Leitstelle in Kempten
KEMPTEN - Ein Unfall mit einem verletzten Menschen: Es zählt jede Sekunde. Wer in einer solchen Notlage Hilfe braucht, bekommt sie über die Notrufnummer 112. Wenn irgendwo im Westallgäu, Oberallgäu und Ostallgäu diese Nummer gewählt wird, landet der Anruf bei der Integrierten Leitstelle (ILS) in Kempten. Die Mitarbeiter dort haben alle Hände voll zu tun: 228 000 Anrufe gingen im vergangenen Jahr in Kempten ein. Durchschnittlich klingelt das Telefon dort mehr als 600 Mal am Tag. Diese Zahl gab Marco Arhelger, Leiter der ILS Allgäu, bei der Verbandsversammlung des Zweckverbands für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Allgäu bekannt.
Unter den Anrufen sind knapp 86 000 Notrufe. „Also wenn tatsächlich die 112 gewählt wird“, erklärt Arhelger. 43 000 Telefonate werden mit Einsatzkräften vor Ort geführt. Auch Gewalt gegen Rettungskräfte bekommen die Mitarbeiter der Leitstelle mit. „Es kommt vor, dass die Kollegen die Polizei anfordern, weil sie sich bedroht fühlen. Das läuft auch über uns“, erzählt Arhelger. Weitere Anrufe werden von anderen Leitstellen, etwa dem ärztlichen Bereitschaftsdienst, weitergeleitet oder kommen von Ärzten, die Krankentransporte anmelden.
Eine Neuheit bei der ILS sind die sogenannten eCalls. Ab dem 1. April haben alle Neufahrzeuge in Europa ein automatisches Notrufsystem eingebaut. Der eCall wird durch das Auslösen des Airbags aktiviert. „Wir bekommen dann eine Meldung mit einem Datensatz und eine Sprachverbindung in das Auto“, erklärt Marco Arhelger. Der Datensatz enthält unter anderem den Ort des Unfalls. Das sei eine große Hilfe, erklärt Arhelger: „Sie kennen das ja selbst, wenn Sie auf der Autobahn unterwegs sind, achten Sie nicht darauf, auf welchem Autobahnkilometer Sie genau sind.“
Er geht jedoch davon aus, dass zunächst nur sehr wenige eCalls in Kempten eingehen. Schließlich kaufe nicht jeder einen Neuwagen und nicht jeder Neuwagen baue einen Unfall. Daher erfolgt die technische Aufrüstung auch nur nach und nach. „Wir können eCalls schon entgegennehmen. So wirklich rund wird es gegen Ende des Jahres laufen“, sagt Arhelger. Bisher müssen Mitarbeiter der Leitstelle die Datensätze manuell auslesen, später sollen die Daten automatisch ins System fließen. „Das ist aktuell noch bei allen Leitstellen in Bayern so.“
Die Feuerwehren alarmierte die Leitstelle etwas mehr als 4000 Mal. 400 Mal öfter als 2016. Das liege an den Unwettern, die mal mehr, mal weniger stark wüten, vermutet Arhelger. In den Landkreisen Oberund Ostallgäu (je 25 Prozent) finden die Hälfte aller Feuerwehreinsätze statt. In Kempten sind es 21 Prozent. 19 Prozent entfallen auf den Landkreis Lindau, neun Prozent auf Kaufbeuren.
Bei Rettungseinsätzen erfasst die Leitstelle nur die Anzahl der Fahrzeuge, die losgeschickt werden. Im vergangenen Jahr waren das 95 600 Fahrten – 67 000 davon zu Notfällen. „Wir haben bei der Notfallrettung eine kontinuierliche Steigerung“, bemerkt Arhelger. Die Krankentransporte gehen dagegen seit Jahren zurück.