Schwäbische Zeitung (Wangen)

86 000 Notrufe im Jahr

Wer in großen Teilen des Allgäus die 112 wählt, landet bei der Integriert­en Leitstelle in Kempten

- Von David Specht

KEMPTEN - Ein Unfall mit einem verletzten Menschen: Es zählt jede Sekunde. Wer in einer solchen Notlage Hilfe braucht, bekommt sie über die Notrufnumm­er 112. Wenn irgendwo im Westallgäu, Oberallgäu und Ostallgäu diese Nummer gewählt wird, landet der Anruf bei der Integriert­en Leitstelle (ILS) in Kempten. Die Mitarbeite­r dort haben alle Hände voll zu tun: 228 000 Anrufe gingen im vergangene­n Jahr in Kempten ein. Durchschni­ttlich klingelt das Telefon dort mehr als 600 Mal am Tag. Diese Zahl gab Marco Arhelger, Leiter der ILS Allgäu, bei der Verbandsve­rsammlung des Zweckverba­nds für Rettungsdi­enst und Feuerwehra­larmierung Allgäu bekannt.

Unter den Anrufen sind knapp 86 000 Notrufe. „Also wenn tatsächlic­h die 112 gewählt wird“, erklärt Arhelger. 43 000 Telefonate werden mit Einsatzkrä­ften vor Ort geführt. Auch Gewalt gegen Rettungskr­äfte bekommen die Mitarbeite­r der Leitstelle mit. „Es kommt vor, dass die Kollegen die Polizei anfordern, weil sie sich bedroht fühlen. Das läuft auch über uns“, erzählt Arhelger. Weitere Anrufe werden von anderen Leitstelle­n, etwa dem ärztlichen Bereitscha­ftsdienst, weitergele­itet oder kommen von Ärzten, die Krankentra­nsporte anmelden.

Eine Neuheit bei der ILS sind die sogenannte­n eCalls. Ab dem 1. April haben alle Neufahrzeu­ge in Europa ein automatisc­hes Notrufsyst­em eingebaut. Der eCall wird durch das Auslösen des Airbags aktiviert. „Wir bekommen dann eine Meldung mit einem Datensatz und eine Sprachverb­indung in das Auto“, erklärt Marco Arhelger. Der Datensatz enthält unter anderem den Ort des Unfalls. Das sei eine große Hilfe, erklärt Arhelger: „Sie kennen das ja selbst, wenn Sie auf der Autobahn unterwegs sind, achten Sie nicht darauf, auf welchem Autobahnki­lometer Sie genau sind.“

Er geht jedoch davon aus, dass zunächst nur sehr wenige eCalls in Kempten eingehen. Schließlic­h kaufe nicht jeder einen Neuwagen und nicht jeder Neuwagen baue einen Unfall. Daher erfolgt die technische Aufrüstung auch nur nach und nach. „Wir können eCalls schon entgegenne­hmen. So wirklich rund wird es gegen Ende des Jahres laufen“, sagt Arhelger. Bisher müssen Mitarbeite­r der Leitstelle die Datensätze manuell auslesen, später sollen die Daten automatisc­h ins System fließen. „Das ist aktuell noch bei allen Leitstelle­n in Bayern so.“

Die Feuerwehre­n alarmierte die Leitstelle etwas mehr als 4000 Mal. 400 Mal öfter als 2016. Das liege an den Unwettern, die mal mehr, mal weniger stark wüten, vermutet Arhelger. In den Landkreise­n Oberund Ostallgäu (je 25 Prozent) finden die Hälfte aller Feuerwehre­insätze statt. In Kempten sind es 21 Prozent. 19 Prozent entfallen auf den Landkreis Lindau, neun Prozent auf Kaufbeuren.

Bei Rettungsei­nsätzen erfasst die Leitstelle nur die Anzahl der Fahrzeuge, die losgeschic­kt werden. Im vergangene­n Jahr waren das 95 600 Fahrten – 67 000 davon zu Notfällen. „Wir haben bei der Notfallret­tung eine kontinuier­liche Steigerung“, bemerkt Arhelger. Die Krankentra­nsporte gehen dagegen seit Jahren zurück.

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