Es lässt sich etwas tun für das Klima
Gemeinde Hergatz startet Baumpflanzaktion – Projekt ist auf mehrere Jahre angelegt
HERGATZ (hip) - Die Gemeinde Hergatz startet eine Baumpflanzaktion und hat dafür heuer 4000 Euro im Haushalt eingestellt. Das Interesse der Bürger an der vom Zweiten Bürgermeister Michael Zeh initiierten Aktion, die in den nächsten Jahren weitergeführt wird, ist groß. Das zeigte sich bei einer Infoveranstaltung im Pfarrsaal in Wohmbrechts, zu der rund 40 Besucher kamen.
Wer auf seinem Grundstück neue Bäume pflanzt, erhält von der Gemeinde maximal bis zu 200 Euro (50 Euro pro Baum). Schon nach dem Aufruf im Amtsblatt hatten sich Bürger in die Teilnehmerliste eingetragen. Im Pfarrsaal gab es jetzt die Gelegenheit, sich näher zu informieren. „Das freut mich gewaltig“, stellte Michael Zeh zur Resonanz auf das Vorhaben fest.
Immer wieder lese man vom Klimawandel, vom CO2-Anstieg in der Atmosphäre, vom Schadstoffausstoß von Dieselfahrzeugen. Was auf Dauer vielleicht auch zu einer gewissen Abstumpfung führe. Dem wolle man in Hergatz entgegen wirken, mit der Baumpflanzaktion etwas anbieten, das effektiv ist und die Menschen anspricht. „Man kann mit wenigen Mitteln was tun“, meinte Zeh zum im Haushalt eingestellten Geld.
Oft würden alte Bäume gefällt, bei deren Pflanzung man sich etwas gedacht habe, Streuobstbestände verschwänden einfach. Dessen müsse man sich bewusster werden. Mit der Aktion wolle man sensibilisieren und animieren zum Pflanzen und Pflegen und im Winterhalbjahr auch Schnittkurse anbieten, so Zeh. Das Pflanzen von größeren Bäumen fürs Ortsbild ließe sich über Spendenaktionen bewerkstelligen.
„Da müssen wieder Bäume hin“
Bäume wirkten ortsbildprägend auch in der Landschaft, führte Landschaftsarchitektin Elke Zimmermann aus und zeigte als Beispiel das Feldkreuz mit Eichen am Radweg Itzlings-Wohmbrechts. Zu dem nach der Fällung zweier Linden kahlen Bildstock am Giebelweg in MariaThann erklärte sie: „Da müssen wieder Bäume hin.“Das wäre ein Leuchtturmprojekt. Das Projekt habe er schon beim Westallgäuer Baumverein angemeldet und dafür 1000 Euro angegeben, erklärte Bürgermeister Uwe Giebl.
Die Hergatzer Pflanzaktion, die auch Vorbildfunktion habe, freue ihn, stellte Kreisfachberater Bernd Brunner fest. Denn was Bäume angehe, gerade die ortsbildprägenden, laufe es vorsichtig ausgedrückt nicht optimal. Die Menschen hätten schon immer Bäume gepflanzt, so Brunner.
Sauerstoff für zehn Menschen
Und das aus vielerlei Gründen. Sie boten Schutz als Unterstand für Mensch und Tier. Wurden gepflanzt zur Geburt eines Kindes, zum Gedenken und zur Erinnerung – „auch an den da oben“–, erinnerte Brunner. Es gab die Gerichtslinden und die Tanzlinden. Hof- und Schutzbäume dienten als natürliche Blitzableiter. Mit Friedenslinden ließ sich Danke sagen, wenn ein Krieg zu Ende gegangen war.
Und Bäume seien eben unverzichtbar fürs Klima. „Ein großer Baum produziert Sauerstoff für zehn Menschen“, betonte Brunner. Bäume bänden Kohlendioxid, verbesserten das Kleinklima, fischten Staub aus der Luft und seien Riesenbiotope. Brunner bedauerte, dass die für Insekten wichtigen Streuobstbestände in den letzten 50 Jahren um 70 Prozent zurückgegangen sind. Er gab auch wichtige Tipps zu Standort, Pflanzung und Pflege von Bäumen.