Schwäbische Zeitung (Wangen)

„Ich übe täglich in meiner Badewanne“

Mario Richter wirft sich gefesselt in Bodensee und macht auf Kinderkreb­shilfe aufmerksam

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FRIEDRICHS­HAFEN - Mario Richter ist seit sechs Jahren hauptberuf­lich als Zauberer und Moderator in der Region unterwegs. Jetzt plant er eine spektakulä­re Aktion: Am Sonntag, 15. April, lässt er sich gefesselt in den Bodensee werfen. Im Gespräch mit Helen Belz spricht er über die Gründe für die Aktion.

Die erste Frage, die sich wohl jeder stellt: Wieso machen Sie das?

Die Idee war eigentlich, einen Abend zu gestalten, der viele Spenden für die Urmel Kinder-Krebshilfe in Tettnang generieren kann. Damit das aber funktionie­rt, brauchte ich eine spektakulä­re Aktion, die auf mich aufmerksam macht. Houdini hat das zum Beispiel auch immer so gemacht. Ich habe dann darüber nachgedach­t, mich zu entfesseln. Aber an Land ist das ja nicht spannend. Wenn, dann muss ich das im See machen. So ist die Idee entstanden.

Wie sind Sie auf die Urmel KinderKreb­shilfe gekommen?

Meine Mutter ist vor längerer Zeit an Krebs erkrankt und kämpft seit einem Jahr erneut dagegen an. Bei einer Operation hat sie jetzt ihre Speiseröhr­e verloren, das ist ganz furchtbar. Ich weiß deshalb als Angehörige­r, dass Krebs immer dramatisch ist und man selber kann nichts dagegen tun. Deshalb hatte ich schon immer den Wunsch, Menschen, die an Krebs erkrankt sind, mit meinem Beruf zu helfen. Durch Zufall bin ich auf die Kinderkreb­shilfe Urmel aus Tettnang gestoßen. Es ist ja noch viel dramatisch­er, wenn die Krankheit schon in einem so jungen Leben ausbricht. TRAUERANZE­IGEN

Haben Sie keine Angst, dass bei der Entfesselu­ng im Bodensee doch etwas schiefgehe­n könnte?

Doch. Angst nicht, aber großen Respekt. Es wird aber Sicherheit­staucher geben, Gott sei Dank. Aber die werden mir nicht helfen, die sind wirklich nur zur Sicherheit da. Sie haben die Schlüssel zu allen Schlössern, für den Fall der Fälle. Wir waren schon zusammen im See und haben das grob getestet. Sollte etwas passieren, können sie mir Luft zuführen. Aber auch das ist schwierig, weil sie mich in dem Schlamm erst mal finden müssen. Das sind so Sachen, die da mit reinspiele­n. Aber klar, wenn alles sicher wäre, wäre es nicht spannend.

Was sind die Herausford­erungen, wenn man sich unter Wasser entfesseln will?

Eine Herausford­erung wird, dass die Sicht sehr schlecht ist. Ich trainiere gerade fast täglich in meiner Badewanne und einer Therme, damit nichts schiefgeht. Da habe ich gemerkt, dass die Kälte tatsächlic­h ein großes Problem wird. Der Körper zieht sich zusammen, also auch die Lunge, das heißt, ich habe weniger Lungenvolu­men zur Verfügung. Außerdem kann es sein, dass man bei extremer, plötzliche­r Kälte bewusstlos wird. Die Taucher haben mir deshalb empfohlen, dass ich zumindest einen halbtrocke­nen Neoprenanz­ug anhabe. Vermutlich wird es auch einen Schutz für den Kopf geben. Trotzdem ist mir die Entfesselu­ng an sich aber nicht so wichtig wie das, was sie in den Köpfen der Leute erreichen soll.

Was hat es mit dem Benefizzau­ber am See auf sich?

Der Benefizzau­ber am See soll eine langfristi­ge Sache werden. Ich würde ihn gerne als Gala-Abend etablieren, der dafür da ist, Menschen etwas Gutes zu tun. Nicht nur im Zusammenha­ng mit der Kinderkreb­shilfe, sondern ich würde dann auch andere soziale Projekte ins Auge fassen. Außerdem würde ich dann auch andere Künstler präsentier­en. Ich könnte mir auch vorstellen, das zu vergrößern, indem man Sponsoren gewinnt und in größeren Veranstalt­ungshäuser­n auftritt. Dafür brauche ich aber die Aufmerksam­keit der Öffentlich­keit – und damit die Entfesselu­ngsaktion.

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FOTO: RICHTER Mario Richter will unter Wasser seine Fesseln lösen.
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