Soyudogrus machen den Unterschied
FV Ravensburg dreht Oberligaspiel gegen die TSG Backnang
RAVENSBURG - Es läuft derzeit beim FV Ravensburg. Trainer Steffen Wohlfarth hat seinen Vertrag beim Fußball-Oberligisten bis 2020 verlängert, seine Mannschaft seit nunmehr neun Spielen nicht mehr verloren. Lohn dafür ist Tabellenplatz fünf. Den 2:1-Heimsieg am Samstag gegen den Aufsteiger TSG Backnang hatte sich Ravensburg durch eine klare Leistungssteigerung nach dem Rückstand zu verdanken.
0:0 stand es zur Pause vor 300 Zuschauern im Stadion im Wiesental. Das lag aber nicht etwa daran, dass es keine Chancen gegeben hatte. Burhan Soyudogru hätte den FV bereits nach wenigen Sekunden in Führung bringen müssen, der Ravensburger scheiterte jedoch am weit aus dem Tor herausgeeilten Pascal Bertram. Soyudogru war am Ende dennoch der beste Mann auf dem Platz – das Tor wäre die Krönung seines starken Auftritts gewesen. „Wir wissen um seine Qualitäten“, sagte Steffen Wohlfarth. „Seit ich hier Trainer bin, wird er immer besser.“
Mit seiner Schnelligkeit und seinem Auge für die Mitspieler ist Burhan Soyudogru einer, der in der Oberliga den Unterschied machen kann. Einzig an seinem Abschluss muss der 22-Jährige, der vor der Saison vom Regionalligisten Stuttgarter Kickers nach Ravensburg kam, noch arbeiten. Deutlich abgezockter vor dem gegnerischen Tor präsentiert sich sein Cousin Rahman Soyudogru. Seine Treffer gegen Backnang waren die Saisontore Nummer 14 und 15. „Der FV hat vorne so viel Qualität, um aus wenig viel zu machen“, musste TSG-Trainer Beniamino Molinari anerkennen.
Rückstand kurz nach der Pause eingehandelt
Die Ravensburger haben allerdings auch immer wieder Schwankungen in ihrem Spiel. Nach extrem starken Beginn (Wohlfarth: „Da müssen wir in Führung gehen“) ließ der FV deutlich nach. Nach der Chance von TSGTopstürmer Mario Marinic in der 18. Minute stellte Ravensburg sein Offensivspiel aus unerfindlichen Gründen fast komplett ein. „Eine Chance des Gegners nimmt uns komplett aus dem Spiel“, haderte Wohlfarth. Nach schwachem Abwehrverhalten gab es kurz nach der Pause sogar das 0:1. Sebastian Gleißner hatte links zu viel Platz und traf ins lange Eck. „Das war ein schönes Tor, und die Führung war nicht unverdient“, meinte Molinari.
Der FV Ravensburg der Saison 2017/18 kann aber nicht nur Schwankungen in negative Richtung. Das 0:1 warf Ravensburg nicht etwa aus der Bahn, es brachte die Oberschwaben erst wieder so richtig ins Spiel. Moritz Jeggle spielte in der 59. Minute einen klasse Ball auf Thomas Zimmermann, der legte ab in die Mitte zu Rahman Soyudogru – 1:1. Der Ausgleich gab den Ravensburgern richtig Auftrieb. Der eingewechselte Jona Boneberger und die Soyudogrus sorgten für Gefahr im und am Backnanger Strafraum. TSG-Torwart Bertram verhinderte mit einer Doppelparade zunächst noch den Rückstand.
Der FV ließ Backnang aber nicht mehr aus der Schlinge – eine Flanke von Harun Toprak drückte Rahman Soyudogru zum 2:1 über die Linie. Da war sie wieder zu sehen, die Qualität des FV im Strafraum. Das Tor wollte Soyudogru mit aller Macht, seine Gegenspieler mussten sich geschlagen geben. „Wir sind für unseren Aufwand leider nicht belohnt worden“, sagte Molinari.
Kurios wurde es in den letzten zehn Minuten plus Nachspielzeit. Zunächst deutete Rahman Soyudogru Probleme an. Auf der Bank hatte Wohlfarth keinen Stürmer, also musste Maschkour Gbadamassi als Spitze ran. „Ich hatte ihm vor der Partie schon gesagt, dass das passieren könnte“, sagte Wohlfarth. „Aber er kann jede Position spielen.“Kurz nach Gbadamassis Einwechslung knickte Linksverteidiger Jascha Fiesel um - der FV hatte allerdings bereits viermal gewechselt. Fiesel biss auf die Zähne, aber nicht auf seiner Stammposition. Daniel Hörtkorn rückte nach links hinten, Gbadamassi ins Mittelfeld und Fiesel in den Sturm. Sein Dauerlächeln deutete an, dass diese Position für ihn doch sehr ungewöhnlich war.
Aber der FV brachte die drei Punkte mit „zehneinhalb Spielern“(Wohlfarth) über die Zeit. „Als Mannschaft läuft es bei uns derzeit gut“, meinte Rahman Soyudogru. „Vor allem nach dem Gegentor haben wir es richtig gut gemacht.“