Schwäbische Zeitung (Wangen)

Allgäuer fahren Rallye in den Orient

Ein Team aus dem Allgäu nimmt für den guten Zweck an der Europa-Orient-Rallye teil

- Von Claudia Bischofber­ger

„Team 34 Kolbenfres­ser“sammelt Spenden für Kinderheim­e vor Ort.

KISSLEGG - Es gibt sie noch, die wahren Helden und ihre fahrbaren Untersätze – und sie kommen aus dem Allgäu. Simon Abler, Daniel Vogler, Jens Mayer, Fabian Wiblishaus­er, Florian Streit und Jarno Neß sind das „Team 34 Kolbenfres­ser“. Die sechs Freunde haben sich auf der KfzMeister­schule in Ulm kennengele­rnt und möchten sich nun auf ein nicht ganz alltäglich­es Abenteuer begeben: die Europa-Orient-Rallye.

Am 7. Juli 2017 um 3.33 Uhr morgens nahm der Veranstalt­er die Bewerbunge­n für die Europa-OrientRall­ye an: Und tatsächlic­h hatten sich die jungen Männer einen Platz ergattert. Aufgrund zahlreiche­r Bewerbunge­n sei es nicht selbstvers­tändlich, dass man auch dabei ist. Nur 53 Teams würden angenommen. „Doch das Glück war auf unserer Seite“, sagt Simon Abler und strahlt.

Los geht es für die Allgäuer am 5. Mai in Straßburg. Schon jetzt werkeln sie fleißig an ihren Autos – einem BMW 520i, einem BMW 520D und einem Audi A4 Quattro. Jeder Wagen wird mit je zwei Personen besetzt sein.

„Wir haben in den hinteren Teil eine erhöhte Schlafgele­genheit gebaut“, erklärt Abler. Für den entstanden­en Zwischenra­um sei das auf ein Minimum reduzierte Gepäck vorgesehen. Schließlic­h müssten auch noch Spielsache­n für ein Kinderheim darin Platz finden, das im Laufe der Strecke angefahren werden soll.

Die Autos dürfen den Kaufpreis von 1111,11 Euro nicht überschrei­ten. Es sei denn, sie sind älter als 20 Jahre. Es geht in dieser Rallye auch nicht um Geschwindi­gkeit. Daher ist es den Teilnehmer­n überlassen, welche Route sie zunächst nehmen, um das erste Ziel, die Türkei, zu erreichen. Die Freunde haben sich für eine Tour am Meer entlang entschiede­n – über Kroatien und Albanien. Diese sei zwar etwas länger, habe aber den meisten Flair durch die Nähe zum Ozean. Autobahnen sind tabu sowie Handys und Navigation­ssysteme.

„Sicher ist es mal wieder eine große Herausford­erung, nur mit einer Landkarte den Weg zu finden“, sagt ein Teammitgli­ed. Sicherlich würde man so auch an Orte kommen, mit denen keiner gerechnet habe. Ist die Türkei dann erreicht, müssen innerhalb des Landes bestimmte Checkpoint­s angefahren werden. Dies sei eine Bestimmung, um der eigenen Sicherheit willen. Ab Antalya geht es für die Teilnehmer in den Flieger mit dem Ziel Tel Aviv in Israel. Die Autos kommen auf die Fähre. Dies sei notwendig, um das von Krieg gebeutelte Syrien zu umgehen.

Während sie auf die Autos warten, werden sie in sicheren Lagern untergebra­cht. Doch was geschieht, falls ein Auto kaputt geht? „Was die Kosten der Ersatzteil­e angeht, wäre es besser, wenn das Auto schon in der Türkei welche brauchen würde“, erklärt Abler. Weitaus teurer sei es dann in Jordanien. Insgesamt seien alle zu durchquere­nden Länder – ob Türkei, Jerusalem oder Jordanien – von sehr gastfreund­lichen Menschen bewohnt und die Hilfsberei­tschaft sei überall sehr groß. Sollte ein Auto gar nicht mehr fahrbar sein, würde ein dritter Notsitz eingebaut, damit niemand stehen bleiben muss.

Aufgabe: Spendenübe­rgabe

Insgesamt legen die Teilnehmer rund 8000 Kilometer zurück. Das Tagesbudge­t darf elf Euro nicht überschrei­ten. Punkte sammeln können sie, indem sie so gut wie möglich die vorgegeben­en Aufgaben meistern. Dazu gehören auch die Geschenküb­ergabe der Spielsache­n an ein Kinderheim oder Geschickli­chkeitsauf­gaben, die der Veranstalt­er geplant hat. Zudem muss jedes Team 1111 Bierdeckel mit im Gepäck haben. Diese werden von einer Künstlerin in Jerusalem gesammelt und zu einem Kunstwerk verarbeite­t.

Für diese Aktion gibt es laut den Allgäuern sogar einen Eintrag ins Guinessbuc­h der Rekorde. Die Bierdeckel seien auch schon exakt abgezählt bereit für die Reise. „Wir sind alle leidenscha­ftliche Biertrinke­r, somit war es keine Mühe dieses Soll zu erfüllen“, sagt Abler humorvoll. Die Siegerehru­ng findet in Amman, der Hauptstadt Jordaniens statt. Kein Auto wird mehr den Weg zurückfind­en, denn auch sie werden für einen guten Zweck verkauft oder verschrott­et. Selbst das „Siegerkapi­tal“bleibt im Land. Denn der Sieger bekommt ein Kamel. Dieses Tier genieße ein großes Ansehen in Jordanien und sei ein Zeichen von Reichtum, heißt es. Daher werde es einem bedürftige­n Bauern übergeben, der damit seinne Existenzgr­undlage sichern könne.

Keine Angst vor Unruhen

Angst in politische Unruhen zu geraten, hat keiner der sechs jungen Männer. Sie alle freuen sich auf die Herausford­erung, auf gemeinsame Erlebnisse und die Begegnung mit Menschen unterschie­dlicher Herkunft.

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FOTO: BISCHOFBER­GER
 ?? FOTO: BISCHOFBER­GER ?? Die sechs abenteuerl­ustigen Freunde und ihre Autos sind bereit für die Europa-Orient-Ralley (von links): Florian Streit, Fabian Wiblishaus­er, Simon Abler, Jarno Neß, Jens Mayer und Daniel Vogler.
FOTO: BISCHOFBER­GER Die sechs abenteuerl­ustigen Freunde und ihre Autos sind bereit für die Europa-Orient-Ralley (von links): Florian Streit, Fabian Wiblishaus­er, Simon Abler, Jarno Neß, Jens Mayer und Daniel Vogler.

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