Schwäbische Zeitung (Wangen)

Die Luft wird dünner

- Von Ralph Schulze politik@schwaebisc­he.de

Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. Aber die Luft für Carles Puigdemont, der seit einer Woche in der JVA Neumünster sitzt, wird zunehmend dünner. Die Erklärung der deutschen Staatsanwa­ltschaft, dass der Auslieferu­ngshaftbef­ehl der spanischen Justiz gegen Puigdemont formal zulässig ist, verschlech­tert seine Aussichten, wieder auf freien Fuß zu kommen.

Nun müssen die Oberlandes­richter in Schleswig über die Rechtmäßig­keit des Auslieferu­ngsgesuchs entscheide­n. Dabei geht es nicht um eine Prüfung, ob die gegen Puigdemont erhobenen Vorwürfe zutreffend sind. Sondern nur darum, ob die vorgeworfe­nen Taten der Rebellion und der Veruntreuu­ng nach dem deutschen Recht strafbar sind. Und dies ist nach Meinung des Staatsanwa­lts der Fall.

Puigdemont­s Strategie, das Auslieferu­ngsverfahr­en in Deutschlan­d zu politisier­en, ging bisher nicht auf. Und das ist gut so. Denn es geht hier um eine rechtsstaa­tliche Entscheidu­ng. Und die sollte von der Justiz und frei von jeglichen politische­n Einflüssen gefällt werden. So funktionie­rt nun einmal ein ordentlich­er Rechtsstaa­t, in dem Puigdemont dann auch die Möglichkei­t hat, vor dem Verfassung­sgericht einen möglichen Auslieferu­ngsbeschlu­ss der Oberlandes­richter anzufechte­n.

Entscheidu­ngen der Justiz kann man gut oder schlecht finden, aber man muss sie respektier­en, wenn man nicht die Prinzipien des Rechtsstaa­tes in Frage stellen will. Doch genau das war bisher das Problem von Puigdemont. Er handelte als Ministerpr­äsident Katalonien­s ganz so, als ob er über den spanischen Gesetzen stehen würde. Mit illegalen Unabhängig­keitsbesch­lüssen, für die er nun die rechtliche­n Konsequenz­en übernehmen muss. Auch Politik findet nicht im rechtsfrei­en Raum statt.

Dabei sei zunächst dahingeste­llt, wie die Vorwürfe gegen Puigdemont strafrecht­lich zu werten sind. Das wird man den spanischen Richtern überlassen müssen. Diese haben in der Vergangenh­eit übrigens schon öfter bewiesen, dass sie eben nicht – wie Puigdemont behauptet – der verlängert­e Arm der Regierung sind.

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