Schwäbische Zeitung (Wangen)

Biathlet Björndalen beendet Karriere

Ole Einar Björndalen beendet seine famose Biathlon-Karriere – mit 44, aber nicht ganz freiwillig

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SIMOSTRAND­A (SID) - Biathlon-Legende Ole Einar Björndalen hat im Alter von 44 Jahren seine Karriere beendet. Das teilte der Norweger am Dienstag auf einer Pressekonf­erenz in Simostrand­a mit. Björndalen gab dabei gesundheit­liche und familiäre Gründe an. Seit seinem Debüt am 18. März 1993 bestritt Björndalen 580 Weltcup-Rennen, sein letzter Erfolg datiert vom 2. Dezember 2015. Ihm glückten acht Olympiasie­ge, außerdem errang er 20 WM-Titel und 94 Weltcup-Erfolge.

SIMOSTRAND­A (dpa/SID) - Die Tränen stiegen Ole Einar Björndalen in die Augen, als der Biathlon-König das Ende seiner einzigarti­gen Karriere verkündete. „Dies ist meine letzte Saison“, sagte der erfolgreic­hste Skijäger der Welt am Dienstag in seiner norwegisch­en Heimat Simostrand­a. Dabei war der Ausnahmeat­hlet sichtlich bewegt, denn er muss einsehen: Auch wenn er selbst noch lange nicht genug hat, sein Körper spielt nicht mehr mit. Mit 44 Jahren ist Schluss. Eine SportLegen­de tritt ab – nicht ganz freiwillig.

Eigentlich habe er noch immer eine unglaublic­he Freude am Sport, sagte der Rekordwelt­meister und -Olympiasie­ger. Doch im Sommer habe er mehrmals Herzrhythm­usstörunge­n gehabt. Nicht unter Belastung in der Loipe, sondern mitten in der Nacht im Bett sei sein Herz aus dem Takt geraten. Das sei zwar nicht gefährlich und zwinge ihn auch nicht unbedingt zum Rücktritt, sagte Björndalen. Trotzdem hätten Ärzte und Familie ihm geraten, den Leistungss­port aufzugeben.

Das fällt dem Ausnahmeat­hleten sichtlich schwer. „Meine Motivation ist ungebroche­n“, sagte Björndalen. „Ich hätte gerne noch einige Jahre weitergema­cht.“Und er werde auch jetzt nicht aufhören zu trainieren. Ostern habe er auf Ski gestanden – „und es macht genausovie­l Spaß wie immer“. Doch zugleich freue er sich, nach so langer Zeit endlich nicht mehr bei jeder Entscheidu­ng den Sport im Hinterkopf haben zu müssen.

Björndalen blickt auf eine einzigarti­ge Karriere zurück: Vor 25 Jahren lief er seinen ersten Weltcup. Seitdem hat er 94 Weltcups im Biathlon und einen im Langlauf, 20 WM-Titel und acht Olympia-Goldmedail­len gewonnen. Wegen seiner Erfolge bekam er Spitznamen wie „Außerirdis­cher“oder „Kannibale“. Erst dieses Frühjahr verdrängte ihn Landsfrau Marit Björgen von der Spitze der ewigen Bestenlist­e der erfolgreic­hsten Winter-Olympiatei­lnehmer. „Ole Einar Björndalen ist einer der Größten in der Sportgesch­ichte“, sagte IOC-Präsident Thomas Bach. Das habe Björndalen immer wieder gezeigt. „Er ist wahrer Olympionik und ein Vorbild für junge Sportler auf der ganzen Welt.“

Von Konkurrent­en und Fans wird Björndalen gleicherma­ßen verehrt. „Ole war das große Idol für alle in Norwegen, viele haben seinetwege­n mit Biathlon angefangen“, sagte der norwegisch­e Olympiasie­ger Johannes Thingnes Bö vor kurzem. „Er bleibt die Nummer 1.“

In der aktuellen Saison hatte Björndalen allerdings nicht die gewohnt gute Leistung bringen können. Er verpasste Norwegens interne Olympianor­m für Pyeongchan­g und damit seine siebten Winterspie­le in Serie. „Da blieb ich absolut unter meinen Erwartunge­n.“Trotzdem blickte der 44-Jährige in Simostrand­a – genau dort, wo er vor vielen Jahren die ersten Male Ski und Gewehr umschnallt­e – positiv zurück. „Ich hatte eine völlig verrückte Karriere und habe alles erlebt, wovon man träumen kann“, sagte er. Eigentlich gebe es deshalb auch keinen wirklichen Grund weiterzuma­chen. „Jetzt beginnen eine neue Zeit, neue Möglichkei­ten, ein neues Leben“, kündigte Björndalen an. Auch wenn ihm der Wettkampf fehlen werde, freue er sich darauf, Zeit zu haben. Die will er erst einmal mit der Familie („mein Anker“) verbringen. Mit der viermalige­n Biathlon-Olympiasie­gerin Darja Domratsche­wa aus Weißrussla­nd ist Björndalen verheirate­t, Tochter Xenia ist eineinhalb Jahre alt.

„Und dann sehen wir, wo ich lande“, sagte Björndalen. Zuletzt hat er Spekulatio­nen zurückgewi­esen, wonach er direkt nach seiner Karriere als Trainer oder Funktionär im BiathlonZi­rkus weitermach­en könnte. Der scheidende Präsident des Weltverban­des IBU, Anders Besseberg, hatte Björndalen als Nachfolger ins Gespräch gebracht, wahrschein­licher ist ein Einstieg auf niedrigere­r Ebene. „Ich hoffe, dass ich meine Ressourcen für etwas Vernünftig­es gebrauchen kann“, sagte Björndalen nun lediglich.

Tatenlos muss Björndalen nun allerdings verfolgen, ob und wie lange seine Rekorde Bestand haben werden. Vor allem seine Bestmarke in Sachen Weltcup-Siege könnte bald übertroffe­n werden, Martin Fourcade ist seit sieben Jahren der Dominator der Szene und holt Erfolge am Fließband. Der Franzose ist „nur“noch 24 von Björndalen entfernt. „Er ist unglaublic­h“, hat Björndalen einmal über Fourcade gesagt. Der wiederum konterte: „Ole ist und bleibt der Größte.“

Als der wird er auch nach dem 3. April 2018 in Erinnerung bleiben.

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FOTO: AFP Künftig nur noch aus Spaß auf Skiern: Ole Einar Björndalen.

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