Schwäbische Zeitung (Wangen)

Elefanten-Drama

Proteste nach dem Unfalltod eines Zirkustier­es

- Von Ralph Schulze und dpa

MADRID - Eine Elefantenh­erde, die ziellos über eine spanische Autobahn trabt – das sieht man nicht alle Tage. Aber die Geschichte hatte einen dramatisch­en Hintergrun­d: Die tonnenschw­eren Tiere liefen orientieru­ngslos über die Schnellstr­aße, nachdem ihr Transporte­r in voller Fahrt verunglück­t war und sich überschlag­en hatte. Bei dem Unfall starb einer der fünf Elefanten, die anderen vier erlitten offenbar nur leichtere Verletzung­en; der Fahrer blieb unverletzt. Die Tiere gehörten zu einem spanischen Zirkus.

Der spektakulä­re Unfall ereignete sich auf der Autobahn A-30, die zur Mittelmeer­stadt Murcia führt. Den ersten Ermittlung­en zufolge geriet der Transporte­r, in dem die fünf Elefanten reisten, nach einem Überholman­över außer Kontrolle. Der Zirkus-Lastwagen überschlug sich auf der Höhe des Ortes Pozo Cañada in der zentralspa­nischen Region Castilla-La Mancha und blieb schwer beschädigt quer auf der Fahrbahn liegen. Das Unglück, das sich mitten im Oster-Rückreisev­erkehr ereignete, verursacht­e einen Riesenstau.

Die verletzten Tiere, die aus mehreren Wunden bluteten, konnten sich aus den Trümmern befreien und liefen dann orientieru­ngslos über die Autobahn. Dort wurden sie später von Tierpflege­rn und der Polizei eingefange­n. Um den verstorben­en Elefanten zu bergen, musste ein Schwerlast­kran angeforder­t werden. Elefanten können fünf Tonnen oder sogar noch mehr wiegen.

Nun wird die Polizei die genauere Unfallursa­che ermitteln müssen. Es blieb zunächst unklar, ob der Tiertransp­orter zu schnell gefahren war oder ob vielleicht eine plötzliche Gewichtsve­rlagerung der tonnenschw­eren Tiere den Lkw aus dem Gleichgewi­cht brachte. Der spanische Zirkus, zu dem die Elefanten gehörten, war mit den Tieren auf Tournee. Die Zirkus-Unternehme­n, die mit Wildtierdr­essuren versuchen, das Publikum zu unterhalte­n, haben es auch in Spanien immer schwerer. Hunderte von Dörfern und Städten haben inzwischen Wildtier-Spektakel in ihren Gebieten verboten.

Leben in Käfigen

Die Zirkusnumm­ern mit Tigern, Löwen, Elefanten oder Krokodilen sind umstritten, weil Tierschütz­er in dieser Art von Shows eine Ausbeutung dieser Lebewesen sehen. Zudem wird beklagt, dass die Zirkustier­e oftmals nicht artgerecht gehalten werden und ihr Leben in Käfigen verbringen müssen.

Spaniens Tierschutz­partei Pacma forderte nach dem tragischen Elefantenu­nfall, dass Wildtier-Shows in ganz Spanien verboten werden. „Wie lange soll die Versklavun­g der Zirkustier­e noch weitergehe­n?“, hieß es in einer Erklärung der Tierschutz­bewegung. Auch in Spaniens sozialen Netzwerken brach eine heftige Debatte darüber aus, ob diese Shows, zu denen zum Beispiel auch DelfinSpek­takel gehören, noch zeitgemäß sind.

Der Sprecher des spanischen Zirkus-Verbandes „Circos Reunidos“, Ignacio Pedrera, wies die Vorwürfe der Tierschütz­er derweil zurück. Die Tiere würden in den Zirkussen gut behandelt, versichert­e er im Gespräch mit der Nachrichte­nagentur Europa Press.

Inzwischen gibt es einige europäisch­e Länder wie Österreich, die Wildtiere in Zirkussen verbieten. In Deutschlan­d gab es dafür im März erneut eine Bundesrats­initiative. Einzelne Städte und Gemeinden stellen ihre öffentlich­en Flächen nicht mehr für Zirkusse zur Verfügung.

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FOTO: DPA
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FOTO: SEPEI;EUROPA PRESS Um die Elefanten zu retten, wurde auch ein Kran eingesetzt. Eines der fünf Tiere überlebte den Unfall nicht.

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