Schwäbische Zeitung (Wangen)

VfB-Volleyball­er vor der Reifeprüfu­ng

Experte Donato Iasi vergleicht vor dem Champions-League-Duell die Mannschaft­en

- Von Giuseppe Torremante

FRIEDRICHS­HAFEN - Wie stark sind die Volleyball­er des VfB Friedrichs­hafen wirklich? Nach den beiden Champions-League-K.o.-Spielen gegen den polnischen Meister Zaksa Kedzierzyn dürften Spieler, Trainer Vital Heynen und die Fans es wissen. In der Runde der letzten sechs Mannschaft­en Europas treffen die Häfler am heutigen Mittwoch (20.30 Uhr, laola1.tv) auf eine der stärksten Mannschaft­en in Europa. Donato Iasi, jahrelang Co-Trainer und Scout des VfB Friedrichs­hafen und bis heute ein vorzüglich­er Kenner des europäisch­en Volleyball­s, vergleicht für die „Schwäbisch­e Zeitung“die zwei Mannschaft­en.

Simon Tischer beim VfB und der Ex-Häfler Benjamin Toniutti (2014/2015 beim VfB) sind zwei der stärksten Ballvertei­ler in Europa. Der Kapitän der französisc­hen Nationalma­nnschaft hat stets ein gutes Auge und ein feines Händchen und wird nie nervös. Er ist bekannt dafür, schnell über die Außen zu spielen. „Tischer steht ihm in nichts nach, spielt aber aktuell eine überragend­e Saison“, so Iasi. Ein leichtes Plus für den VfB.

Zuspiel: Diagonal:

„Der Puertorika­ner Mauricio Armando Torres ist ein starker Angreifer, hat aber Probleme mit einem guten Block“, sagt Iasi. Allerdings kann er sich auf seine Mitangreif­er verlassen, wenn es bei ihm nicht läuft. Er bekommt nicht immer die schwierige­n Bälle. „Bartlomiej Boladz und Daniel Malescha haben sicherlich nicht die Qualität im Angriff wie Torres, sind aber zwei solide Spieler. Ein Plus für den polnischen Meister“, so Iasi.

Rafal Buszek und Sam Deroo schlagen sehr hart und präzise auf. Sie sind gut in der Annahme und im Angriff sehr effektiv. Beide sind sehr variabel. Ein harter Schlag ist nicht die Regel. „Beide Außenangre­ifer spielen mit Kopf, lesen den Block des Gegners gut und können auch mit einfachen Bällen punkten.“Sie sind unberechen­bar und deshalb enorm effektiv im Angriff. David Sossenheim­er und Athanasios Protopsalt­is (Zweitbeste­r Punktballs­pieler der Champions League) spielen eine starke Saison. Sie schlagen nicht hart auf, sind aber im Angriff effektiv. Beide Außenangre­ifer des VfB nehmen sehr gut an und sind vor allem in der Feldabwehr eine Bank. Die beiden Angreifer von Zaksa sind einen Tick besser.

Die Zaksa-Verteidige­r Slawomir Jungiewicz und Mateusz Bieniek sind gute Mittelbloc­ker, die von Zuspieler Benjamin Toniutti immer wieder gut eingesetzt werden. Allerdings fallen sie im Vergleich zu den drei anderen Angreifern

Außen/Annahme: Mittelbloc­k:

etwas ab. Philipp Collin und Andreas Takvam (beide VfB Friedrichs­hafen) haben hier deutliche Vorteile. „Sie sind am Netz wacher und im Angriff wirkungsvo­ller“, so Iasi. Vorteil Friedrichs­hafen.

Pawel Zatorksi (Zaksa) und Markus Steuerwald sind zwei Könner in der Annahme und Organisati­on der Abwehr. „Beide Spieler geben

Libero:

ihren Teams die nötige Stabilität.“Hier herrscht Gleichstan­d.

„Andrea Gardini und Vital Heynen sind zwei ähnliche Typen“, so Iasi. Beide studieren den Gegner ganz genau, überlassen nichts dem Zufall und bevorzugen ein taktisches Spiel statt Haudrauf. Es wird interessan­t sein, zu sehen, welche Taktik aufgeht.

Iasi: „Zaksa Kedzierzyn ist

Die Trainer: Fazit:

Der Italiener Donato Iasi war mit zwei Jahren Unterbrech­ung von 1982 bis 2015 beim VfB Friedrichs­hafen tätig. Zunächst als Co-Trainer und Statistike­r, unter anderem auch unter Stelian Moculescu, zuletzt als Scout und Gegneranal­yst. Iasi (Archivfoto Günter Kram) war ab 1995 der Erste in Deutschlan­d, der das Volleyball­analysesys­tem „Data Volley“nutzte. Bis Oktober 2017 arbeitete der 63-Jährige im Schichtdie­nst in Friedrichs­hafen bei Rolls Royce Power Systems. eine technisch sehr starke Mannschaft, die vor allem in der Annahme und im Angriff glänzt. Mit Toniutti, Torres, Deroo und Buszek hat das Team vier starke Aufschläge­r. Der polnische Meister spielt kontrollie­rt und riskiert nur etwas, wenn er es muss. Zaksa kann aber auch so spielen wie der VfB Friedrichs­hafen. Diese Variabilit­ät ist die große Stärke von Zaksa. Die Häfler kommen mit 37 Saisonsieg­en im Rücken nach Polen und mit der Gewissheit, dass sie bislang jeden Gegner kontrollie­rt haben. Ich glaube, beide Partien dieser zwei Spitzentea­ms werden einem Schachspie­l ähneln. Zaksa und der VfB werden versuchen, durch eine gute Taktik den Gegner zu verwirren, ihn zu täuschen und dann zuzuschlag­en. Wem das am besten gelingt, der steht im Final Four.“.

Die Volleyball­er des VfB Friedrichs­hafen bieten am Mittwochab­end ein Public Viewing an. Einlass in der Häfler ZF-Arena ist um 20 Uhr.

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FOTO: GÜNTER KRAM Dem Druck Stand halten heißt die Devise der beiden Annahmespi­eler David Sossenheim­er (vorne) und Athanasios Protopsalt­is.
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FOTO: VEREIN VfB-Präsident Wunibald Wösle (links) und der neue Geschäftsf­ührer der VfB Volleyball GmbH Guido Heerstraß freuen sich auf die Zusammenar­beit.

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