Erneute Diskussion um WG-Kennzeichen
Landrat sieht wenig Bedarf – Oberbürgermeister ist zurückhaltend – Viele Bürger befürworten Comeback
Viele Bürger befürworten ein Comeback der ehemaligen Autoschilder.
WANGEN - Diskussionen am Stammtisch, auf Facebook und sogar eine Online-Petition: Die Frage, ob Autofahrer wieder Zugang zu alten Kennzeichen erhalten sollen, bewegt viele Menschen. Vor kurzem hat der Kreistags im Bodenseekreis knapp gegen eine Wiedereinführung der Kennzeichen TT und ÜB für Tettnang und Überlingen entschieden. Aus diesem Anlass ist das Thema auch im Altkreis Wangen wieder in den Fokus gerückt, wo vor fünf Jahren schon der Ruf nach dem Autokennzeichen WG laut geworden war.
Erst im Februar hatte Karl Stiefenhofer, Vorsitzender des Geschichtsund Heimatvereins, erneut gefordert, die Identität des Allgäus zu stärken – indem das einstmals mit dem Altkreis Wangen abgeschaffte WG-Autokennzeichen wieder eingeführt werde. Auch mehrere Leserbriefschreiber hatten sich in jüngster Zeit in der „Schwäbischen Zeitung“ähnlich geäußert. Landrat Harald Sievers zeigte sich wenig begeistert von einem solchen „Einzäunen des Gebietes“. Er befürwortete die Vorstellung, „Teil eines großen Ganzen“zu sein und sagte: „Es geht doch um die Frage, was ich bin, und nicht, wie ich heiße.“
Kreistag und OB zeigten 2013 wenig Interesse
Bereits vor fünf Jahren diskutierte der Kreistag im Landkreis Ravensburg das Thema – weil das Regierungspräsidium Tübingen dazu aufgefordert hatte. Der Landkreis wollte damals allerdings keinen Antrag auf Wiedereinführung des WG-Kennzeichens stellen, das bis zur Kreisreform im Jahr 1973 auf den Fahrzeugen im Altkreis Wangen Usus war. Anfang des Jahres 1973 wurden die damaligen Landkreise Wangen und Ravensburg zusammengeführt. Seither tragen die Autos aus der Stadt Wangen und Umgebung anstelle des Altkennzeichens WG das einheitliche Kennzeichen RV.
Auch Wangens Oberbürgermeister Michael Lang sagte 2013, er halte nicht nicht viel von der Rückkehr zu den alten Kennzeichen, sondern finde es wichtig, dass sich Kommunen mit ihrem Landkreis identifizieren. Denn die Städte und Gemeinden im Landkreis Ravensburg seien doch eine Solidargemeinschaft.
Ähnlich äußert er sich heute: „Wir leben und arbeiten in und wir profitieren von diesem Landkreis.“Vor diesem Hintergrund werde weder die Stadt Wangen noch er als deren OB die Debatte im Kreistag wieder aufs Tapet bringen – wenngleich ihm persönlich ein „WG“auf dem Autokennzeichen sehr gut gefalle: „Ich glaube, es ist nicht richtig, dass die Stadt da initiativ wird.“Dafür seien vielmehr jene zuständig, die den Wunsch nach Wiedereinführung des WG-Kennzeichens hegen. Erst wenn es sich dabei um eine große Bürgerbewegung handele, sollte sich der Landkreis offiziell mit dem Thema befassen. Für bemerkenswert hält Lang unterdessen die Tatsache, dass die jüngsten öffentlichen Forderungen nach einem WG-Kennzeichen gar nicht aus Wangen selbst, sondern aus dem Umkreis der Stadt kamen. Dies sei ein „schönes Zeichen für die Verbundenheit der Region mit Wangen“, so der OB.
74 Prozent der Bürger wollen alte Kennzeichen zurück
Dass das Thema auch anderswo für viele mehr ist als eine Formalitätenfrage, zeigt das Ergebnis einer Umfrage in den Jahren 2010 bis 2012 unter 50 000 Menschen in rund 200 deutschen Städten. Diese ergab, dass sich 74 Prozent der Bürger eine Rückkehr der Altkennzeichen wünschen. 2012 trat dann eine Rechtsänderung in Kraft, die es ermöglicht, dass alte Kennzeichen erneut eingeführt werden können. Seither wurden mehr als 300 Auto-Kennzeichen wiederbelebt.
Auch Ralf Hofmann, Friedrichshafener mit Liebe zu Tettnang, hatte vor einigen Monaten eine Online-Petition gestartet, um ein Comeback für TT und ÜB zu erwirken. Mehr als 1000 Bürger im Kreis unterzeichneten das Papier und sorgten damit dafür, dass sich der Kreistag erneut mit der Frage befasste. Nachdem der Antrag mit knapper Mehrheit abgelehnt wurde, zeigte sich Hofmann kämpferisch. „Spätestens nach drei Jahren kommt das Thema wieder auf den Tisch“, sagte er.