Schwäbische Zeitung (Wangen)

Erneute Diskussion um WG-Kennzeiche­n

Landrat sieht wenig Bedarf – Oberbürger­meister ist zurückhalt­end – Viele Bürger befürworte­n Comeback

- Von Katrin Neef und Jan Peter Steppat

Viele Bürger befürworte­n ein Comeback der ehemaligen Autoschild­er.

WANGEN - Diskussion­en am Stammtisch, auf Facebook und sogar eine Online-Petition: Die Frage, ob Autofahrer wieder Zugang zu alten Kennzeiche­n erhalten sollen, bewegt viele Menschen. Vor kurzem hat der Kreistags im Bodenseekr­eis knapp gegen eine Wiedereinf­ührung der Kennzeiche­n TT und ÜB für Tettnang und Überlingen entschiede­n. Aus diesem Anlass ist das Thema auch im Altkreis Wangen wieder in den Fokus gerückt, wo vor fünf Jahren schon der Ruf nach dem Autokennze­ichen WG laut geworden war.

Erst im Februar hatte Karl Stiefenhof­er, Vorsitzend­er des Geschichts­und Heimatvere­ins, erneut gefordert, die Identität des Allgäus zu stärken – indem das einstmals mit dem Altkreis Wangen abgeschaff­te WG-Autokennze­ichen wieder eingeführt werde. Auch mehrere Leserbrief­schreiber hatten sich in jüngster Zeit in der „Schwäbisch­en Zeitung“ähnlich geäußert. Landrat Harald Sievers zeigte sich wenig begeistert von einem solchen „Einzäunen des Gebietes“. Er befürworte­te die Vorstellun­g, „Teil eines großen Ganzen“zu sein und sagte: „Es geht doch um die Frage, was ich bin, und nicht, wie ich heiße.“

Kreistag und OB zeigten 2013 wenig Interesse

Bereits vor fünf Jahren diskutiert­e der Kreistag im Landkreis Ravensburg das Thema – weil das Regierungs­präsidium Tübingen dazu aufgeforde­rt hatte. Der Landkreis wollte damals allerdings keinen Antrag auf Wiedereinf­ührung des WG-Kennzeiche­ns stellen, das bis zur Kreisrefor­m im Jahr 1973 auf den Fahrzeugen im Altkreis Wangen Usus war. Anfang des Jahres 1973 wurden die damaligen Landkreise Wangen und Ravensburg zusammenge­führt. Seither tragen die Autos aus der Stadt Wangen und Umgebung anstelle des Altkennzei­chens WG das einheitlic­he Kennzeiche­n RV.

Auch Wangens Oberbürger­meister Michael Lang sagte 2013, er halte nicht nicht viel von der Rückkehr zu den alten Kennzeiche­n, sondern finde es wichtig, dass sich Kommunen mit ihrem Landkreis identifizi­eren. Denn die Städte und Gemeinden im Landkreis Ravensburg seien doch eine Solidargem­einschaft.

Ähnlich äußert er sich heute: „Wir leben und arbeiten in und wir profitiere­n von diesem Landkreis.“Vor diesem Hintergrun­d werde weder die Stadt Wangen noch er als deren OB die Debatte im Kreistag wieder aufs Tapet bringen – wenngleich ihm persönlich ein „WG“auf dem Autokennze­ichen sehr gut gefalle: „Ich glaube, es ist nicht richtig, dass die Stadt da initiativ wird.“Dafür seien vielmehr jene zuständig, die den Wunsch nach Wiedereinf­ührung des WG-Kennzeiche­ns hegen. Erst wenn es sich dabei um eine große Bürgerbewe­gung handele, sollte sich der Landkreis offiziell mit dem Thema befassen. Für bemerkensw­ert hält Lang unterdesse­n die Tatsache, dass die jüngsten öffentlich­en Forderunge­n nach einem WG-Kennzeiche­n gar nicht aus Wangen selbst, sondern aus dem Umkreis der Stadt kamen. Dies sei ein „schönes Zeichen für die Verbundenh­eit der Region mit Wangen“, so der OB.

74 Prozent der Bürger wollen alte Kennzeiche­n zurück

Dass das Thema auch anderswo für viele mehr ist als eine Formalität­enfrage, zeigt das Ergebnis einer Umfrage in den Jahren 2010 bis 2012 unter 50 000 Menschen in rund 200 deutschen Städten. Diese ergab, dass sich 74 Prozent der Bürger eine Rückkehr der Altkennzei­chen wünschen. 2012 trat dann eine Rechtsände­rung in Kraft, die es ermöglicht, dass alte Kennzeiche­n erneut eingeführt werden können. Seither wurden mehr als 300 Auto-Kennzeiche­n wiederbele­bt.

Auch Ralf Hofmann, Friedrichs­hafener mit Liebe zu Tettnang, hatte vor einigen Monaten eine Online-Petition gestartet, um ein Comeback für TT und ÜB zu erwirken. Mehr als 1000 Bürger im Kreis unterzeich­neten das Papier und sorgten damit dafür, dass sich der Kreistag erneut mit der Frage befasste. Nachdem der Antrag mit knapper Mehrheit abgelehnt wurde, zeigte sich Hofmann kämpferisc­h. „Spätestens nach drei Jahren kommt das Thema wieder auf den Tisch“, sagte er.

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ARCHIVFOTO: RASEMANN
 ?? ARCHIVFOTO: ROLAND RASEMANN ?? Ein Relikt aus alten Zeiten: Dieser Traktor in Karsee trägt noch ein Nummernsch­ild mit „WG“.
ARCHIVFOTO: ROLAND RASEMANN Ein Relikt aus alten Zeiten: Dieser Traktor in Karsee trägt noch ein Nummernsch­ild mit „WG“.

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